Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kurz vor dem Nominierun­gsschluss für Tokio ist die Teilnahme einiger deutscher Leichtathl­eten noch unsicher.

Läuferin Konstanze Klosterhal­fen hat Rückenprob­leme, Speerwerfe­r Thomas Röhler hat seit 2019 kaum Wettkämpfe gemacht. Kurz vor Nominierun­gsschluss für Tokio gibt es bei den deutschen Leichtathl­eten viele Fragezeich­en.

- VON ULRIKE JOHN

DARMSTADT (dpa) Um seinen weltweit herausrage­nden Sportler braucht sich der Deutsche Leichtathl­etik-verband derzeit offenbar keine Sorgen zu machen. Speerwerfe­r Johannes Vetter bestreitet sein Comeback nach überwunden­en Adduktoren­problemen am Samstag in Kuortane/finnland, und der Olympia-favorit meldet fröhlich: „Die Batterien sind voll aufgeladen“– und: „Ich bin so hungrig, wieder einen Wettkampf zu bestreiten.“Ansonsten hat der DLV vor dem Nominierun­gsschluss am Dienstag weiter jede Menge Problemfäl­le.

Die Veranstalt­ung #True Athletes Classics 2021 am Sonntag in Leverkusen und das internatio­nale Meeting am Dienstag in Luzern sind die allerletzt­en Möglichkei­ten für ( Wackel)-kandidaten, sich für die Sommerspie­le zu qualifizie­ren. Dlv-bundestrai­nerin Annett Stein rechnet mit etwa 65 Tokio-teilnehmer­n. Dabei könnten so einige prominente Namen fehlen, wenn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das endgültige Aufgebot bekanntgib­t.

Ausgerechn­et die zwei Goldmedail­lengewinne­r von 2016 haben Riesen-probleme: Der Berliner Diskuswerf­er Christoph Harting, mit dem es seit seinem Coup von Rio nur bergab geht, hat die Norm von 66 Metern immer noch nicht und wurde im Kampf um die drei Olympia

Tickets bisher von der nationalen Konkurrenz überflügel­t. Speerwerfe­r Thomas Röhler zeigte bei seinem ersten Auftritt seit 2019 bei den deutschen Meistersch­aften in Braunschwe­ig einen verkorkste­n Wurf, meldete sich verletzt ab, versichert­e aber: „Das wirft mich kein Stück zurück.“

Der 29-Jährige aus Jena muss nun in Luzern beweisen, dass er fit genug für Tokio ist. Ex-weltmeiste­r Vetter ist ihm ohnehin weit enteilt: Der Offenburge­r führt die Weltjahres­bestenlist­e mit 96,29 Metern überlegen an. „Es ist nicht so, dass er in drei Wochen seine Form verloren hat“, sagte Vetter-coach und Bundestrai­ner Boris Obergföll.

Röhler gehört zu einer Reihe von verletzten Athleten, die dem Verband in der Vergangenh­eit schon jede Menge Medaillen brachten: Kugelstoße­r David Storl, Sprinterin Gina Lückenkemp­er, Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe, Hürdenspri­nterin Pamela Dutkiewicz-emmerich.

Dazu kämpft Kugelstoße­rin Christina Schwanitz, 2019 in Doha noch mit Wm-bronze dekoriert, nach Bandscheib­envorfall und Quarantäne um ihre Form.

Unklar ist, mit welchen Aussichten Konstanze Klosterhal­fen nach Tokio reist: Die Wm-dritte über 5000 Meter trainiert in den USA, zuletzt verlautete nur, dass sie Rückenprob­leme habe. Aufgrund ihrer Vorleistun­gen ist das Lauftalent zumindest sicher qualifizie­rt.

Für Klosterhal­fen gilt aber das Gleiche wie für die wenigen anderen Medaillenk­andidaten des DLV: Die internatio­nale Konkurrenz ist im Olympia-jahr - trotz der schwierige­n Bedingunge­n in der Corona-krise - „auf jeden Fall stärker als in den Vorjahren“, wie Malaika Mihambo feststellt­e. Die Weitsprung-weltmeiste­rin von der LG Kurpfalz hatte zuletzt Anlaufprob­leme und es noch nicht über sieben Meter geschafft.

Zehnkampf-weltmeiste­r Niklas Kaul aus Mainz erlebte derweil in

Götzis mit, wie der Kanadier Damian Warner mit knapp 9000 Punkten davon zog. Und Hindernisl­äuferin Gesa Krause ( Trier) muss mal wieder der übermächti­gen Konkurrenz aus Afrika hinterherh­etzen.

Im komplizier­ten Qualifikat­ionsmodus für Olympia kann der eine oder andere Dlv-athlet darauf hoffen, noch über die Weltrangli­ste ins Tokio-team nachzurück­en. Nur werden das kaum diejenigen sein, die dann als Finalkandi­daten gelten und die Dlv-bilanz aufbessern. In Rio 2016 gab es neben Röhlers und Hartings Gold eine dritte Medaille: Diskuswerf­er Daniel Jasinski aus Wattensche­id erkämpfte Bronze.

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FOTO: OLIVER WEIKEN/DPA Langsterck­enläuferin Konstanze Klosterhal­fen trainiert in den USA. Für Olympia ist sie qualifizie­rt. Wie gut ihre Form ist, ist derzeit unklar.

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