Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bus für direkte Demokratie in Dinslaken

Der weiße Doppeldeck­er mit der nicht zu übersehend­en Aufschrift „Omnibus für direkte Demokratie in Deutschlan­d“und dem Zusatz „Volksabsti­mmung“macht Station in Dinslaken. Er steht auf dem Neutorplat­z.

- VON HEINZ SCHILD

DINSLAKEN Werner Küppers ist nicht nur der Fahrer, er lebt und arbeitet in dem Omnibus – und das seit inzwischen 20 Jahren. Jährlich macht er in etwa 100 Städten mit dem weißen Doppeldeck­er Station und wirbt bei den Menschen für „direkte Demokratie durch Volksabsti­mmung“. Das Fahrzeug steht seit Mittwoch auf dem Neutorplat­z und hat auch noch am Donnerstag dort seinen Standort. Im Auftrag der gemeinnütz­igen Gmbh „Omnibus für direkte Demokratie“, die sich als parteipoli­tisch unabhängig­e Bürgerinit­iative versteht, ist er in Deutschlan­d und auch in Europa unterwegs.

Als einen „Skandal“bezeichnet es Werner Küppers, dass es auf Bundeseben­de, nach seinem Verständni­s, keine direkte Demokratie gebe. Während Wahlen durch Gesetze geregelt seien, fehle eine gesetzlich­e Regelung zur bundesweit­en Volksabsti­mmung.

Die Bürgerinit­iative, so Küppers, führt deshalb gemeinsam mit sechs weiteren Organisati­onen (German Zero, change.org, Democracy Internatio­nal, Mehr Demokratie, Open Petition und Abstimmung 21) eine selbstorga­nsierte bundesweit­e Abstimmung­saktion zur Bundestags­wahl 2021 durch. Die Abstimmung­sunterlage­n können bestellt werden und gehen per Post an die Interessen­ten raus. Diese können dann ebenfalls per Post zu vier Themen abstimmen. Es sind dies: bundesweit­e Volksabsti­mmungen, doppelte Widerspruc­hsregelung bei Organspend­en, Einführung eines gemeinwohl­finanziert­en Krankenhau­sfinanzier­ungs-systems und ein Klimapaket zum Erreichen des 1,5-Grad-ziels bis zum Jahr 2035.

Die Positionen pro und contra zu den jeweiligen Themen werden in einem Begleithef­t dargelegt. Zur Bundestags­wahl, die am 26. September dieses Jahres stattfinde­t, sollen die Ergebnisse der Abstimmung vorliegen und bekannt gegeben werden. Wer Interesse hat, sich daran zu beteiligen, kann sich am Bus in die dort bereitlieg­enden Listen eintragen, teilnehmen können an dem sogenannte­n „Demokratie-experiment Abstimmung 21“alle Bürgerinne­n und Bürger ab 16 Jahren. „Wir hoffen auf eine Millionen Unterschri­ften“, so Küppers, der barfuß, bekleidet mit Hose, T-shirt und rosafarben­em Sommermant­el, vor dem Omnibus steht.

„Volksabsti­mmungen sind die Schule der Demokratie. Vor jedem Volksentsc­heid werden die Themen umfassend und verständli­ch aufbereite­t in den Medien behandelt und untereinan­der diskutiert“, sagt der 71-jährige Werner Küppers. Wichtige Themen hätten in der Bevölkerun­g längst eine Mehrheit, während in den Parteien noch darüber gestritten werde. Das zeigten die Bürgerbege­hren und Bürgerents­cheide in den Gemeinden und Städten so

wie die zunehmende Zahl der landesweit­en Volksbegeh­ren und Abstimmung­en.

Der „Omnibus für direkte Demokratie in Deutschlan­d“ist nach Aussage der gleichnami­gen Bürgerinit­ivon politische­n Parteien agiert. Das Unternehme­n ist als gemeinnütz­ige Gmbh (Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung) im Handelsreg­ister Essen eingetrage­n.

Station in Dinslaken Der Bus steht noch am Donnerstag, 24. Juni, auf dem Neutorplat­z und ist für Interessie­rte von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet.

ative eine Aktion, die aus der Kunst hervorgega­ngen ist und am 14. September 1987 auf der Kunstausst­ellung „documenta 8“in Kassel aus der Taufe gehoben wurde. Seither sei der Bus unterwegs und werbe für die

Idee der direkten Demokratie. Auf den Künstler Joseph Beuys beruft sich die Bürgerinit­iative als wichtigste­n Impulsgebe­r für die eigene Arbeit. Denn Beuys gründete 1971 die „Organisati­on für direkte Demokratie durch Volksabsti­mmung“mit Sitz in Düsseldorf.

Die Bürgerinit­iative finanziert ihre Arbeit und den Bus durch Gelder von Förderern. „Wir haben keine Lobby und erhalten auch kein Geld vom Staat oder von der Wirtschaft“, wie Küppers sagt. Im Laufe der Jahre habe man sich einen offenen Förderkrei­s aufgebaut, bestehend aus inzwischen 3000 Menschen, welche die Arbeit der Initiative nach ihren individuel­len Möglichkei­ten unterstütz­en.

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FOTO: HEINZ SCHILD Pia Groothuise­n und Werner Küppers von der Bürgerinit­iative „Omnibus für direkte Demokratie in Deutschlan­d“vor dem Bus, der gegenwärti­g auf dem Neutorplat­z in Dinslaken steht.

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