Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Russland beschießt britisches Schiff
MOSKAU (dpa) Russland hat bei einer beispiellosen Aktion im Schwarzen Meer vor der Halbinsel Krim Bomben und Schüsse zur Abschreckung eines britischen Kriegsschiffs abgefeuert. Ein Kampfjet vom Typ Suchoi Su-24 warf Bomben ab, ein Kriegsschiff schoss zur Warnung. Der britische Zerstörer „HMS Defender“drehte ab. Neben dem Verteidigungsministerium sprach auch das Außenministerium in Moskau von einer „groben britischen Provokation“, die gegen internationales und russisches Recht verstoße.
Russland hatte die ukrainische Halbinsel Krim 2014 annektiert und sieht die Gewässer davor nunmehr als russisch an. Die Einverleibung wird international allerdings als illegal eingestuft. Daher sprach das britische Verteidigungsministerium auch von einer „harmlosen Durchfahrt“durch ukrainische Gewässer, im Einklang mit internationalem Recht.
Nach dem Vorfall musste der britische Botschafter ins Außenministerium in Moskau zum Rapport und der Militärattaché ins Verteidigungsministerium. Doch London wiegelte ab. Zwar bestätigten die Briten, dass es Schüsse gegeben habe. Doch sei das Feuer zuvor als russische Militärübung angekündigt worden. Es habe keine Schüsse und Bomben gegeben, die dem britischen Zerstörer gegolten haben.
Ein Bbc-reporter an Deck der „HMS Defender“berichtete jedoch von massiven Versuchen russischer Flugzeuge und Schiffe, den Zerstörer von seinem Kurs abzubringen. „Zeitweise waren 20 (russische) Flugzeuge über dem Kriegsschiff“, sagte er in einem aufgezeichneten Telefonat. Es habe Warnungen der Küstenwache gegeben und auch Schüsse, die seien jedoch wohl außerhalb der Reichweite abgefeuert worden. Die „HMS Defender“habe trotzdem ihren Kurs beibehalten.
Das britische Kriegsschiff soll sich dort zu einem geplanten Manöver in den kommenden Tagen aufgehalten haben. Die Version, die das russische Verteidigungsministerium am Abend noch einmal bekräftigte, lautet: Der Zerstörer „HMS Defender“sei am Mittag unweit vom Kap Fiolent im Südwesten der Krim drei Kilometer weit in russische Hoheitsgewässer gefahren. Auf Warnungen habe die Besatzung nicht reagiert. Daraufhin habe ein Grenzpatrouillenschiff Warnschüsse abgegeben und ein Flugzeug „präventiv“vier Bomben auf den Kurs des Schiffes abgeworfen. Großbritannien erkennt das Gewässer nicht als russisch an – und ist sich somit keiner Schuld bewusst.