Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Bereits 72 Taser-einsätze der Polizei in NRW
DÜSSELDORF Die Polizei in Nordrhein-westfalen hat den sogenannten Taser während der Erprobungsphase bereits in 72 Fällen eingesetzt (Stand erstes Quartal 2021), wie das Nrw-innenministerium unserer Redaktion mitteilte. „Von diesen 72 Einsätzen waren 64 Androhungen; das heißt, die Angriffs- und Gefahrensituationen konnten allein durch das Androhen des Tasers beendet und das polizeiliche Ziel erreicht werden. In acht Fällen kam es folglich zur Schussabgabe“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Schussabgaben richteten sich gegen sechs Personen und zwei Tiere.
Das Distanz-elektroimpuls-gerät, auch Taser genannt, wird seit Januar in einem einjährigen Pilotprojekt im Wachdienst von vier Kreispolizeibehörden in Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und dem Rhein-erft-kreis eingesetzt. Nach Angaben des Ministeriumssprechers wird der Taser unter anderem eingesetzt, wenn andere Zwangsmittel im Hinblick auf eine sichere Lagebewältigung nicht erfolgversprechend erscheinen oder zu nicht unerheblichen Verletzungen von Polizisten oder des polizeilichen Gegenübers führen können. „Generell lässt sich sagen, dass der Einsatz des Geräts in speziellen Einsatzsituationen das mildeste geeignete Mittel zur erfolgreichen Lagebewältigung darstellen kann“, so der Sprecher. „Welches das geeignete Mittel ist, muss immer im Einzelfall entschieden werden. In der Regel haben sich die Personen bereits nach der Androhung des Einsatzes kooperativ gezeigt.“
Für Erich Rettinghaus, den Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW, ist die Erprobungsphase bislang erfolgreich verlaufen. „Es ist das eingetreten, womit wir gerechnet haben. Der Taser ist ein wirksames Einsatzmittel, das eine deeskalierende Funktion hat“, sagt Rettinghaus.
Michael Mertens, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, wünscht sich nun, dass die Finanzierung des Geräts für eine Einführung nach dem Pilotprojekt schnellstmöglich zugesagt wird. „Das muss gesichert werden. Die Geräte zeigen, dass sie nützlich sind“, so Mertens.
Die rund 400 Polizisten in NRW, die im Wechsel die neue Waffe testen, sind zuvor geschult worden. Die Einsätze mit Tasern werden gefilmt und gespeichert. Bei dem Taser handelt es sich um ein Distanz-elektroimpuls-gerät der Firma Axon, das an Drähten befestigte Metallpfeile mit kurzen Stromimpulsen verschießen kann. Der Getroffene kann damit bei hoher Spannung außer Gefecht gesetzt werden. Die Waffe kommt vor allem bei Angriffen mit Messern aus kürzester Distanz zum Einsatz.
Die Polizisten, die mit dem Taser ausgestattet sind, sind zudem auch im Bereich der Erste-hilfe-maßnahmen fortgebildet worden. Grundsätzlich wird nach Angaben des Nrw-innenministeriums nach dem Einsatz des Geräts immer auch ein Arzt hinzugezogen.