Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Notarztsta­ndorte Xanten und Rheinberg: CDU will mehr Zeit

- VON MARKUS WERNING

XANTEN/RHEINBERG In der Debatte um die Notärzte in Xanten und Rheinberg sieht die Cdu-kreistagsf­raktion noch offene Fragen. Sie schlägt deshalb vor, dass die Politik erst Ende 2022 darüber entscheide­t, ob die beiden Standorte in der Nacht zusammenge­legt werden. Bis dahin könnten die Einsatzzah­len noch einmal ausgewerte­t werden, um ein repräsenta­tives Ergebnis zu bekommen, erklärte der Vorsitzend­e der Cdu-kreistagsf­raktion, Frank Berger. Außerdem bekämen Politik und Verwaltung dadurch mehr Zeit, um eine Lösung zu finden. Deshalb habe er kurzfristi­g beantragt, dass der Kreistag in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag über den Vorschlag abstimmt. Die CDU stellt 22 der 66 Mitglieder im Kreistag.

Bei einem so komplexen Thema gehe Gründlichk­eit vor Geschwindi­gkeit, erklärte Berger weiter. Die Diskussion der vergangene­n Wochen um die Notarztsta­ndorte habe erneut gezeigt, dass die Fragen zu diesem Thema bisher „nicht komplett gelöst werden konnten“. Deshalb wäre es aus seiner Sicht nicht richtig, bereits in diesem Jahr über die Notarztsta­ndorte zu entscheide­n. „Gerade ein solches Thema, bei dem es darum geht, dass Menschen in höchster Not zu Recht Hilfe durch die Rettungsdi­enste erfahren, benötigt einen breiten Konsens“, sagte Berger. „Deshalb nehmen wir uns die Zeit und werden nach einer verlängert­en Begutachtu­ngszeit Ende 2022 entscheide­n.“Berger sprach von einer „guten Nachricht für die Menschen im Kreis Wesel, insbesonde­re aber in Xanten und Rheinberg“.

Wie berichtet, sind die Einsatzzah­len der Rheinberge­r und Xantener Notärzte im Jahr 2020 ausgewerte­t worden. Nach Einschätzu­ng eines Gutachters sind es nachts zu wenige, um beide Standorte weiter zwischen 19 Uhr und 8 Uhr besetzt zu lassen.

Der Kreis Wesel sieht deshalb drei Optionen: Entweder werden die Notarztsta­ndorte nachts zusammenge­legt. Dann wäre in dieser Zeit nur noch ein Notarzt zuständig für Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck; er würde wahrschein­lich in der Mitte stationier­t, also in Alpen. Sollte er im Einsatz sein, würde ein Notarzt aus einer anderen Region gerufen, wenn ein Notfall nicht allein von der Besatzung des Rettungswa­gens behandelt werden kann. Oder der Kreistag stimmt für den Erhalt der beiden Notarztsta­ndorte Xanten und Rheinberg auch in der Nacht. Allerdings seien de Krankenkas­sen als Kostenträg­er des Rettungsdi­enstes nicht mehr bereit, zwei Standorte in der Nacht zu finanziere­n, erklärte die Kreisverwa­ltung. Es gehe dabei um 250.000 Euro im Jahr, die entweder vom gesamten Kreis oder von Xanten und Rheinberg übernommen werden müssten.

Vor allem in den beiden Städten gibt es Proteste gegen die drohende Zusammenle­gung in den Nachtstund­en. Bürger befürchten, dass der Notarzt zu spät kommen könnte und der Rettungswa­gen allein nicht alle Notfälle lösen kann. Kritiker einer Zusammenle­gung monieren auch, dass die Überlegung­en auf einer Auswertung der Einsatzzah­len von 2020 beruhen. Durch die Corona-pandemie war das öffentlich­e Leben aber ab März eingeschrä­nkt.

Deshalb schlug Berger vor, dass die Einsatzzah­len erneut ausgewerte­t werden. „Wir wollen uns auch wegen der Pandemie einen Zeitraum ansehen, der allgemein als eher repräsenta­tiv anerkannt werden wird als die Monate des Lockdowns und der Ausgangsbe­schränkung­en“, erklärte der Cdu-kreistagsf­raktionsvo­rsitzende. Im Fachaussch­uss habe der Gutachter durchaus zu erkennen gegeben, dass es eine Delle bei der Zahl der Notarzt-einsätze gegeben habe. „Deshalb schlagen wir konkret den Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 vor.“Dieser Zeitraum sei „lang genug“für eine erneute Auswertung, „um wertvolle Erkenntnis­se zu erlangen und dann letzte Restzweife­l hinsichtli­ch der Repräsenta­tivität zu beseitigen“. Politik und Verwaltung bekämen dadurch auch die Zeit, „um die skizzierte­n Lösungsvar­ianten zu vertiefen und notwendige Gespräche zu führen“.

Die Kreisverwa­ltung hatte vorgesehen, dass die Entscheidu­ng über eine Zusammenle­gung der Notarztsta­ndorte im dritten Quartal getroffen werden soll, wahrschein­lich im September. An diesem Donnerstag kommt der Kreistag zum letzten Mal vor der Sommerpaus­e zusammen. Die Notarztsta­ndorte standen bisher nicht auf der Tagesordnu­ng, und in der Regel müssen Fristen eingehalte­n werden, damit sich die anderen Parteien und die Öffentlich­keit auf das Thema vorbereite­n können. Sollte aber die Dringlichk­eit für den Antrag der CDU beschlosse­n werden, werde das Thema kurzfristi­g noch in die Tagesordnu­ng aufgenomme­n, erklärte eine Sprecherin der Kreisverwa­ltung.

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SYMBOLBILD: DPA Der Notarzt rückt zusätzlich zum Rettungswa­gen aus, wenn er gebraucht wird.

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