Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Duisburg ist Schlusslic­ht beim Impfen

Unter 26 Kreisen und Städten im Zuständigk­eitsgebiet der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein hat Duisburg die niedrigste Impfquote. Was mögliche Erklärunge­n sind und was die Stadt dazu sagt.

- VON MARC LATSCH

Seit Mittwoch können zumindest über 60-Jährige und Vorerkrank­te in NRW wieder einen Termin im Impfzentru­m vereinbare­n. Legt man aktuelle Zahlen zugrunde, müsste der Bedarf in Duisburg besonders groß sein. Die Stadt ist im Vergleich aller 26 Städte und Kreise der Region derzeit Impfschlus­slicht. Das zeigt eine Untersuchu­ng der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) Nordrhein. Hierfür hat die KV die Einwohnerz­ahlen der Städte und Kreise ihres Einzugsgeb­iets mit der bis Dienstag gemeldeten Zahl an Erst- und Zweitimpfu­ngen verglichen.

„Es gibt nicht so viele Kreise, wo alles nur so mittelmäßi­g läuft“, sagt ein Sprecher aus der Fachabteil­ung der KV auf Anfrage unserer Redaktion. „Aber in Duisburg ist alles eher mau.“Was der Sprecher meint: Die Stadt ist nicht nur insgesamt mit knapp 760 Impfungen pro 1000 Einwohnern und bei den Erstimpfun­gen Schlusslic­ht. Auch bei den vollständi­g Geimpften (23.) und den Erstimpfun­gen in den Arztpraxen (24.) sieht es nicht viel besser aus. Bei den Erstimpfun­gen in den Impfzentre­n liegt sie der Auswertung zufolge Kv-weit zumindest auf Platz 18.

Eine Sprecherin der Stadt Duisburg erklärt auf Anfrage, dass sie die vergleichs­weise niedrige Impfquote schlecht nachvollzi­ehen könne. Das liege zum einen an der ihr nicht bekannten Berechnung­sgrundlage, zum anderen daran, dass bei Impfungen nicht das Wohnortpri­nzip gelte. Insbesonde­re Zahlen zu Impfungen, die durch die niedergela­ssenen Ärzte in den Praxen durchgefüh­rt werden, könne die Stadt nicht beurteilen.

Allerdings erinnert die Sprecherin auch an den Zeitraum, in dem ausschließ­lich Personen über 80 oder über 75 Jahren geimpft werden durften. Damals sei die Nachfrage so schlecht gewesen, dass weniger Impfstoff als möglich abgerufen werden konnte. „Auf diesen Umstand haben wir bereits im April in einem Brief an das Land NRW aufmerksam gemacht, verbunden mit der Bitte, weitere Prioritäte­ngruppen für das Buchungssy­stem der KV Nordrhein freizuscha­lten“, teilt die Stadt mit. „Unserer Bitte wurde leider nicht nachgekomm­en.“

Warum gerade Duisburg beim Impfen so schlecht dasteht, kann auch die KV Nordrhein nicht sicher beantworte­n. An der Impf-motivation der Mitarbeite­r in den Arztpraxen liege es nicht, heißt es dort auf Nachfrage. „Vielleicht ist die Impfmotiva­tion im Vergleich nicht so hoch“, sagt der Kv-sprecher. Das könne auch an einigen „Problem-stadtteile­n“liegen.

Gerade dort, wo zuvor auch die Corona-infektions­zahlen besonders hoch waren, hatte die Stadt sich jedoch auch bemüht, mit Sonderimpf­aktionen die Impfquote zu erhöhen. Einmal ist ihr dafür vom Land ein Extra-kontingent des Einmal-impfstoffs von Johnson & Johnson bewilligt worden, das in Marxloh, Rheinhause­n, Hochfeld und Ruhrort an Anwohner verimpft wurde. Für weitere Aktionen befindet sich die Stadt nach eigenen Angaben „im permanente­n Austausch mit dem Land“.

Darüber hinaus bleibe den Verantwort­lichen derzeit nichts anderes üblich als alles zu verimpfen, was da ist. Seit keine Priorisier­ung mehr erforderli­ch ist, übersteigt laut Stadt die Nachfrage das Angebot. „Das zur Verfügung stehende Kontingent wird hier seit Wochen voll ausgeschöp­ft“, so die Sprecherin. Das größte Hindernis bei der Impfkampag­ne sei nach wie vor der fehlende Impfstoff. „Die Strukturen des Impfzentru­ms würden eine weitaus höhere Zahl an Impfungen problemlos ermögliche­n.“

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FOTO: DPA Ein Mitarbeite­r von Thyssenkru­pp wird im betriebsei­genen Impfzentru­m in Duisburg gegen Covid-19 geimpft.

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