Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ein neuer Tarif zugunsten von sporadischen Pendlern
Seit der Pandemie arbeiten viele Menschen teilweise im Homeoffice und fahren an einzelnen Tagen ins Büro. Darauf reagiert der VRR mit günstigen und flexiblen Angeboten. Bisher standen feste Abos und Einzeltickets zur Auswahl.
DÜSSELDORF Beim Verkehrsverbund Rhein-ruhr ( VRR) soll ein völlig neues Tarifsystem auf die Gelegenheits-pendler eingehen. Anstatt ein Abo für jeden Tag der Woche oder des Monats zu buchen, können die Kunden ab spätestens Anfang 2022 zwei Arten von flexiblen Abos buchen. Bei einem Angebot wird es einen monatlichen Basispreis von fünf Euro geben. Diese Kunden erhalten dann 20 oder 25 Prozent Rabatt auf gekaufte Tickets. Beim zweiten Angebot zahlen die Kunden pro Monat zehn Euro als feste Grundgebühr. Als Gegenleistung für diese Monatsgebühr erhalten sie dann rund 30 Prozent Rabatt auf einzelne Tickets. Auch die kostenlose Mitnahme von Zweirädern in den Bussen und Bahnen des VRR wird dann möglich sein.
Dies alles hat der Verwaltungsrat des VRR am Donnerstag entschieden. Dabei hat es für die Kundschaft aber auch eine nicht so schöne Nachricht gegeben: Die Preise des VRR sollen im Schnitt um 1,7 Prozent steigen. Gemessen an den allgemeinen Kostensteigerungen ist dies kein hoher Schritt, zum 1. Januar 2021 hatte es anders als in vielen Jahren davor gar keine Preiserhöhung gegeben, um die Kunden mitten in der Corona-krise nicht zu verschrecken.
Um die so wichtigen Abonnenten bei der Stange zu halten, wird es für die Abos im Schnitt nur ein Plus von 1,2 Prozent geben. Sozialtickets werden sogar nur um 1,1 Prozent teurer.
Mit dem neuen Tarifmodell will der VRR vorrangig Kunden an sich binden, die nicht jeden Tag sondern nur gelegentlich in die Firma fahren. Der für Tarife und Kundenbetreuung zuständige Vorstand José Luis Castrillo sagt: „Wir reagieren auf verändertes Konsumentenverhalten und kommen mit der Einführung des Flex-ticket-modells dem Wunsch unserer Fahrgäste nach, dazu flexiblere Ticketmodelle anzubieten.“
Er hatte schon im Januar in einem Interview unserer Redaktion ein solches Modell angekündigt: „Wir arbeiten an einfachen Tarifen, die das Thema ‚neue Arbeitsmodelle’ aufgreifen und praxisnah darstellen.“Eine Möglichkeit sei eine Art flexibles Abo, „das eine ausgewählte Zahl an Fahrten pro Monat beinhaltet, beispielsweise zehn oder 15 Fahrten. Das wird dann per App abgerechnet und ist natürlich flexibler als ein Rund-um-die-uhr-abo“.
Als Testprojekt wurde das neue Abo nun einige Wochen lang von der Rheinbahn in Düsseldorf ausprobiert. „Das läuft gut“, sagte ein Insider unserer Redaktion. Dort lag der Preis für das Monatsabo deutlich höher, dafür war auch der Rabatt entsprechend höher.
Ziel des neuen Angebots ist es, neue Stammkunden zu finden und alte Stammkunden zu binden. 75 Prozent der Kunden sind Stammkunden, nur ein Viertel sind Gelegenheitsfahrer. Vorbild für das neue Abo des VRR ist auf eine gewisse Art die Bahncard 25 der Deutschen Bahn. Sie kostet für Erwachsene einen relativ niedrigen Grundpreis von 55,70 Euro im Jahr in der zweiten Klasse. Dafür erhalten die Kunden dann 25 Prozent Rabatt. Sehr viel teurer ist die Bahncard 50, die 229 Euro im Jahr kostet, dann aber das Recht auf 50 Prozent Rabatt in der zweiten Klasse bringt.
Das neue sogenannte Flex-abo müsste besonders für Menschen interessant sein, die einen eher weiten Weg zur Arbeit haben, aber eben nur gelegentlich fahren: Denn je weiter die Strecke ist, umso teurer ist ja das einzelne Ticket. Da bringt der Rabatt also mehr als bei Fahrten nur in einer Zone des Verkehrsverbundes.
Bei der Vorbereitung des neuen Ticketangebots waren sich Politik und Management des VRR einig. CDU, SPD, FDP und erst recht die Grünen wollen den öffentlichen Nahverkehr stärken, um das Klima zu schützen. Das sieht auch Nrw-verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) so.
Gegenüber unserer Redaktion hatte es der grüne Verkehrspolitiker Norbert Czerwinski so formuliert: „Wir müssen intelligentere Jobtickets haben.“