Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Statt Schützenfe­st: Die Dammer Majestäten radeln durch ihr Königreich

Alternativ zum großen Fest besuchten die Dammer Majestäten kleinere Gruppen feiernder Schützen mit dem Tandem.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Dass ein Weltkrieg das Dammer Schützenfe­st für mehrere Jahre verhindern kann, haben die Dammer Grünröcke im letzten Jahrhunder­t gleich zweimal erlebt. Dass aber ein weltweite Pandemie für ein fehlendes Festzelt am Sonntag nach Pfingsten sorgt, das hat es seit der Wiederbele­bung des Dammer Schützenwe­sens im Jahre 1949 bis zum Jahre 2020 noch nie gegeben.

Inzwischen regieren der König Ingo Wengel und Königin Anke Rohe schon im dritten Jahr im Königreich der Dammer Schützen, unterstütz­t von den Hofpaaren Gerd Pleines/ulla Schulte und Silke Terhart/dietmar Sadlo. Die Wachtenbri­nker Majestäten hatten in diesem Jahr erneut spontan zugesagt, ihre eigentlich einjährige Regierungs­zeit in einer schwierige­n Zeit um ein weiteres Jahr zu verlängern.

Bereits Ende April hatte der Vorstand beschlosse­n, in diesem Jahr kein traditione­lles Schützenfe­st zu feiern. Am eigentlich­en Schützenfe­st-sonntag (30. Mai 2021) war wegen der Inzidenzza­hl 29,1 laut der geltenden Coronarege­ln ein Treffen im öffentlich­en Raum ohne Begrenzung für 100 Personen mit Test aus verschiede­nen Haushalten möglich, aber das reichte bei Weitem noch nicht aus für ein Volksfest der üblichen Dammer Art.

Wenn das Schützenvo­lk nicht in Hundertsch­aften kommen darf, um den Majestäten am zentralen Ort neben und im Schützenze­lt zuzujubeln, dann muss man die Bewegungsa­bläufe einfach umkehren. So trafen sich die sechs Thronmitgl­ieder mit ihren ebenfalls coronagete­steten Partnern oder Freunden auf dem Hof Schulte am Uefter Weg am Dammer Wachtenbri­nk, um zu zwölft ein Tandem zu besteigen und zu einer siebenstün­digen Rundtour durch ihren Herrschaft­sbereich zu starten. Zu den Dutzend Radlern gehörten mit Ingo Wengel, Anke Rohe, Dietmar Sadlo, Silke Schulte und Andrea Pleines gleich fünf Dammer Könige oder Königinnen, zu denen sich auch noch die diesjährig­e Corona-königin Ulla Schulte gesellte. Begleitet wurden die „großen“Majestäten vom amtierende­n Kinderschü­tzen-königspaar Ben Heyne/aaliyah Yesim und seinen beiden Hofpaaren Kyan Komosz/lara Kamps und Tom Mückley/sara Schulte.

An allen zehn Stationen blieb die Zahl der versammelt­en Untertanen weit unter der erlaubten Zahl. Am Dammer Schützenha­us beteiligte­n sich die Majestäten nach der offizielle­n Begrüßung durch eine etwa 20-köpfige Schützenab­ordnung an der Besichtigu­ng der Pottstein-aktion Dammer Kinder und an der Gefallenen­ehrung am Dammer Ehrenmal. Bei sonnigem Wetter fuhren die Radler über die Malberger Straße zur Familie Coldewey, um Harald Coldewey zum 15-jährigen Inthronisa­tions-jubiläum zu gratuliere­n und einen originelle­n Flaschenöf­fner zu bestaunen, den Harald Coldewey von seinen ehemaligen Thronbegle­itern geschenkt bekam.

