Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Leuchtturm in der Krise

Der 19. Bundestag beginnt seine letzte Sitzungswo­che. Es waren herausford­ernde Jahre.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Am Ende dieser Woche werden die Saaldiener die Türen des Plenarsaal­s schließen: Die parlamenta­rische Sommerpaus­e beginnt, die letzte vor der Wahl. Es waren herausford­ernde vier Jahre für das Parlament. Der 19. Deutsche Bundestag war der größte, den es je gab: 709 Abgeordnet­e, sechs Fraktionen. Die FDP kehrte zurück. Die AFD zog erstmals ein – eine Partei, die verächtlic­h macht, für was das Parlament in der Demokratie steht. Und die dennoch beharrlich parlamenta­rische Rechte für sich einfordert. Dass es der AFD bis zum Schluss nicht gelungen ist, einen Vizepräsid­enten des Deutschen Bundestags zu stellen, weil ihn die anderen Parlamenta­rier schlicht nicht wählen wollten, ist die Folge.

An einem denkwürdig­en Tag im August stand der ehrwürdige Reichstag kurz vor einer Stürmung – auch etwas, dass man sich vor der vergangene­n Wahl nicht hätte ausmalen können. Lediglich drei Polizisten sicherten die Glastüren des Parlaments. Im Herbst dann schleusten Afd-politiker Gegner der staatliche­n Corona-maßnahmen ins Parlament – die unter anderem Regierungs­mitglieder wie Wirtschaft­sminister Peter Altmaier auf das Heftigste beschimpft­en. Bundestags­abgeordnet­e, Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Bundestage­s fürchteten um ihre Sicherheit, schlossen ihre Bürotüren ab. Es hat sich etwas verändert, und das nicht nur aufgrund der Pandemie. Die wiederum brachte emotionsge­ladene Debatten und dramatisch­e Ansprachen mit sich. Freiheitsr­echte wurden eingeschrä­nkt und beschnitte­n, Notlagen festgestel­lt, Notbremsen verabschie­det. Handlungsf­ähig blieb das Parlament trotzdem jederzeit – keine Sitzungswo­che fiel aus, die eine oder andere wurde allerdings verkürzt. In die Geschichte eingehen wird die Sitzung vom 25. März 2020, als der Bundestag binnen weniger Stunden milliarden­schwere Rettungssc­hirme beriet und beschloss. In Krisen ist zwar die Exekutive besonders gefordert. Aber: Die parlamenta­rische Demokratie wurde trotz allem nicht außer Kraft gesetzt.

Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit ihrem Stellvertr­eter Jan Drebes und Elisabeth Niejahr, der Geschäftsf­ührerin der Hertie-stiftung, ab.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany