Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das sind die Gewinner und Verlierer im DFB-TEAM
SAARBRÜCKEN Die deutsche Fußball-nationalmannschaft hat nach einem Krampf-spiel gegen Ungarn doch noch das Achtelfinale der Europameisterschaft erreicht. Dabei profitierte Bundestrainer Joachim Löw vor allem von seinen Einwechslungen. Wir haben uns angeguckt, wer die Gewinner und Verlierer im DFB-TEAM sind.
Die Gewinner
Leon Goretzka Nach seinem Muskelfaserriss endlich genesen, hatte Goretzka in den letzten Tagen vor dem Ungarn-spiel keine Gelegenheit ausgelassen, um sich als Ersatz für den angeschlagenen Thomas Müller ins Gespräch zu bringen. Dementsprechend säuerlich war die Miene des Münchner Mittelfeldspielers beim Aufwärmen, weil der Bundestrainer Leroy Sané den Vorzug gegeben hatte. Goretzka musste bis zur 58. Minute warten. Dass der 26-Jährige dann nach dem vielleicht wichtigsten Tor seiner Karriere noch die Traute hatte, auf die mit ungarischen Hooligans vollgepackte Kurve zuzulaufen und mit den Händen ein Herz zu formen, machte ihn erst recht zum Mann des Abends.
Jamal Musiala In den ersten beiden Spielen gehörte der jüngste deutsche Akteur bei dieser EM gar nicht zum Aufgebot. Gegen Ungarn durfte der 18-Jährige immerhin schon mal auf der Bank Platz nehmen. Als die Verzweiflung bei Jogi Löw groß war und er beim Stand von 1:2 alle Offensivkräfte auf den Platz brachte, warf er auch Musiala ins kalte Wasser. Und der Deutsch-engländer stach, machte das, was Robin Gosens nicht gelang – er suchte das Eins gegen Eins, sorgte für Unruhe auf der linken offensiven Seite und bereitete mit Übersicht das weiterbringende Tor von Goretzka vor. Einen Platz im Aufgebot gegen England hat sich Musiala verdient.
Die Verlierer
Ilkay Gündogan Was hat der 30-Jährige von Manchester City für eine überragende Saison hinter sich. Torgefährlich wie nie zuvor, 13 Treffer in der Premier League, Schaltzentrale des englischen Meisters. Aber in der Nationalmannschaft kommt er bei dieser EM nicht wirklich an. Der Ex-dortmunder wirkte fahrig, wusste mit dem Ball wenig anzufangen und holte sich früh eine unnötige Gelbe Karte ab. In dieser Form kein Antreiber. Durfte deswegen in der 58. Minute auch auf der Bank Platz nehmen, die ihm auch in Wembley droht.
Robin Gosens Es gehört dazu, dass auf gute Spiele auch mal weniger gute folgen. Nicht immer aber ist der
Unterschied so groß wie bei Robin Gosens. War der Senkrechtstarter im Dfb-dress gegen Portugal noch der alles entscheidende Mann, so lief das Spiel gegen Ungarn komplett an ihm vorbei. Das lag nicht unbedingt nur an ihm, sondern vor allem an seinen Mitspielern, die den 26-Jährigen auf der linken Seite geflissentlich übersahen. Weil die Ungarn konsequent mit einer Fünferkette agierten, kam Gosens überhaupt nicht dazu, mit Tempo die Linie entlang zu marschieren. Indes fiel ihm aber auch keine Lösung für dieses Problem ein.
Leroy Sané Das 33. Länderspiel des ehemaligen Schalkers und jetzigen
Münchners war mit ziemlicher Sicherheit sein schlechtestes. Vorne fand der 25-Jährige, der einen unglaublichen Zug zum Tor entwickeln kann, überhaupt nicht statt. Je länger das Spiel dauerte, um so lustloser und pomadiger wurden seine Aktionen wie eine ins Nichts geschlagene Ecke oder das Vergeben einer großen Konterchance in der letzten Minute, in der er den Ball nicht zu seinen völlig freien Mitspielern querlegte, sondern ihn unnütz vertändelte. Es hätte das 3:2 sein können – das wäre gleichbedeutend mit dem Gruppensieg gewesen, und Deutschland wäre den Engländern im Achtelfinale aus dem Weg gegangen.