Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Testen, testen, testen – für die anderen

- VON JULIA RATHCKE

Monatelang haben Experten es uns vorgebetet: impfen, testen, Aha-regeln einhalten. Wobei das Impfen stets als schärfste Waffe gegen die Pandemie galt. Aber es geht noch immer nicht schnell genug voran. Im Gegenteil: Die Delta-mutante legt die Schwelle zur Herdenimmu­nität noch höher. Die Impfung nützt aktuell nur den doppelt Geimpften. Denn nur bei denen gilt der Schutz vor Virusvaria­nten auch als sehr hoch.

In der Praxis sind die Inzidenzen allerdings derart niedrig, dass das Gefühl der Gefahr der Freude über Erleichter­ungen gewichen ist. Die Lust am Lockdown ist spätestens im Frühjahr jedem vergangen, und mit Blick auf den Herbst fordern schon jetzt Mediziner einen Fahrplan für eine vierte Welle. Wie aber wäre auch der Delta-variante besser zu begegnen als durch konsequent­es Testen? Gerade weil der Anteil der Sequenzier­ung, also der Untersuchu­ng auf Virusvaria­nten, heute viel höher liegt als vor Monaten, das Bild der Delta-ausbreitun­g also sehr präzise wäre. Die Testkapazi­täten sind da, sogar im Überfluss. Natürlich ist der Impuls verschwund­en, sich testen zu lassen, seit die Testpflich­t beim Einkaufen, Schwimmen oder Essengehen entfallen ist. Eine Wiedereinf­ührung der Testpflich­t wäre bei den aktuellen Zahlen keineswegs gerechtfer­tigt. Und es kann auch keine Option sein, dass sich selbst doppelt Geimpfte und Genesene langfristi­g testen lassen, obwohl sie sogar offiziell von den wenigen Regeln ausgenomme­n sind, die es noch gibt.

Trotzdem wäre es klug, wenn sich möglichst viele möglichst regelmäßig testen ließen. Wenigstens solange die Herdenimmu­nität in weiter Ferne ist, solange unklar ist, wer wen unter welchen Umständen doch noch anstecken kann. Wenn nicht für einen selbst, dann für die anderen, wenn nicht immer und ständig, dann wenigstens regelmäßig in der Reisezeit. BERICHT DELTA REIST AUCH IN EUROPA MIT, WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany