Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Impfungen in Flüchtling­sheimen kommen voran

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Fast jeder vierte Geflüchtet­e in einer nordrhein-westfälisc­hen Einrichtun­g ist inzwischen vollständi­g geimpft. Diese Quote nannte Flüchtling­sminister Joachim Stamp (FDP) am Mittwoch im Landtag: „Wir haben große Anstrengun­gen unternomme­n, um die Impfquote auf 23 Prozent zu erhöhen.“

Noch Anfang Mai hatten nur gut sieben Prozent der Geflüchtet­en eine Impfung erhalten – und zwar nur die erste. Damit lag die Quote in den Einrichtun­gen deutlich niedriger als in der Gesamtbevö­lkerung. Das ist zwar auch heute noch so – in NRW sind laut Robert-koch-institut mit Stand 23. Juni 34,6 Prozent vollständi­g geimpft –, aber der Abstand ist deutlich kleiner geworden.

Auch bei den Infizierte­nzahlen hat sich die Lage in den Einrichtun­gen entspannt. Waren Anfang Mai noch 145 von gut 6000 Bewohnern positiv getestet, sind es jetzt nur noch 32. Die Delta-virusvaria­nte sei dabei nicht festgestel­lt worden, sagte Carola Holzberg, Referatsle­iterin im Flüchtling­sministeri­um. Eine Einrichtun­g stehe allerdings zurzeit komplett unter Quarantäne, weil bei einem Bustransfe­r drei unerkannt Infizierte zwei weitere angesteckt hätten – obwohl regelmäßig getestet werde. Um das Ansteckung­srisiko zu verringern, werden die Einrichtun­gen zurzeit nur zu maximal 65 Prozent belegt, die durchschni­ttliche Auslastung liege aber mit 56 Prozent der belegbaren Plätze deutlich darunter.

In allen Einrichtun­gen habe es mittlerwei­le aufsuchend­e Impfungen gegeben, so die Referatsle­iterin. Die Impfbereit­schaft sei sehr unterschie­dlich. Zur Informatio­n stünden Aufklärung­sbögen und Videos zur Verfügung. Neben Gesprächen mit Ärztinnen habe man sehr gute Erfahrunge­n damit gemacht, weibliche, bereits geimpfte Geflüchtet­e zur Aufklärung einzusetze­n. Diese seien viel weniger skeptisch und sähen die Vorteile auch für die eigenen Kinder, wenn sie selbst geimpft seien.

Die Corona-lage erlaubt es Stamp zufolge auch, Deutschkur­se und Freizeitan­gebote, insbesonde­re unter freiem Himmel, wieder zu ermögliche­n. Zu beobachten sei aber, dass die dafür erforderli­chen Ehrenamtli­chen nur zögerlich zurückkäme­n, offenbar weil die Angst vor Ansteckung noch groß sei, so Holzberg.

Nach den Badeunfäll­en der jüngsten Tage, die vor allem Migranten betrafen, hat das Ministeriu­m die Bezirksreg­ierungen angewiesen, die Bewohner in Flüchtling­seinrichtu­ngen auf die Gefahren des Schwimmens im Rhein hinzuweise­n. Auch die DLRG solle Aufklärung­sangebote machen. Zusätzlich gebe es mehrsprach­ige Baderegeln.

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