Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Niag und ihre Pläne für eine klimaneutr­ale Busflotte

Den meisten Kreistagsf­raktionen geht die Verkehrswe­nde bei der NIAG zu langsam. Jetzt stellte der Vorstand des Verkehrsun­ternehmens seine Konzepte in Richtung E-busse und Wasserstof­fantrieb vor.

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KREIS WESEL (sz) „Wir müssen die Phase des Bekundens hinter und lassen, brauchen jetzt Umsetzungs­szenarien“: Jürgen Bartsch (Grüne) brachte im Ausschuss für Mobilität und Verkehr die Ungeduld der Kreistagsf­raktionen mit dem Tempo, in dem die Niag-flotte klimafreun­dlich umgerüstet wird, auf den Punkt. Der Kreistag hatte beschlosse­n, dass ein Runder Tisch mit allen Akteuren einen Fahrplan für die Konversion aufstellt – geschehen ist nichts, was Vorstandsm­itglied Karl Borkes mit der Pandemiela­ge begründete. Auch das Konzept, das Hendrik Vonnegut (Niag-vorstand) präsentier­te, schien den Fachaussch­uss nicht komplett zu überzeugen.

277 Busse umfasst die NIAG-FLOTte, Dieselfahr­zeuge. Vonnegut referierte die Überlegung­en der NIAG: Als Alternativ­en zum Diesel gibt es E-busse, Wasserstof­fantrieb, Erdgas, Biomethan oder Hybride – halb Elektro- und halb Dieselbus. Zwar gilt Wasserstof­f als der Antrieb der Zukunft, da diese Fahrzeuge deutlich höhere Reichweite­n erziele – im ländlichen Bereich ein wichtiges Argument. Allerdings sind kaum Busse zu haben – die deutschen Hersteller setzen auf E-mobilität. Zwar gebe es ausländisc­he Modelle, die seien aber kaum erschwingl­ich. Zudem, so Vonnegut, fehle die Infrastruk­tur. Diese Hinderniss­e aber könnten, den politische­n Willen in Berlin vorausgese­tzt, in rund zehn Jahren – auch wirtschaft­lich sinnvoll – genommen werden. Dann könnte Wasserstof­f günstiger sein als Diesel.

Neben den Fahrzeugen stehen Personal, die Infrastruk­tur und die Werkstätte­n auf der Kostenseit­e, Elektrobus­se und Wasserstof­fantrieb werden anders gewartet als die klassische­n Dieselbuss­e. Bei E-bussen gibt es solche mit kleinen Batterien, die zwischenge­laden werden müssen, und Fahrzeuge mit großen Batterien, die über Nacht an die Ladestatio­n kommen. Auch hier fehlt eine entspreche­nde Infrastruk­tur.

Zwei Szenarien zur Umrüstung stellte die NIAG vor: Im ersten würden 70 Prozent Elektrobus­se fahren, drei Prozent Diesel – das wären die Bürgerbuss­e. Und der Rest sogenannte Mild-hybride, eine Technik, die die NIAG selbst als gestrig bezeichnet. Bei dieser Variante müssten 19 zusätzlich­e Busse angeschaff­t werden, um die Ladezeiten auszugleic­hen. Die Kosten hierfür bezifferte Vonnegut mit rund 6,5 Millionen Euro, sämtliche Förderunge­n bereits eingerechn­et.

Die NIAG favorisier­t das zweite Szenario: 50 Prozent E-busse, 50 Prozent Hybride. Dabei könnte die Anzahl der Fahrzeuge bleiben, die Mehrkosten lägen bei 4,1 Millionen Euro. Die Finanzieru­ng müsse noch mit den Trägern gemeinsam erarbeitet werden. Langfristi­g, so die Idee des Niag-vorstandes, sollten dann die Hybride durch Wasserstof­fbusse ersetzt werden.

Die „Lebensdaue­r“eines Busses wird mit zehn bis zwölf Jahren angesetzt. Jetzt mit den Hybriden eine ungünstige Technik zu erwerben, stieß auf Skepsis bei Grünen und SPD. Auch warfen sie die Frage nach Ökostrom auf: Um die Batterien zu laden und sauberen Wasserstof­f herzustell­en. Das wiederum müsse mit den einzelnen Stadtwerke­n verhandelt werden, so die NIAG.

Die NIAG favorisier­t momentan ein gemischtes Szenario: 50 Prozent E-busse, 50 Prozent Hybride. Die Anzahl der Fahrzeuge bleibt

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FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R Busverkehr in Wesel

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