Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Land will angeschlagenen Bahnbetreiber Abellio retten
DÜSSELDORF Lange sah die Zukunft des privaten Bahnunternehmens Abellio finster aus. Jetzt hegt Nrw-verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) die Hoffnung, dass es doch einen Kompromiss gibt. Das sagte er am Dienstag im Verkehrsauschuss des Landtags. Das Land sei bereit, den Bahnunternehmen, die den Schienenverkehr für die Verkehrsverbünde wie den VRR oder den VRS abwickeln, Mehrkosten zu erstatten, die unvorhersehbar und außerhalb ihrer Einflusssphäre entstanden seien. Das Land sei bereit, die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen, um „stabile Verkehre“zu gewährleisten, so Wüst. Damit verbunden sei die klare Erwartung, dass bald eine Einigung erfolge. „Ziel muss es sein, für Fahrgäste und Mitarbeiter eine verlässliche Perspektive zu geben.“
Konkret meint er damit, dass die Verkehrsverbünde mit den Bahnunternehmen aushandeln, welche Zuschläge es gegenüber den früheren Vereinbarungen geben kann. Ausgeschlossen ist, Abellio einen deutlich höheren Nachschlag als Wettbewerbern wie DB Regio zu geben.die Kehrseite an Wüsts Einigungsappell ist, dass schon seit Ende 2020 über die Verträge der Verkehrsverbünde mit den Bahnunternehmen gestritten wird. Um Druck zu machen, hatte vor wenigen Wochen der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra offen damit gedroht, Abellio als Deutschland-ableger der niederländischen Eisenbahn pleite gehen zu lassen, da die Verluste zu hoch seien. Damals hatte das Nrw-verkehrsministerium dies zurückgewiesen und erklärt, es gehe davon aus, dass alle Garantieerklärungen für den Zugbetrieb in Nordrhein-westfalen gültig seien. Ganz so sicher scheint das Land aber nicht zu sein, ob Abellio nicht doch aufgibt. Im schriftlichen Bericht an den Ausschuss heißt es: „Für den nach aktuellem Stand unwahrscheinlichen Fall eines Marktaustritts von Abellio haben die Aufgabenträger Vorsorge getroffen, dass durch entsprechende Maßnahmen der weitere Betrieb der von Abellio gefahrenen Linien sichergestellt wird.“
Derweil hat die Bahn bekannt gegeben, im Rheinland drei teilweise stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen: Es handelt sich um eine Route vom Duisburger Hauptbahnhof nach Düsseldorf-rath, die Ratinger Weststrecke genannt wird. Zweitens wird eine Strecke bei Düsseldorf-lierenfeld reaktiviert, die ab dem Abzweig Berg startet. Drittens wird die Walsumbahn von Wesel nach Oberhausen reaktiviert.