Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Impfungen in Flüchtlingsheimen kommen voran
DÜSSELDORF Fast jeder vierte Geflüchtete in einer nordrhein-westfälischen Einrichtung ist inzwischen vollständig geimpft. Diese Quote nannte Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) am Mittwoch im Landtag: „Wir haben große Anstrengungen unternommen, um die Impfquote auf 23 Prozent zu erhöhen.“
Noch Anfang Mai hatten nur gut sieben Prozent der Geflüchteten eine Impfung erhalten – und zwar nur die erste. Damit lag die Quote in den Einrichtungen deutlich niedriger als in der Gesamtbevölkerung. Das ist zwar auch heute noch so – in NRW sind laut Robert-koch-institut mit Stand 23. Juni 34,6 Prozent vollständig geimpft –, aber der Abstand ist deutlich kleiner geworden.
Auch bei den Infiziertenzahlen hat sich die Lage in den Einrichtungen entspannt. Waren Anfang Mai noch 145 von gut 6000 Bewohnern positiv getestet, sind es jetzt nur noch 32. Die Delta-virusvariante sei dabei nicht festgestellt worden, sagte Carola Holzberg, Referatsleiterin im Flüchtlingsministerium. Eine Einrichtung stehe allerdings zurzeit komplett unter Quarantäne, weil bei einem Bustransfer drei unerkannt Infizierte zwei weitere angesteckt hätten – obwohl regelmäßig getestet werde. Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, werden die Einrichtungen zurzeit nur zu maximal 65 Prozent belegt, die durchschnittliche Auslastung liege aber mit 56 Prozent der belegbaren Plätze deutlich darunter.
In allen Einrichtungen habe es mittlerweile aufsuchende Impfungen gegeben, so die Referatsleiterin. Die Impfbereitschaft sei sehr unterschiedlich. Zur Information stünden Aufklärungsbögen und Videos zur Verfügung. Neben Gesprächen mit Ärztinnen habe man sehr gute Erfahrungen damit gemacht, weibliche, bereits geimpfte Geflüchtete zur Aufklärung einzusetzen. Diese seien viel weniger skeptisch und sähen die Vorteile auch für die eigenen Kinder, wenn sie selbst geimpft seien.
Die Corona-lage erlaubt es Stamp zufolge auch, Deutschkurse und Freizeitangebote, insbesondere unter freiem Himmel, wieder zu ermöglichen. Zu beobachten sei aber, dass die dafür erforderlichen Ehrenamtlichen nur zögerlich zurückkämen, offenbar weil die Angst vor Ansteckung noch groß sei, so Holzberg.
Nach den Badeunfällen der jüngsten Tage, die vor allem Migranten betrafen, hat das Ministerium die Bezirksregierungen angewiesen, die Bewohner in Flüchtlingseinrichtungen auf die Gefahren des Schwimmens im Rhein hinzuweisen. Auch die DLRG solle Aufklärungsangebote machen. Zusätzlich gebe es mehrsprachige Baderegeln.