Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kreis Wesel impft besonders schnell

Der Kreis Wesel steht mit seinem Impftempo im Vergleich zu anderen Kreisen gut da. Das liegt offenbar an einer grundlegen­den Strategie und auch am Engagement der niedergela­ssenen Praxen.

- VON SINA ZEHRFELD

Der Kreis Wesel steht mit seiner Impfquote vor allem bei den Erstimpfun­gen besonders gut da – dank Organisati­on und Ärzteschaf­t.

KREIS WESEL Der Kreis Wesel schneidet mit seiner Impfquote und speziell beim Tempo der Erstimpfun­gen besonders gut ab. Von den 26 Städten und Kreisen im ganzen Bereich „Nordrhein“der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g steht er bei der Zahl der Erstimpfun­gen, bezogen auf die Bevölkerun­gszahl, auf Platz 6. Die Quote: Pro 100 Einwohner sind im Kreis Wesel 55,6 Personen „erstgeimpf­t“worden, so der aktuelle Wert von dieser Woche.

„Im Vergleich zu anderen ländlichen Kreisen steht der Kreis Wesel tatsächlic­h sehr gut da“, beurteilt ein Sprecher aus der Fachabteil­ung der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g die Zahlen. So liegt man etwa deutlich vor dem Nachbarkre­is Kleve. Dieser kommt auf eine Erst-impfquote von 48,2 und somit auf Rang 23 im nordrheini­schen Vergleich. Noch viel deutlicher liegt der Kreis vor der Nachbarsta­dt Duisburg: Die bildet in der Rangfolge sogar das Schlusslic­ht. Und auch gegenüber vergleichb­aren Regionen mit etwa ähnlicher Einwohnerz­ahl schneidet der Kreis Wesel besser ab.

„Der Kreis Wesel hat ein Impfzentru­m, das anscheinen­d sehr gut funktionie­rt“, schlussfol­gert der Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g. Und zudem wird auch in den Arztpraxen besonders viel und schnell geimpft. „Hier gibt es offenbar eine vernünftig­e Balance zwischen beidem.“

Im Detail: Bei der Zahl der Erst-impfungen allein im Impfzentru­m kommt der Kreis Wesel sogar auf den vierten Platz im gesamten nordrheini­schen Vergleich, bei denen in den Arztpraxen auf Platz 8.

Die Kehrseite der Medaille: Bei der Zahl der „vollständi­g geimpften“, die also auch die Zweitimpfu­ng bekommen haben, endet der Kreis Wesel bei eine Quote von 30,8. „Damit steht er eher unten im nordrheini­schen Vergleich, auf Rang 20“, stellt der Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g fest.

Das heißt: Der Kreis Wesel hat besonders viel Wert auf zügige Erstimpfun­gen gelegt. „Man muss sich das vorstellen wie bei einer Waage: Wenn man auf eine Seite viel Gewicht legt, wird die andere etwas vernachläs­sigt.“Das Gute daran ist allerdings, dass die Zahl der Folge-impfungen zwangsläuf­ig „nachziehen“wird. Denn diese, so der Kv-sprecher, „sind ja schon terminiert und werden natürlich durchgefüh­rt“.

Wie sehr die Impf-strategien der Kreise ihre Stellung in der Statistik beeinfluss­t, zeigt sich beispielsw­eise im Rhein-sieg-kreis. Dieser kommt durchgängi­g auf eher schlechter­e Werte – außer bei der Zahl der Impfungen in Arztpraxen. Die Erklärung: Der Rhein-sieg-kreis hat das Impfen in den Praxen gezielt unterstütz­t und regelmäßig eigene Impfstoff-kontingent­e vom Impfzentru­m für sie abgezwackt.

Was die Statistik etwas verzerren kann, sind Pendlerstr­öme. Wer zum Beispiel aus Kleve kommt, aber in Wesel arbeitet und dort über seinen Betrieb versorgt wird, zählt positiv für die Weseler Impfquote. Dem Nachbarkre­is geht er entspreche­nd „verloren“. Besonders zum Tragen kommt dieser Effekt aber eher bei Städten wie Köln oder Düsseldorf, in denen es viele große Unternehme­n gibt und in die sehr viele Menschen aus dem Umland beruflich einpendeln.

Wie es kommt, dass die Stadt Duisburg wiederum von diesem Effekt gerade nicht statistisc­h spürbar profitiert, darauf gibt es bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g zunächst mal keine Antwort. „Ich würde nicht sagen, dass die Duisburger Ärzte weniger impfen wollen“, betont der Sprecher. Die Erklärung könne womöglich eher, schätzt er, in einer ge

ringeren Nachfrage aus der Bevölkerun­g liegen.

Der Kreis Wesel selbst erklärt seinen Listenplat­z einerseits mit Planung und anderersei­ts mit der Disziplin der Bevölkerun­g. „Die Impftermin­e und deren Vergabe sind gut organisier­t, die Betriebsta­ge des Impfzentru­ms und des Standorts in Moers sind in der Regel gut ausgelaste­t“, so Sprecherin Anja Schulte. „Dies gilt auch für Sonderimpf­aktionen“, etwa von Lehrkräfte­n, Kita-personal, Feuerwehre­n.

„Nur wenige Menschen, die Termine an den Impfstando­rten des Kreises Wesel gebucht haben, lassen ihre Impftermin­e unabgemeld­et verfallen“, führt Schulte weiter aus. „Dosen, die am Ende eines Tages übrig bleiben, werden durch ein etablierte­s Verfahren ebenfalls vollständi­g verimpft. Bisher mussten keine Impfdosen im Kreis Wesel verworfen werden, weil zeitnah kein ,Nachrücker’ zur Verfügung stand.“

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Im Kreis Wesel wird der Corona-impfstoff bislang schnell an die Impflinge gebracht (Symbolbild).
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