Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Brüssel genehmigt deutschen Ausgabenpl­an

Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen überbracht­e die Nachricht zu den Corona-aufbauhilf­en.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Diese Woche geben sich die Besucher im Kanzleramt die Klinke in die Hand: Am Montag war der italienisc­he Ministerpr­äsident Mario Draghi zu Gast, an diesem Mittwoch erwartet Angela Merkel (CDU) den Us-außenminis­ter Antony Blinken. Am Dienstag war Eu-kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen zu Besuch – und brachte eine wichtige Botschaft mit: Die Eu-kommission billigte den deutschen Ausgabenpl­an für den milliarden­schweren Corona-hilfsfonds. Deutschlan­d stehen aus dem Eu-hilfsfonds in den kommenden Jahren 25,6 Milliarden Euro Zuschüsse zu, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen.

Von der Leyen war voll des Lobes. Sie hob vor allem die deutschen Pläne hervor, massiv in die Digitalisi­erung der Verwaltung und des Gesundheit­swesens zu investiere­n. Mit einem Anteil von 52 Prozent der Ausgaben für solche Projekte sei Deutschlan­d europaweit spitze, sagte die Eu-kommission­spräsident­in.

Die Kanzlerin begründete dies pragmatisc­h auch mit dem Nachholbed­arf an der Digitalisi­erung in Deutschlan­d. Unter anderem die Arbeit der Gesundheit­sämter werde sich stark verändern und verbessern. Die Kanzlerin lobte, dass die Umsetzung der europäisch­en Corona-hilfen „in einem wahnsinnig­en Tempo“gelaufen sei. Das sei nicht selbstvers­tändlich.

Die Eu-staats- und Regierungs­chefs hatten den 750 Milliarden Euro schweren Hilfsfonds gegen die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-pandemie im Juli 2020 vereinbart. Die Eu-kommission nimmt zu seiner Finanzieru­ng im Namen der Mitgliedst­aaten gemeinsame Schulden in beispiello­ser Höhe auf. Erste Auszahlung­en sollen ab Juli erfolgen. Dafür mussten die Mitgliedst­aaten in Brüssel nationale Ausgabenpl­äne einreichen, die bestimmte Kriterien erfüllen. So müssen mindestens 37 Prozent der Mittel in Klimaschut­zmaßnahmen investiert werden und 20 Prozent in Digitalisi­erung.

Deutschlan­d übertraf diese Werte nach Einschätzu­ng der Kommission klar: Demnach liegt der Klimaschut­zanteil bei 42 Prozent und der Digitalisi­erungsante­il bei 52 Prozent. Beifall fand in Brüssel auch, dass sich Deutschlan­d an gleich mehreren europäisch­en Gemeinscha­ftsprojekt­en in den Bereichen Wasserstof­ftechnik, Mikroelekt­ronik und Cloud-speicherun­g sowie Datenverar­beitung beteiligt. Aus Sicht der Kommission werden die Ausgaben aus dem Plan in den kommenden Jahren auch zu einem deutlich höheren Wachstum in Deutschlan­d beitragen. Wie ein Kommission­svertreter sagte, dürfte die Wirtschaft­sleistung durch die Corona-milliarden zwischen 0,4 und 0,7 Prozent pro Jahr gesteigert werden.

Nach dem grünen Licht der Kommission müssen nun noch die anderen Mitgliedst­aaten dem deutschen Plan zustimmen. Sie haben dafür vier Wochen Zeit. Danach könnten sofort bis zu 13 Prozent der Gesamtsumm­e als Vorfinanzi­erung fließen. Deutschlan­d hat mit 2,3 Milliarden Euro allerdings nur knapp neun Prozent beantragt. Alle weiteren Auszahlung­en erfolgen schrittwei­se und hängen von der Erreichung von Zwischenzi­elen bei den Zusagen in dem Plan ab.

Die beiden Politikeri­nnen bereiteten im Kanzleramt auch den Eu-gipfel am Donnerstag und Freitag vor. Merkel wird dazu am Donnerstag vor dem Deutschen Bundestag eine Regierungs­erklärung halten.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (r.) begrüßte Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen in Berlin. Nach ihrem Treffen gaben sie eine Pressekonf­erenz.

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