Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Tennisspie­lerin und Botschafte­rin

Angelique Kerber hat beim Heimturnie­r in Bad Homburg Spaß an ihrer Doppelroll­e. Die 33-Jährige ist nicht nur Aktive, sie ist auch in die Organisati­on eingebunde­n. Für sie ist es ein Schritt in eine Zukunft nach der aktiven Karriere.

- VON KRISTINA PUCK

BAD HOMBURG (dpa) In diesen Tagen vor Wimbledon probt Angelique Kerber für die Zukunft. Bevor sie am Ort ihres größten Triumphes ihre bisher fatale Grand-slam-saison aufhübsche­n will, wechselt die Wimbledons­iegerin von 2018 in Bad Homburg teilweise die Seite. Die 33-Jährige ist nicht nur die prominente­ste deutsche Tennisspie­lerin, die am Mittwoch gegen die Russin Anna Blinkowa ins Viertelfin­ale einziehen will. Sie ist zugleich auch Turnierbot­schafterin und in die Organisati­on eingebunde­n. Dieser Spagat gefällt ihr. Sie könne sich solche Aufgaben auch für die Zukunft vorstellen, bekräftigt­e Kerber.

Es mache ihr „unglaublic­h viel Spaß“, erzählte die Nummer 28 der Welt gut gelaunt. „Ich versuche, eine Rolle zu finden, dass ich alle glücklich machen kann“, erklärte sie. „Auf der anderen Seite habe ich den vollen Fokus auf meine Spielerrol­le, die ich natürlich immer noch als Priorität habe. Aber es ist ein besonderes Turnier.“Mit dem Rasenturni­er im Bad Homburger Kurpark plant Kerber für die Zeit nach der Karriere. Die dreimalige Grand-slam-siegerin ist als künftige Turnierdir­ektorin vorgesehen, noch übernimmt ihr Manager Aljoscha Thron den Posten. Sie selbst sei aktuell Ansprechpa­rtnerin für die anderen Spielerinn­en, beschrieb Kerber. Sie versuche, Anliegen zu klären oder zwischen ihren Konkurrent­innen, der Profiorgan­isation WTA und den Veranstalt­ern zu vermitteln.

Ihr Karriereen­de ist in den vergangene­n Monaten immer wieder ein Gesprächst­hema gewesen, weil die Resultate der ehemaligen Weltrangli­stenersten so schwach sind. Im dpa-interview kurz vor Weihnachte­n hatte Kerber verraten, sich in der Pandemie damit beschäftig­t zu haben, wann für sie der richtige Zeitpunkt sein könnte, aufzuhören. „Natürlich habe ich mir auch meine Gedanken gemacht in der Corona-zeit und das Leben abseits der

Tour zu schätzen gelernt“, hatte sie im Dezember gesagt, aber offen gelassen, ob 2021 ihre letzte Saison auf der WTA-TOUR werde.

Bad Homburg war wie Berlin als

weiteres neues deutsches Damenevent 2020 ausgefalle­n und feiert jetzt als Vorbereitu­ngsturnier auf das am Montag beginnende Grand-slamTurnie­r in Wimbledon seine Premie

re. Sie habe Herz in die Veranstalt­ung gesteckt, sagte Kerber. Und machte, wie es sich für ihre Rolle gehört, Werbung, als sie sagte, sie habe bislang nur positives Feedback bekommen. In der Tat äußerte sich etwa die tschechisc­he Spitzenspi­elerin Petra Kvitova gleich lobend.

„Wir sind es gewohnt, das ganze Jahr über zu reisen, von einem Turnier zum nächsten, und dann können so Kleinigkei­ten den Unterschie­d machen, ob sich Spielerinn­en wohlfühlen oder nicht so wohlfühlen“, erklärte die Darmstädte­rin Andrea Petkovic, eine langjährig­e Tennis-freundin von Kerber, „vor allem weil wir ja kurz davor sind, wieder in eine sehr harte Bubble zurückzuge­hen.“Damit meinte sie Wimbledon. Dafür will sich Kerber in Bad Homburg noch Selbstvert­rauen holen, damit nicht auch das dritte diesjährig­e Grand-slam-turnier so desolat endet wie die Australian Open und die French Open, als sie sich jeweils in der ersten Runde verabschie­dete. Ihr 6:1, 6:1 gegen die russische Qualifikan­tin Jekaterina Jaschina war dafür kein Prüfstein. „Mein Ziel ist Wimbledon“, stellte Kerber klar und hob heraus, warum sie noch gern Spielerin ist: „Matches zu gewinnen. Das Gefühl kriegt man auf der anderen Seite nicht so.“

 ?? FOTO: ZIMMER/MAURER/DPA ?? Angelique Kerber bei ihrem Erstrunden-auftritt in Bad Homburg gegen die Russin Jaschina.
FOTO: ZIMMER/MAURER/DPA Angelique Kerber bei ihrem Erstrunden-auftritt in Bad Homburg gegen die Russin Jaschina.

Newspapers in German

Newspapers from Germany