Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dauerbrenn­er Martin, Altstar Greipel, Joker Buchmann

In der Gesamtwert­ung der Tour de France spielen die deutschen Profis in diesem Jahr wohl keine Rolle. Insgesamt zwölf Deutsche gehen an den Start.

- VON TOM BACHMANN UND STEFAN TABELING

BREST (dpa) Den Traum von einem sechsten Etappensie­g bei der Tour de France hat Tony Martin noch nicht aufgegeben. „In den Zeitfahren habe ich vom Team alle Freiheiten. Wenn ich konkurrenz­fähig bin, werde ich schnell fahren“, sagte der viermalige Weltmeiste­r vor dem Start der Tour am Samstag in Brest. Und tatsächlic­h könnten die beiden Highspeed-zeitfahren auf der fünften und 20. Etappe Martin liegen und etwas Abwechslun­g in seine Frankreich-rundfahrt bringen, die ansonsten von Helferdien­sten für Top-favorit Primoz Roglic geprägt sein wird.

Wie beim in seine 13. Tour gehenden Martin (36) wird es auch für die elf weiteren deutschen Rad-profis schwer, einen Etappensie­g zu holen. Denn sie haben meistens andere Aufgaben. „Wir wollen mit Primoz gewinnen“, betonte Martin, nachdem sich Roglic im vergangene­n Jahr das Gelbe Trikot auf der vorletzten Etappe noch abnehmen ließ. „Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft zu unterstütz­en.“André Greipel (38) darf zwar unerwartet noch einmal als Top-sprinter des Teams Israel Start-up Nation zur Tour, für seinen zwölften Etappensie­g muss aber viel zusammenpa­ssen. Entspreche­nd zurückhalt­end geht der Routinier in seine elfte Tour. „Ich bin stolz darauf, zu diesem Aufgebot zu gehören. Ich fühle mich ganz gut in Form und bin bereit“, sagte Greipel, der in Rick Zabel seinen wichtigste­n Anfahrer dabei hat. Eigentlich war das Duo für den Giro eingeplant, doch die Tour dürfte Greipel lieber sein.

Hoffnungen auf einen Etappensie­g kann sich Emanuel Buchmann machen. Der Kletterspe­zialist wurde kurzfristi­g vom Team Bora-hansgrohe nominiert und geht nach sturzbedin­gtem Aus beim Giro nun in einer Sonderroll­e in die Tour. „Emu wird alle Freiheiten haben“, sagte Teamchef Ralph Denk. „Wir schauen mal, wie es läuft, und im Idealfall kann er in den Bergen seine Stärke zeigen.“Die Kapitäne des besten deutschen Rennstalls sind hingegen der Niederländ­er Wilco Kelderman und der Slowake Peter Sagan. Stark in den Bergen ist auch Simon Geschke, der dort aber nur bedingt Freiheiten bekommen wird. „Ich werde unseren Kapitän Guillaume Martin so lange wie möglich unterstütz­en. Meine Rolle ist ein wenig so wie 2018 bei Sunweb, als ich Tom Dumoulin unterstütz­t habe und er am Ende Zweiter geworden ist“, sagte Geschke. Da es bei Martin für das Podium wohl nicht reichen wird, soll der Berliner vom französisc­hen Team Cofidis auch Chancen auf einen Etappensie­g bekommen. Schließlic­h ist ein Tageserfol­g bei der Tour für eine heimische Mannschaft Gold wert.

Spannend wird die Entwicklun­g von Max Walscheid. Der 28-Jährige ist der Sprinter Nummer eins seiner Mannschaft Qhubeka-assos, muss sich aber allein durch das Peloton kämpfen. „Ich habe im Sprint selbst keine Helfer“, sagte Walscheid. Zudem hat er bereits den Giro in den Beinen. „Von der Belastung her wird es ein Experiment. Aber ich freue mich unheimlich auf die Tour.“Zumal Walscheid zuletzt auch im Zeitfahren sehr gute Ergebnisse eingefahre­n hatte. Nur Außenseite­rchancen hat das deutsche Duo Jonas Koch und Georg Zimmermann vom kleinen belgischen Rennstall Intermarch­é-wanty-gobert. Der formstärks­te Deutsche fehlt. Maximilian Schachmann holte eine Woche vor der Tour den deutschen Meistertit­el und verabschie­dete sich dann in eine Trainingsp­hase, ehe er bei den Olympische­n Spielen eine Medaille holen will.

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FOTO: VALENTIN FLAURAUD/DPA Radprofi Emanuel Buchmann aus Deutschlan­d.

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