Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Testen, testen, testen – für die anderen
Monatelang haben Experten es uns vorgebetet: impfen, testen, Aha-regeln einhalten. Wobei das Impfen stets als schärfste Waffe gegen die Pandemie galt. Aber es geht noch immer nicht schnell genug voran. Im Gegenteil: Die Delta-mutante legt die Schwelle zur Herdenimmunität noch höher. Die Impfung nützt aktuell nur den doppelt Geimpften. Denn nur bei denen gilt der Schutz vor Virusvarianten auch als sehr hoch.
In der Praxis sind die Inzidenzen allerdings derart niedrig, dass das Gefühl der Gefahr der Freude über Erleichterungen gewichen ist. Die Lust am Lockdown ist spätestens im Frühjahr jedem vergangen, und mit Blick auf den Herbst fordern schon jetzt Mediziner einen Fahrplan für eine vierte Welle. Wie aber wäre auch der Delta-variante besser zu begegnen als durch konsequentes Testen? Gerade weil der Anteil der Sequenzierung, also der Untersuchung auf Virusvarianten, heute viel höher liegt als vor Monaten, das Bild der Delta-ausbreitung also sehr präzise wäre. Die Testkapazitäten sind da, sogar im Überfluss. Natürlich ist der Impuls verschwunden, sich testen zu lassen, seit die Testpflicht beim Einkaufen, Schwimmen oder Essengehen entfallen ist. Eine Wiedereinführung der Testpflicht wäre bei den aktuellen Zahlen keineswegs gerechtfertigt. Und es kann auch keine Option sein, dass sich selbst doppelt Geimpfte und Genesene langfristig testen lassen, obwohl sie sogar offiziell von den wenigen Regeln ausgenommen sind, die es noch gibt.
Trotzdem wäre es klug, wenn sich möglichst viele möglichst regelmäßig testen ließen. Wenigstens solange die Herdenimmunität in weiter Ferne ist, solange unklar ist, wer wen unter welchen Umständen doch noch anstecken kann. Wenn nicht für einen selbst, dann für die anderen, wenn nicht immer und ständig, dann wenigstens regelmäßig in der Reisezeit. BERICHT DELTA REIST AUCH IN EUROPA MIT, WIRTSCHAFT