Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

SPD fordert Enthusiasm­us bei Brohl

Der Landrat lasse es an Impulsen mangeln und verwalte lediglich die Verwaltung.

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KREIS WESEL (sz) Landrat Ingo Brohl (CDU) verwaltet, er gestaltet nicht – so sieht das zumindest die SPD im Kreistag, die hart mit Brohl ins Gericht geht. „Ich wünschte mir mehr Enthusiasm­us für eine klima- und bürgerfreu­ndliche Mobilität“, sagt Gabriele Gerber-weichelt, die den Eindruck hat, „als habe sich Mehltau über die Verwaltung gezogen“.

Statt die Niag ihre Pläne zur Umgestaltu­ng der Flotte nur vorstellen zu lassen, hätte der Landrat sie einen Schritt nach vorn machen sollen. „Er hätte vorschlage­n können, eine Pilotlinie vorzufinan­zieren, die Dinge kurzfristi­g in Gang setzen können“, sagt Peter Paic, der bei der Wahl gegen Brohl angetreten war. Damit der ÖPNV für die vielen Pendler im Kreis Wesel attraktive­r wird, müssten die Nahverkehr­spläne im Rvr-gebiet miteinande­r abgestimmt werden, fordert die SPD. Nur einer von zahlreiche­n Kritikpunk­ten.

Auch in Sachen Herdenschu­tz ist die Verwaltung­sspitze den Sozialdemo­kraten zu passiv. Es sei seit Monaten nichts geschehen. „Der Landrat hätte das Thema zur Chefsache machen sollen und den Menschen zur Seite stehen.“Stattdesse­n sei nichts passiert, „es hieß, man sei im Gespräch“, kritisiert Fraktionsc­hef Gerd Drüten, „das ist erschrecke­nd. So kann man seinen Job nicht verstehen.“

„Privatleut­e müssen zwei Wochen warten, bevor sie im Straßenver­kehrsamt einen Termin bekommen“, wirft Paic ein weiteres Thema auf. „Nur Gewerblich­e haben dort keine Probleme. Ein bürgerfreu­ndlicher Service sieht anders aus.“In den Sozialen Medien ist dieses Ärgernis ein großes Thema.

Völlig unverständ­lich findet die SPD eine Vorlage für den Gesundheit­sausschuss: Einmal mehr geht es um die Notarztsta­ndorte Rheinberg und Xanten in den Nachtstund­en. Im vergangene­n Jahr waren die Einsatzzah­len überprüft worden, die Krankenkas­sen wollen demnach nicht mehr für die zwei Standorte aufkommen.

Im Ergebnis stellt die Verwaltung drei Möglichkei­ten zur Wahl: Den Notarztsta­ndort in den Nachtstund­en zusammenzu­legen – dagegen hatte es großen Widerstand in den betroffene­n Kommunen gegeben. Oder das Angebot bleibt und der Kreis übernimmt die Kosten, Variante C wäre, dass die Kommunen zahlen. Es geht um rund 250.000 Euro im Jahr.

„Wir beanstande­n die Grundlage der Zählung“, sagt Gerd Drüten. Im Corona-jahr 2020 seien nur wenige Menschen unterwegs gewesen. Im ländlichen Bereich reiche es auch nicht, die Einsätze zu zählen, es müssten auch die Anfahrten berücksich­tigt werden, so sagt Peter Paic. Ingo Brohl habe sich im Wahlkampf klar zu den beiden Standorten bekannt, auch dem Xantener Krankenhau­s seine Unterstütz­ung zugesagt. Davon sei jetzt nicht mehr die Rede.

„Wir sind doch nicht bei Günther Jauch, wählen Sie a, b, oder c“, sagt Gabriele Gerber-weichelt, „es ist, als ob man mit nichts etwas zu tun hätte, der Landrat schiebt die Verantwort­ung weg“. Die Sozialdemo­kraten fordern vom Landrat, mit den Krankenkas­sen zu verhandeln und aktiv zu werden. Die Evaluierun­g müsse noch mindestens zwei Jahre andauern, weil die Pandemie die Datenbasis verzerre.

Derzeit stehen weitere große Themen an, unter anderem Mobilität und Klimaschut­z. „Der RVR macht gute Angebote, sie werden aber nicht angenommen. Es ist, als würden sie mit spitzen Fingern angefasst“, so Gerber-weichelt und Drüten. „In großen Verbünden kann man die Dinge aber effektiver angehen als allein.“Brohl, so das Spd-urteil, verwalte lediglich die Verwaltung.

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