Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Ein gestohlenes Jahr“
Die Feuerwehr in Hamminkeln zieht eine späte Jahresbilanz. 2020 stand natürlich ganz im Zeichen der Pandemie: Die Aufgaben haben sich zwar wenig verändert, doch war Corona Herausforderung und Prüfstein für die Kameradschaft.
HAMMINKELN Im Zeichen der Corona-pandemie hat die Hamminkelner Feuerwehr eine einzigartige Jahresbilanz 2020 gezogen. Dass sie jetzt vorgelegt wird ist zudem außergewöhnlich spät, sonst steht der Jahresbericht im Februar an. Dann findet die Jahreshauptversammlung der fünf Löschzüge statt. Ein solches Treffen war diesmal nicht möglich.
Den Bericht liefert Wehrführer Michael Wolbring nun schriftlich. Sein Fazit zum Pandemie-jahr aus Sicht der Feuerwehr klingt bemerkenswert: „Es schien so unwirklich, wie das Drehbuch eines Katastrophenfilms.“Ende Februar 2020 wurde der erste Corona-fall im Kreis Wesel offenkundig. Um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Hamminkeln sicherzustellen, wurde die Stufe eins des Sondereinsatzplans (SEP) Pandemie in Kraft gesetzt. Es folgte ein außerordentliches Treffen mit den Einheitsführern und dann eine Reihe von Maßnahmen. „Die begleiten uns bis heute“, sagt Wolbring.
Zwei Wochen später folgte der erste offiziell bestätigte Coronafall in Hamminkeln. Und dann mit dem Lockdown eine Kette an Maßnahmen für die ganze Bevölkerung. „Das Einsatzgeschehen änderte sich für die Feuerwehr jedoch wenig“, betont der Wehrführer. Die Wehr wurde gefordert durch Brandeinsätze und schwere Unfälle. Dazu setzten die Projekt- und Arbeitsgruppen aus allen Einheiten ihre Tätigkeiten online fort und investierten viele hunderte Stunden. Manche Übungsdienst, Seminare und Lehrgänge wurden abgesagt. Eine gute funktionierende Feuerwehr lebt auch von Gemeinsinn und Kameradschaft. Dies zu erhalten war eine Herausforderung, denn hineingetragene Infektionen haben „uns auch getroffen, wo es am meisten weht tut – beim kameradschaftlichen Zusammenhalt“. Wolbring betont: „Wir haben uns rasch an die Veränderungen angepasst, doch es fühlt sich an, als hätte man uns ein Lebensjahr gestohlen und eine gewisse Leere hinterlassen.“
Doch es gibt auch positive Zeichen. Im Januar wurden schon die Beförderungen ausgesprochen – ein gutes Motivationszeichen. Die Mitgliederzahlen sind stabil in den Löschzügen, trotz Corona gab es auch Neuaufnahmen. Die Aktiven sind alle geimpft, und im Herbst könnte sich der Betrieb komplett normalisieren. Das wäre auch zu wünschen, denn Brände und Unfälle haben auch in der Pandemie das Einsatzgeschehen 2020 geprägt. Das schlimmste Ereignis war der Unfall am unbeschrankten Bahnübergang an der „Bocholter“-strecke in Lankernbrok. Drei Tote waren zu beklagen. Einen Großeinsatz gab es beim Brand einer Lagerhalle in Loikum. Mehrere Personen wurden durch Flammen verletzt. In Wertherbruch kam es zu einem Scheunenbrand.
Die Löschzüge absolvierten insgesamt 241 Einsätze und erreichten so das Niveau des Vorjahres. 69 Brandbekämpfungen und 136 technische Hilfeleistungen verzeichnet die Jahresstatistik. Es gab gefährliche Einsätze wie in Brünen, wo in einem Waldstück bei Löscharbeiten eine Weltkriegsgranate explodierte und weitere Munition gekühlt werden musste.
„Es schien so unwirklich, wie das Drehbuch eines Katastrophenfilms“Michael Wolbring Wehrführer Hamminkeln