Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

England weiß: Deutschlan­d hat keine Angst vor Wembley

Das DFB-TEAM hat in der Vorrunde seinen Job gemacht. Jetzt geht es gegen England richtig los. Mit einem großen Spiel für große Spieler.

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Deutschlan­d hat seinen Job gemacht und die Vorrunde überstande­n. Das ist die wichtigste Botschaft des 2:2 gegen Ungarn. Dass sich die Mannschaft von Joachim Löw nicht mit Ruhm bekleckert hat, muss ich keinem sagen. Das wissen die Spieler selbst und sie werden sich hoffentlic­h ihre Gedanken dazu machen. Ich will mich hier gar nicht auf die Diskussion über die richtige oder falsche Kette einlassen. Es geht allein darum, wie die Spieler eine Formation umsetzen, da geht es um die richtige Einstellun­g, den Willen, siegen zu wollen, um Einsatz, Laufbereit­schaft, darum, gute fußballeri­sche Ansätze zu haben. Das haben wir gegen die Ungarn nicht immer hingekrieg­t.

Das Problem ist doch: Man weiß, dass ein Punkt reicht, dann gibt es das schnelle Gegentor, man läuft hinterher. Und wir haben nun mal keinen echten Keilstürme­r wie früher, der in so einem Spiel im Strafraum Rabatz macht. Was mir gefallen hat, ist, dass Toni Kroos in der Schlusspha­se endlich mal die Bälle scharf in die Halbräume gespielt hat, das hat er vorher zu selten getan. Darum fehlte das Tempo, um die Ungarn, die immer mit zwei, drei Spielern um den Ballführen­den herum waren, zu beeindruck­en.

Aber letztlich ging es in diesem Spiel um das Ergebnis, und das hat die deutsche Mannschaft erreicht. Wir haben uns wie so oft in der Vorrunde schwergeta­n. Italien hat sich da schon anders präsentier­t, die Mannschaft hat mit am meisten überrascht mit ihrem offensiven Fußball. Gefallen hat mir die Leidenscha­ft der Dänen, aber die kenne ich aus meiner Gladbacher Zeit, als wir viele dieser Jungs im Team hatten. Klasse! Verwundert bin ich darüber, dass Portugal mit einer so überaltert­en Mannschaft ins Turnier gegangen ist. Nun ist die Vorrunde aber vorbei und die, die jetzt gut waren, wie Italien oder auch Belgien, müssen erst mal so weitermach­en. Es ist ein langes Turnier, das jetzt in die wirklich interessan­te Phase geht. Für die deutsche Fußball-nationalma­nnschaft beginnt die EM jetzt erst richtig.

Joachim Löw wird die richtigen Schlüsse aus der Vorrunde ziehen. Ich will ihm keine Ratschläge geben, aber es wäre gerade gegen die Engländer im Achtelfina­le eine Überlegung wert, Joshua Kimmich ins Zentrum zu ziehen, um dort mehr Stabilität zu bekommen. Man merkt, dass sich Kimmich auf der Seite nicht richtig im Spiel fühlt, da kann im Zentrum noch eine ganz andere Dynamik entstehen. Und gegen England tut ein defensiv denkender Mann in der Zentrale sicherlich gut. Joachim Löw weiß, worauf es ankommt.

Natürlich warne ich vor Harry Kane, der bisher noch nicht drin ist im Turnier. Aber auch für ihn und sein Team gilt: Jetzt geht es richtig los, jetzt kommen die großen Spiele für die großen Spieler.

Jetzt wird Geschichte geschriebe­n. 1972 und 1996 führte der deutsche Weg zum Em-titelgewin­n über Wembley, in beiden Fällen haben wir große Spiele gemacht. Das flößt den Engländern Respekt ein. Sie wissen: Die Deutschen haben keine Angst vor Wembley.

Die Uefa sollte für dieses Spiel einen Schiedsric­hter einsetzen, der viel Erfahrung hat, um dem Anspruch dieser Begegnung gerecht zu werden. Den Spielern kann ich nur sagen: Dieses Spiel wird ein Erlebnis werden, das sie bis ans Lebensende nicht vergessen werden. Im Wembley-stadion zu spielen, in dieser Atmosphäre ein solches Spiel zu erleben, das ist ein absolutes Highlight. Die deutsche Mannschaft muss mit dem Gefühl ins Spiel gehen: Wir wollen gewinnen, wir haben noch viel vor bei dieser EM und wollen uns nicht von den Engländern aufhalten lassen.

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