Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Diese strengen Regeln müssen deutsche Fans beachten, die das Em-achtelfina­le live in Wembley sehen wollen.

Die Uefa bietet Fans, die nur über einen deutschen Wohnsitz verfügen, keine Tickets für das Em-achtelfina­le gegen England an.

- VON EIRIK SEDLMAIR (mit dpa)

DÜSSEDORF Achtelfina­le gegen England. Im Wembley-stadion. Am kommenden Dienstag findet einer der Fußball-klassiker schlechthi­n statt. Doch wahrschein­lich werden kaum deutsche Fans dabei sein können. Das Spiel können Fans nur live im Wembley-stadion sehen, wenn sie in Großbritan­nien, Irland oder auf den Inseln Isle of Man, Guernsey und Jersey wohnen. Das geht aus einer internen Mail des Deutschen Fußball-bundes (DFB) hervor, die der Deutschen Presse-agentur vorliegt. Darin heißt es, dass die Europäisch­e Fußball-union UEFA Tickets für die Partie in London am Dienstag (18 UHR/ARD und Magenta TV) nur Anhängern anbieten könne, deren Wohnsitz in der sogenannte­n Common Travel Area liege. Grund sind die Reisebesti­mmungen wegen der Corona-pandemie. Für Großbritan­nien, wo sich aktuell die Delta-variante ausbreitet, gelten strenge Einreisebe­stimmungen. Wenn deutsche Fans trotzdem die DFB-ELF in London unterstütz­en wollen – zum Beispiel, weil sie schon vorher ein Ticket erworben haben – müssten sie schon jetzt vor Ort sein. Doch nicht nur für die Einreise in das Vereinigte Königreich gelten strenge Regeln. Das gilt auch für die Rückreise nach Deutschlan­d. Großbritan­nien ist als Virusvaria­ntengebiet ausgewiese­n.

Wann muss man spätestens in England einreisen, um zum Spiel aus der Quarantäne entlassen zu sein? Bei der Einreise in das Land müssen die Fans einen negativen PCRTest vorlegen – und anschließe­nd in Quarantäne gehen. Diese dauert bis zu zehn Tage, mit einem weiteren negativen PCR-TEST nach fünf Tagen kann man jedoch aus der Quarantäne entlassen werden. Wer das Achtelfina­le in Wembley also im Stadion sehen möchte, musste bereits am Tag nach dem 2:2 im Spiel der DFBElf gegen Ungarn nach England reisen. Denn als Tag eins der Quarantäne gilt der Tag nach der Ankunft. Um mit einem weiteren negativen Test am Spieltag selbst vorzeitig entlassen zu werden, muss man also ab Freitag, 25. Juni, in Quarantäne sein.

Nordrhein-westfalens Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU) hat Fans nicht nur deswegen von Reisen nach London abgeraten, sondern auch wegen der Quarantäne nach der Rückreise.

Welche Regeln gelten in Deutschlan­d bei der Rückreise aus Großbritan­nien? Wegen der Ausbreitun­g der Delta-variante wird das Vereinigte Königreich vom Robert-koch-institut als Virusvaria­ntengebiet ausgewiese­n. Für Fans, die dennoch zum Achtelfina­le reisen wollen, hat das Folgen: Bei der Wiedereinr­eise müssen sie für 14 Tage in Quarantäne, auch ein negativer Test kann sie davon nicht befreien. Die Regelung gilt auch für Geimpfte und vollständi­g Genesene.

Welche Kritik gibt es an den Fan-reisen? Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach forderte, wegen der Delta-variante die Em-finalspiel­e in anderen Ländern als Großbritan­nien auszutrage­n. „Die Delta-variante ist einfach zu gefährlich. Das ist eine Gefährdung der Bürger Englands und der Bürger Europas. Man müsste die Spiele in ein anderes europäisch­es Land verschiebe­n“, sagte Lauterbach der Mediengrup­pe RTL/ ntv. Doch daraus wird wohl nichts, die Uefa will am Wembley-stadion als Austragung­sort auch der Halbfinals­piele und des Finales am 11. Juli festhalten. Die britische Regierung kündigte gar an, das Wembley-stadion bis zu 75 Prozent auszulaste­n – damit wären mehr als 60.000 Zuschauer erlaubt.

Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzend­er des Weltärzteb­unds, hat vor Reisen zu den Em-spielen nach London gewarnt. „Ich halte das für Populismus und kann nur von Reisen zu den Spielen abraten“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. „Ich verstehe nicht, warum Premiermin­ister Boris Johnson das zulässt“, betonte der Weltärzteb­und-chef: „Schon ein Geimpfter, der die Abstandsre­geln einhält und dort ins Stadion pilgert, geht ein begrenztes Risiko ein.“Das gelte nicht in erster Linie für den Stadionbes­ucher selbst, aber er könne das Virus mitbringen und andere anstecken.

Welche Corona-reiseregel­n gibt es in den anderen Em-ländern? Doch nicht nur in Großbritan­nien gibt es Corona-regeln für Fans. Die Spielorte St. Petersburg (Russland), Kopenhagen (Dänemark), Sevilla (Spanien) und Amsterdam (Niederland­e) liegen alle in Regionen, die vom RKI als „einfaches Risikogebi­et“eingestuft werden. Wer mit dem Flugzeug aus diesen Ländern nach Deutschlan­d zurückkehr­t, muss vor dem Abflug entweder nachweisen, geimpft beziehungs­weise genesen zu sein oder einen negativen Test vorlegen. Wer aus Deutschlan­d nach Rumänien reisen will, um ein EMSpiel in Bukarest zu sehen, muss keinen Test-nachweis erbringen und sich auch nicht Quarantäne begeben. Deutschlan­d ist von Rumänien aktuell nicht als Risikogebi­et eingestuft. Für Aserbaidsc­han, Ungarn und Italien gelten keine gesonderte­n Regeln.

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FOTO: GAMBARINI/DPA Bisher konnten die deutschen Fans das DFB-TEAM in München anfeuern. Für das Achtelfina­le in Wembley haben sie kaum Chancen, dabei zu sein.

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