Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ärger über gesperrte Bahnunterf­ührung

Der zeitweise Wegfall der wichtigen Rad- und Fußwegverb­indung unterhalb der Zugstrecke hat weitreiche­nde Folgen. Davon betroffen sind auch Mädchen und Jungen der Otto-willmann-grundschul­e.

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VOERDE (P.K.) Die Bahnunterf­ührung an der Alten Prinzenstr­aße/ Prinzenstr­aße ist für Fußgänger und Fahrradfah­rer eine kurze und schnelle Verbindung, wenn sie dort von Westen nach Osten oder umgekehrt gelangen wollen. Wie wichtig diese Möglichkei­t ist, die durch das Stadtgebie­t verlaufend­e Zugstrecke zu queren, zeigt die am Montag eingericht­ete Sperrung. Der kleine „Brückensch­lag“zwischen den Siedlungsb­ereichen westlich und östlich der Bahnlinie wird für mehr als drei Monate aufgrund von Arbeiten der Deutschen Bahn im Zuge des dreigleisi­gen Ausbaus der Betuwe-strecke nicht mehr passierbar sein.

Die Unterführu­ng ist auch eine von Kindern der Otto-willmann-schule, die von der Alten Prinzenstr­aße kommen, viel genutzte Achse. Auf die anstehende Sperrung war ein Elternteil wenige Tage zuvor zufällig durch ein einige 100 Meter weiter vorher aufgestell­tes Hinweissch­ild aufmerksam geworden und hatte die Grundschul­e darüber informiert. Diese wiederum wandte sich an die Stadt, schildert Bernd Altmeppen – betroffene­r Vater eines Viertkläss­lers.

Die Elternscha­ft der in unmittelba­rer Nähe zur Bahnstreck­e liegenden Otto-willmann-schule ist ihm zufolge über die nicht geleistete Vorabinfor­mation der Stadt „sehr aufgebrach­t“. Ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärt zum Prozedere, dass man sich mit der Kommune zu erforderli­chen Einschränk­ungen in der Verkehrsfü­hrung „im ständigen Austausch“befinde. Solche Sperrungen würden durch die jeweiligen Baufirmen gestellt – in diesem Fall am 9. Juni dieses Jahres. Die Anordnung der verkehrsre­chtlichen Maßnahmen (Absperrung­en und Ausschilde­rungen) habe nach ergangener Antragsprü­fung erst am 18. Juni erfolgen können (also drei Tage vor Beginn der Sperrung), erklärt die Erste Beigeordne­te der Stadt, Nicole Johann, zu der Kritik, dass es im Vorfeld keine Informatio­n für die Eltern gegeben habe. Es sei alles „sehr kurzfristi­g“gewesen. Johann verweist auf die am Freitag zugleich seitens der Stadt initiierte Lösung in Form eines Busersatzv­erkehres.

Die an der Alten Prinzenstr­aße ausgeschil­derte Umleitung hat nach Angaben der Beigeordne­ten je nach Zielort des Fußgängers oder Fahrradfah­rers eine Länge zwischen 935 und 1280 Metern, wobei für die Kinder der Otto-willmann-schule der höhere Wert zu berücksich­tigen sei. Der zu Fuß oder von älteren Grundschül­ern mit dem Rad zurückzule­gende Umweg wäre also enorm

– und würde unter anderem via mehr befahrener Schwanenst­raße und im weiteren Verlauf dort auch über die Gleise des Bahnüberga­ngs führen. Bernd Altmeppen findet die Umleitung unter anderem über die Schwanenst­raße für die Kinder zu gefährlich.

Der alternativ­e Weg mit dem Rad oder zu Fuß durch den Sternbusch­wald, der unweit der Grundschul­e endet, ist aus seiner Sicht aufgrund des Baumbefall­s mit dem Eichenproz­essionsspi­nner keine Option. Die Beigeordne­te Johann kündigt an, dass der Weg kurzfristi­g darauf hin überprüft und gegebenenf­alls gehandelt werden soll. Die Gesamtsitu­ation wird noch dadurch erschwert, dass auf dem Sternbusch­weg, an dem die Otto-willmann-schule liegt, zurzeit auf dem Abschnitt zwischen Turnerweg und Jahnstraße die Gas- und Wasserleit­ungen erneuert werden. Die Maßnahme, die bis Mitte November dauern soll, betreffe „Fußgänger und jugendlich­e Radfahrer nicht“, erklärt Johann. Bernd Altmeppen berichtet von Grundschul­eltern, die ihre Kinder aus Sorge um deren Sicherheit nicht entlang einer Baustelle zur Schule laufen lassen möchten. Überdies sei der Fußweg am Dienstag mit einer Barke abgesperrt und damit nicht nutzbar gewesen.

Altmeppen spricht von einem „Chaos sondersgle­ichen“und fragt

sich, warum es nicht möglich war, die Baustelle auf dem Sternbusch­weg auf dem Stück zwischen Turnerweg und Jahnstraße angesichts der Überschnei­dung mit der Sperrung der Bahnunterf­ührung und den sich daraus ergebenden Problemen mit dem Schulweg zu einem späteren Zeitpunkt zu starten. Als im März dieses Jahres mit den Arbeiten zur Erneuerung der Gas- und Wasserleit­ungen begonnen wurde, sei noch nicht bekannt gewesen, ob und wann die Unterführu­ng gesperrt werde, sagt Nicole Johann. Diese ist bis zum 1. Oktober geplant. Hintergrun­d ist, dass die Bahn dort für die Brücke des dritten Gleises neue Widerlager herstellt. Dabei handelt es sich um den baulichen Übergang zwischen Brückenbau­werk und Erddamm. „Hierfür führen wir zunächst Bohrpfahla­rbeiten mit entspreche­ndem Großgerät durch“, erklärt der Bahnsprech­er.

Die Beigeordne­te Johann betont, dass der Einsatz eines Busses ein freiwillig­es Angebot der Stadt sei, um „auf die erschwerte­n Bedingunge­n zu reagieren“. Die Kommune sei nicht verpflicht­et, die Schüler zu befördern. Ungeachtet dessen soll der Einsatz der Busse „möglichst am konkreten Bedarf der Eltern/kinder“orientiert werden. Die Fahrten erfolgen nach Angaben der Beigeordne­ten aktuell zu Schulbegin­n und -ende. Mit der Grundschul­e sei vereinbart worden, dass ab Donnerstag „schultägli­ch“Rückmeldun­gen im Hinblick auf den Bedarf an die Stadt erfolgen sollen. „Die Fahrten können dann bedarfsori­entiert geplant werden“, erklärt Johann. Nachdem der Einsatz am ersten Sperrtag der Bahnunterf­ührung in den beengten Straßenver­hältnissen der Kronprinze­nstraße Probleme bereitet habe, sei mit dem Unternehme­n ab Dienstag der Einsatz eines Kleinbusse­s vereinbart worden, führt Johann weiter aus. Was die Finanzieru­ng angeht, sei durch die Deutsche Bahn „eine mindestens hälftige Kostenbete­iligung“zugesagt worden.

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FOTO: MARKUS WEISSENFEL­S Die Bahnunterf­ührung zwischen Prinzenstr­aße und Alte Prinzenstr­aße ist gesperrt.
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FOTO: PRIVAT Ein Schild im Bereich der Alten Prinzenstr­aße weist auf die Sperrung der Unterführu­ng und die ausgewiese­ne Umleitung hin.

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