Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Notarztstandorte Xanten und Rheinberg: CDU will mehr Zeit
XANTEN/RHEINBERG In der Debatte um die Notärzte in Xanten und Rheinberg sieht die Cdu-kreistagsfraktion noch offene Fragen. Sie schlägt deshalb vor, dass die Politik erst Ende 2022 darüber entscheidet, ob die beiden Standorte in der Nacht zusammengelegt werden. Bis dahin könnten die Einsatzzahlen noch einmal ausgewertet werden, um ein repräsentatives Ergebnis zu bekommen, erklärte der Vorsitzende der Cdu-kreistagsfraktion, Frank Berger. Außerdem bekämen Politik und Verwaltung dadurch mehr Zeit, um eine Lösung zu finden. Deshalb habe er kurzfristig beantragt, dass der Kreistag in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag über den Vorschlag abstimmt. Die CDU stellt 22 der 66 Mitglieder im Kreistag.
Bei einem so komplexen Thema gehe Gründlichkeit vor Geschwindigkeit, erklärte Berger weiter. Die Diskussion der vergangenen Wochen um die Notarztstandorte habe erneut gezeigt, dass die Fragen zu diesem Thema bisher „nicht komplett gelöst werden konnten“. Deshalb wäre es aus seiner Sicht nicht richtig, bereits in diesem Jahr über die Notarztstandorte zu entscheiden. „Gerade ein solches Thema, bei dem es darum geht, dass Menschen in höchster Not zu Recht Hilfe durch die Rettungsdienste erfahren, benötigt einen breiten Konsens“, sagte Berger. „Deshalb nehmen wir uns die Zeit und werden nach einer verlängerten Begutachtungszeit Ende 2022 entscheiden.“Berger sprach von einer „guten Nachricht für die Menschen im Kreis Wesel, insbesondere aber in Xanten und Rheinberg“.
Wie berichtet, sind die Einsatzzahlen der Rheinberger und Xantener Notärzte im Jahr 2020 ausgewertet worden. Nach Einschätzung eines Gutachters sind es nachts zu wenige, um beide Standorte weiter zwischen 19 Uhr und 8 Uhr besetzt zu lassen.
Der Kreis Wesel sieht deshalb drei Optionen: Entweder werden die Notarztstandorte nachts zusammengelegt. Dann wäre in dieser Zeit nur noch ein Notarzt zuständig für Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck; er würde wahrscheinlich in der Mitte stationiert, also in Alpen. Sollte er im Einsatz sein, würde ein Notarzt aus einer anderen Region gerufen, wenn ein Notfall nicht allein von der Besatzung des Rettungswagens behandelt werden kann. Oder der Kreistag stimmt für den Erhalt der beiden Notarztstandorte Xanten und Rheinberg auch in der Nacht. Allerdings seien de Krankenkassen als Kostenträger des Rettungsdienstes nicht mehr bereit, zwei Standorte in der Nacht zu finanzieren, erklärte die Kreisverwaltung. Es gehe dabei um 250.000 Euro im Jahr, die entweder vom gesamten Kreis oder von Xanten und Rheinberg übernommen werden müssten.
Vor allem in den beiden Städten gibt es Proteste gegen die drohende Zusammenlegung in den Nachtstunden. Bürger befürchten, dass der Notarzt zu spät kommen könnte und der Rettungswagen allein nicht alle Notfälle lösen kann. Kritiker einer Zusammenlegung monieren auch, dass die Überlegungen auf einer Auswertung der Einsatzzahlen von 2020 beruhen. Durch die Corona-pandemie war das öffentliche Leben aber ab März eingeschränkt.
Deshalb schlug Berger vor, dass die Einsatzzahlen erneut ausgewertet werden. „Wir wollen uns auch wegen der Pandemie einen Zeitraum ansehen, der allgemein als eher repräsentativ anerkannt werden wird als die Monate des Lockdowns und der Ausgangsbeschränkungen“, erklärte der Cdu-kreistagsfraktionsvorsitzende. Im Fachausschuss habe der Gutachter durchaus zu erkennen gegeben, dass es eine Delle bei der Zahl der Notarzt-einsätze gegeben habe. „Deshalb schlagen wir konkret den Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 vor.“Dieser Zeitraum sei „lang genug“für eine erneute Auswertung, „um wertvolle Erkenntnisse zu erlangen und dann letzte Restzweifel hinsichtlich der Repräsentativität zu beseitigen“. Politik und Verwaltung bekämen dadurch auch die Zeit, „um die skizzierten Lösungsvarianten zu vertiefen und notwendige Gespräche zu führen“.
Die Kreisverwaltung hatte vorgesehen, dass die Entscheidung über eine Zusammenlegung der Notarztstandorte im dritten Quartal getroffen werden soll, wahrscheinlich im September. An diesem Donnerstag kommt der Kreistag zum letzten Mal vor der Sommerpause zusammen. Die Notarztstandorte standen bisher nicht auf der Tagesordnung, und in der Regel müssen Fristen eingehalten werden, damit sich die anderen Parteien und die Öffentlichkeit auf das Thema vorbereiten können. Sollte aber die Dringlichkeit für den Antrag der CDU beschlossen werden, werde das Thema kurzfristig noch in die Tagesordnung aufgenommen, erklärte eine Sprecherin der Kreisverwaltung.