Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Variante reist auch in Europa mit
Völlig unbeschwert wird auch dieser Sommer nicht. Manche Länder beobachten schon mehr Mutationen.
DÜSSELDORF Viren gehen gerne auf Reisen. Die Variante Delta (B.1.617.2) des Coronavirus hat sich innerhalb kürzester Zeit von Indien aus auf den Kontinenten verbreitet. Die Mutation gilt als viel ansteckender als die bisherigen Varianten. Experten rechnen damit, dass Delta sich in absehbarer Zeit als dominierender Stamm durchsetzen wird. In Europa ist die Lage bisher in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich. Außerdem sind direkte Vergleiche der Daten schwierig. Die Eu-kommission setzt sich dafür ein, dass bei fünf bis zehn Prozent aller positiven Abstriche eine Analyse des Erbmaterials erfolgen muss, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Von dieser Quote sind einige Länder weit entfernt. In manchen Teilen Europas könnte also die Dunkelziffer einzelner Varianten sehr hoch sein.
Österreich Laut dem österreichischen Gesundheitsministerium macht die Delta-variante derzeit etwa ein Viertel aller Infektionen im Land aus. Da aber die Fallzahlen insgesamt aktuell sehr niedrig sind – die Inzidenz im Alpenland liegt,
Stand diesen Mittwoch, knapp unter zehn –, ist die Lage dort aktuell relativ entspannt.
Großbritannien In England hat sich Delta längst durchgesetzt. Fachleute gehen davon aus, dass die Mutation mittlerweile für über 90 Prozent der Infektionen verantwortlich ist. Inzidenz und Krankenhauseinweisungen im Land nehmen wieder stark zu. Die Regierung hat die ursprünglich für Mitte Juni geplante Aufhebung der Einschränkungen um vier Wochen verschoben. Die Bundesregierung hat Großbritannien als Virusvariantengebiet eingestuft.
Frankreich Die Inzidenz ist dort zuletzt zügig gesunken und liegt aktuell bei 23. Der Anteil der Delta-variante lag laut Gesundheitsminister Olivier Véran Mitte Juni noch bei zwei bis vier Prozent der positiven Corona-tests. Inzwischen ist er gestiegen: Die Europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) gibt einen Wert von 8,4 Prozent an.
Italien Das Land steht aktuell sehr gut da mit einer Inzidenz von 12. Aber auch hier ist die Sorge vor der neuen Mutation groß. Für Einreisende aus Großbritannien hat Italien eine fünftägige Quarantänepflicht eingeführt. Das Magazin „Business Insider“gibt für Italien einen Delta-anteil von 5,4 Prozent an.
Portugal Das Land in Südeuropa ist der zweite Delta-hotspot in Europa: Der nationale Gesundheitsdienst Insa gab zuletzt für den Großraum Lissabon einen Anteil der Variante von 60 Prozent an. Die Hauptstadt Lissabon wurde am Wochenende vorübergehend abgeriegelt. Auch die Algarve verzeichnet steigende Zahlen. Portugal könnte eine generelle Einstufung als Virusvariantengebiet bevorstehen. Das würde für Reiserückkehrer 14 Tage Quarantäne bedeuten, unabhängig vom Impfstatus.
Spanien Spanien hat mit 50,2 im Eu-vergleich noch eine relativ hohe Inzidenz. Laut der ECDC macht hier die Delta-variante etwa 11,4 Prozent aus. Regionale Unterschiede fallen hier auf, auf der Ferieninsel Teneriffa etwa hat sich die Inzidenz auf über 80 zuletzt fast verdoppelt. Auf den Balearen ist die Lage dagegen entspannt mit einer Inzidenz von 21,2 (Stand Dienstag).
Türkei Hier ist die Lage ähnlich wie in Spanien. Die Inzidenz liegt aktuell bei 47,1. Nach Informationen von „Business Insider“ist der Anteil der Delta-variante aber niedrig und liegt bei etwa zwei Prozent der Fälle.
Griechenland In Griechenland ist nach Angaben der „Südwest-presse“noch kein Fall der Delta-variante entdeckt worden. Allerdings wird auch hier – ähnlich wie in der Türkei – im Vergleich zu Großbritannien nur selten sequenziert. Die Inzidenz in Griechenland beträgt 26,4, die Lage scheint recht entspannt.