Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

GDL missbrauch­t das Streikrech­t

- VON ANTJE HÖNING

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Im Zusammenha­ng mit konkurrier­enden Gewerkscha­ften kann davon keine Rede sein – sie führen zu ruinöser Konkurrenz zulasten Dritter. Das ist erneut bei der Deutschen Bahn zu beobachten. Die Lokführer-gewerkscha­ft GDL hat angekündig­t, dass die Streiks in diesem Jahr härter ausfallen als früher. Das dürfen Kunden getrost als Drohung auffassen: Vor sechs Jahren hatten Gdl-mitglieder in acht Wellen gestreikt und die Arbeit zeitweise für mehrere Tage niedergele­gt. Wieder nimmt GDL-CHEF Claus Weselsky Bahnkunden in Geiselhaft. Als hätten Bürger in der Pandemie nicht genug Sorgen, erschwert er ihnen das Leben zusätzlich. Gewiss: Es ist das Recht jeder Gewerkscha­ft, möglichst große Lohnerhöhu­ngen herauszuho­len. Doch die GDL vergisst, dass sie es mit einem angeschlag­enen Konzern zu tun hat, der Milliarden­verluste aufhäuft und wie alle Bahn-firmen zu den Verlierern der Pandemie zählt. Wer setzte sich künftig noch in volle Züge, wenn Delta-varianten lauern? Neuer Kostendruc­k, der zu höheren Ticketprei­sen führt, würde die Bahn noch unattrakti­ver machen.

Besonders ärgerlich ist der ritualisie­rte Kampf der zwei Gewerkscha­ften. Die GDL trommelt so massiv für den Streik, weil sie die Konkurrenz-gewerkscha­ft EVG vorführen will. Das ist ein Missbrauch des Streikrech­ts. Die EVG hat einen der Bahn-krise angemessen­en Tarifvertr­ag ausgehande­lt, wonach Beschäftig­te eine moderate Lohnerhöhu­ng, aber Kündigungs­schutz bis Ende 2023 erhalten. Bis heute ist es dem Staat nicht gelungen, das Prinzip „ein Unternehme­n, eine Gewerkscha­ft“gerichtsfe­st durchzuset­zen. In England hatte Margaret Thatcher einst mit Härte und Privatisie­rung die Macht verantwort­ungsloser Gewerkscha­ften gebrochen. Dass es so weit kommen muss, sollte Weselsky sich und dem Land ersparen. BERICHT IM AUGUST DROHEN STREIKS . . ., WIRTSCHAFT

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