Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Duisburg ist Schlusslicht beim Impfen
Unter 26 Kreisen und Städten im Zuständigkeitsgebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein hat Duisburg die niedrigste Impfquote. Was mögliche Erklärungen sind und was die Stadt dazu sagt.
Seit Mittwoch können zumindest über 60-Jährige und Vorerkrankte in NRW wieder einen Termin im Impfzentrum vereinbaren. Legt man aktuelle Zahlen zugrunde, müsste der Bedarf in Duisburg besonders groß sein. Die Stadt ist im Vergleich aller 26 Städte und Kreise der Region derzeit Impfschlusslicht. Das zeigt eine Untersuchung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Hierfür hat die KV die Einwohnerzahlen der Städte und Kreise ihres Einzugsgebiets mit der bis Dienstag gemeldeten Zahl an Erst- und Zweitimpfungen verglichen.
„Es gibt nicht so viele Kreise, wo alles nur so mittelmäßig läuft“, sagt ein Sprecher aus der Fachabteilung der KV auf Anfrage unserer Redaktion. „Aber in Duisburg ist alles eher mau.“Was der Sprecher meint: Die Stadt ist nicht nur insgesamt mit knapp 760 Impfungen pro 1000 Einwohnern und bei den Erstimpfungen Schlusslicht. Auch bei den vollständig Geimpften (23.) und den Erstimpfungen in den Arztpraxen (24.) sieht es nicht viel besser aus. Bei den Erstimpfungen in den Impfzentren liegt sie der Auswertung zufolge Kv-weit zumindest auf Platz 18.
Eine Sprecherin der Stadt Duisburg erklärt auf Anfrage, dass sie die vergleichsweise niedrige Impfquote schlecht nachvollziehen könne. Das liege zum einen an der ihr nicht bekannten Berechnungsgrundlage, zum anderen daran, dass bei Impfungen nicht das Wohnortprinzip gelte. Insbesondere Zahlen zu Impfungen, die durch die niedergelassenen Ärzte in den Praxen durchgeführt werden, könne die Stadt nicht beurteilen.
Allerdings erinnert die Sprecherin auch an den Zeitraum, in dem ausschließlich Personen über 80 oder über 75 Jahren geimpft werden durften. Damals sei die Nachfrage so schlecht gewesen, dass weniger Impfstoff als möglich abgerufen werden konnte. „Auf diesen Umstand haben wir bereits im April in einem Brief an das Land NRW aufmerksam gemacht, verbunden mit der Bitte, weitere Prioritätengruppen für das Buchungssystem der KV Nordrhein freizuschalten“, teilt die Stadt mit. „Unserer Bitte wurde leider nicht nachgekommen.“
Warum gerade Duisburg beim Impfen so schlecht dasteht, kann auch die KV Nordrhein nicht sicher beantworten. An der Impf-motivation der Mitarbeiter in den Arztpraxen liege es nicht, heißt es dort auf Nachfrage. „Vielleicht ist die Impfmotivation im Vergleich nicht so hoch“, sagt der Kv-sprecher. Das könne auch an einigen „Problem-stadtteilen“liegen.
Gerade dort, wo zuvor auch die Corona-infektionszahlen besonders hoch waren, hatte die Stadt sich jedoch auch bemüht, mit Sonderimpfaktionen die Impfquote zu erhöhen. Einmal ist ihr dafür vom Land ein Extra-kontingent des Einmal-impfstoffs von Johnson & Johnson bewilligt worden, das in Marxloh, Rheinhausen, Hochfeld und Ruhrort an Anwohner verimpft wurde. Für weitere Aktionen befindet sich die Stadt nach eigenen Angaben „im permanenten Austausch mit dem Land“.
Darüber hinaus bleibe den Verantwortlichen derzeit nichts anderes üblich als alles zu verimpfen, was da ist. Seit keine Priorisierung mehr erforderlich ist, übersteigt laut Stadt die Nachfrage das Angebot. „Das zur Verfügung stehende Kontingent wird hier seit Wochen voll ausgeschöpft“, so die Sprecherin. Das größte Hindernis bei der Impfkampagne sei nach wie vor der fehlende Impfstoff. „Die Strukturen des Impfzentrums würden eine weitaus höhere Zahl an Impfungen problemlos ermöglichen.“