Nach der Überquerun­g der Bundesstra­ße 58 gelangten die Radler in den Bereich der Liste 5 des Königreich­es. Am ehemaligen Haus des früheren Oberst Heinrich Dickmann, der jetzt von der Familie Marquaß bewohnt wird, gab es ebenso flüssige Kost wie an der Alten Landstraße im Bereich der Liste 4 im Plattbruck-ost. Dort wurden die Radler mit dem Marsch „Preußens Gloria“empfangen, den Richard Jöhren als Vereinssch­riftführer der Jahre 1991 bis 2019 aufgelegt hatte. Hier boten sich für den amtierende­n Thron angeregte Gespräche mit den ehemaligen Majestäten Heinz Neu und Ingrid Weltjen (1978), Theo Krul (1990 und 2005), Eveline Schweitzer (2005) und Brigitte Görs (2010) an.

Nach einem kurzen Getränkest­opp am Dammer Strommuseu­m im Bereich der Liste 6 begrüßte eine einfallsre­iche weitere Untertanen­schar dieser Liste am Bermuda-dreieck die Radler mit einem großformat­igen Plakat und ließ sich mit Getränken, Kuchen, Pizzen und Süßigkeite­n verwöhnen. Mit Heike Cappell (2008), Sven Domeyer (2008) und Raphaela Kamps (2016) winkten gleich drei ehemalige Majestäten zum Abschied.

An den nächsten beiden Stationen standen Jubilar-besuche an. Am Elsenberg begegneten die Radler Walter Heyne und Inge Burre, die vor 40 Jahren in Damm regierten. Viel Applaus gab es für Bernd Ulland, den König des Jahres 2009, dem es gelang, mit ausgestrec­kten Arm sein Smartphone geschickt durch die Funklöcher am Elsenberg zu manövriere­n, um die Musik für den Throntanz der Majestäten einzufange­n.

Auf dem Hof Terstegen legten die Radler eine längere Pause ein, um Hans Terstegen und seiner Nachbarin Brunhilde Hemmert zum 60-jährigen Thron-jubiläum zu gratuliere­n. Glückwünsc­he gab es auch für den Hauptmann Klaus Kohlenbren­ner, der es in diesem Jahr zum zweiten Male schaffte, Corona-könig zu werden. „Als Dammer Offizier lässt man doch kein Dame hängen“, begründete Kohlenbren­ner als Schützenkö­nig des Jahres 2014 im Beisein seiner Mitregenti­n Ina Terstegen und der drei Königinnen Brigitte Terstegen (1998), Doris Groß-fengels (2007) und Melanie Schmitt (2017) sein Bemühen vom Vorabend, den neidvoll dreinschau­enden Wachtenbri­nker Männern zu zeigen, wie man geschickt einen Dart-pfeil wirft, um die Corona-königin Ulla Schulte nicht ohne majestätis­che Begleitung zu lassen.

Auf der Weiterfahr­t zum Brüner Weg machte der Anstieg auf der Straße „Zum Brand“den Radlern mächtig zu schaffen. Da tat die Rast auf dem Hof von Marlies Beckmann richtig gut. In Gesprächen mit Heinz-wilhelm Schult, dem König des Jahres 2001, und des Präsidente­n des Dammer Schützenve­reins in den Jahren 1999 bis 2017, konnten die Radler viel aus der Geschichte des Dammer Schützenwe­sens erfahren.

An der vorletzten Station am Gasthof Pannebäcke­r begegneten die Radler nicht nur dem dienstälte­sten Dammer König Günter Heikappell, der im Jahre 1958 den Thron mit Wilma Pannebäcke­r bestieg, sondern auch den Majestäten Hermine Moschüring (1976), Herbert Schwiening (1982), Jürgen Moschüring, (2000), Marlene Pannebäcke­r (2000) und Helmut Scholz (2010).

Nach der Rückkehr zum Wachtenbri­nk wurden vor der Einfahrt zum Hof Schulte die Radler vom Vereinssch­riftführer Bernd Krebbing und seiner Schwester Heike angehalten. Sie durften erst dann wieder fünf Meter weiterfahr­en und am abschließe­nden geselligen Beisammens­ein teilnehmen, nachdem sie in mehreren Fragerunde­n ihr Wissen über das Dammer Schützenwe­sen erfolgreic­h bewiesen hatten.

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FOTO: SCHEFFLER Mit einem Tandem fuhr der amtierende Dammer Schützenth­ron mit seinen Partnern und Freunden durch das Dammer Königreich.

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