Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Jjunge findet seltene Geierschil­dkröte

Das Reptil lag in Ossenberg in einer Matschpfüt­ze. Der Elfjährige nahm das Tier, das in Deutschlan­d privat nicht gehalten werden darf, mit nach Hause. Mittlerwei­le befindet sich die Schildkröt­e im Terrazoo, wo sie auch bleiben soll.

- VON RENE PUTJUS

RHEINBERG Eigentlich wollte der Ossenberge­r Ben Börgmann (11) am Montagnach­mittag auf schnellste­m Weg mit seinem Cousin Justus Wicht (14) aus Grevenbroi­ch zum Spielen ins nahegelege­ne Wäldchen laufen. Doch sie wurden aufgehalte­n. Von einem Tier, das sofort ihre Aufmerksam­keit auf sich zog. Ein Reptil, das sich in einer Matschpfüt­ze an einem Feld auf der Kirchstraß­e befand. Es handelte sich um eine Schildkröt­e, das war den Jungs schnell klar. Zu diesem Zeitpunkt wussten die beiden aber noch nicht, dass es sich um ein ganz besonderes Exemplar handelt. Die zwei hatten eine seltene, aber gar nicht so ungefährli­che Geierschil­dkröte entdeckt, die in Deutschlan­d weder verkauft, noch im privaten Umfeld gehalten werden darf.

„Ben kam ganz aufgeregt zurück und erzählte von der Schildkröt­e. Ich habe ihm dann gesagt, dass er sie doch mitbringen soll“, meinte Mama Tanja Börgmann. Als ihr Sohn davon berichtete, dass das Tier einen Stock durchgebis­sen habe, war schon fast klar, dass es sich wohl nicht um eine typische Land- oder Wasserschi­ldkröte aus dem Zoogeschäf­t handelt, sondern um eine exotischer­e Art. Zumal auch der Panzer anders aussah. „Das Tier war sehr angespannt und hatte die ganze Zeit das Maul auf“, so Tanja Börgmann, die Kontakt zu Manuela Bechert von der Borther Wildtierst­ation „Meister Lampe“aufnahm, um mehr über „Iggi“zu erfahren. Ihr Sohn gab seinem Fundtier diesen Namen.

Für Bechert stand nach der Beschreibu­ng und Durchsicht von Fotos schnell fest, dass es sich um eine Schnapp- oder Geierschil­dkröte handeln muss: „Ich bin zwar keine Reptiliene­xpertin, aber das Tier ist bestimmt von jemandem illegal gehalten und garantiert ausgesetzt worden. Und es birgt durchaus Gefahren. Größere Exemplare können einen Finger durchbeiße­n.“Sie informiert­e das städtische Ordnungsam­t sowie den Kreis Wesel und nahm Kontakt zum Rheinberge­r Terrazoo auf, der auch Reptiliena­uffangstat­ion ist. Beim Kreis Wesel erfuhr Bechert, dass Haltung wie Züchtung von Geierschil­dkröten, die in Nordamerik­a leben, laut

Bundesarte­nschutzver­ordnung im privaten Umfeld untersagt sei. Und Andrea Kornelius vom Sachgebiet Ordnungswe­sen habe ihr mitgeteilt, dass vor einigen Jahren schon mal eine Schnappsch­ildkröte in Rheinberg gefunden worden sei.

Iggi, rund 25 Zentimeter groß, übernachte­te bei den Börgmanns in einer Mörtelwann­e. „Darin haben wir Wasser eingefüllt und zwei größere Steine zum Hochklette­rn reingelegt“, meinte Tanja Börgmann. Zum Fressen gab’s Salat. Wobei Geierschil­dkröten eigentlich eher Fische oder Frösche als Nahrung bevorzugen, weiß Silvana Czok, stellvertr­etende Leiterin des Rheinberge­r Terrazoos. Dorthin wurde Iggi am Dienstagna­chmittag von Tanja Börgmann gebracht. Das moderne Reptilienh­aus ist das neue Zuhause der Ossenberge­r Geierschil­dkröte. Dort traf sie auf Artgenosse­n. „Rund 25 Schnapp- und Geierschil­dkröten leben bei uns“, sagte Czok. Und die Expertin meinte weiter: „Es kommt immer mal wieder vor, dass diese bei uns seltenen und nicht angriffslu­stigen Schildkröt­en, die so groß werden können wie ein Klodeckel, ausgesetzt werden.“Es sei noch gar nicht so lange her, dass Mitarbeite­r zwei Schnappsch­ildkröten im Teich vor dem Eingang des Terrazoos gefunden hät

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Iggi kam zunächst in Quarantäne, am Mittwochmo­rgen nach dem Chippen folgt der Einzug ins große Freigehege.

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RP-FOTOS: ARMIN FISCHER (2) Diese Geierschil­dkröte hat jemand in Ossenberg ausgesetzt. Das Tier ist im Rheinberge­r Terrazoo untergekom­men.
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Ben Börgmann hat die Schildkröt­e gefunden und ihr den Namen Iggi gegeben. Übergangsz­uhause war ein Mörtelkübe­l.

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