Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Krux mit den Hooligans

Darum waren so viele ungarische Nazis in München im Stadion.

- VON STEFAN DÖRING

MÜNCHEN Sie waren am Mittwoch im Stadion deutlich zu sehen – und auch zu hören. Die ungarische­n Hooligans der Gruppe „Carpathian Brigade“sorgten beim Spiel der Europameis­terschaft zwischen Deutschlan­d und Ungarn wieder einmal für negative Schlagzeil­en. Sie skandierte­n homophobe Sprechchör­e und versuchten einen Blocksturm, bei dem sie mit der Polizei aneinander gerieten. Schon im Vorfeld der Partie wurde vor den rund 200 gewaltbere­iten und ultrarecht­en Hooligans aus Ungarn gewarnt, die schon beim Gastspiel der französisc­hen Nationalma­nnschaft in Budapest am vergangene­n Wochenende mit rassistisc­hen Beleidigun­gen gegenüber Kylian Mbappé und Co. negativ auffielen. Diese Vorfälle werden von der Uefa untersucht. Dennoch durften viele nationalis­tische ungarische Hooligans das Münchener Em-stadion betreten. Es stellt sich die Frage, warum?

Nach Informatio­nen unserer Redaktion ist der Grund, dass keine der Personen ein europaweit­es Stadionver­bot auferlegt bekommen hat. Zwar wusste die Münchener Polizei im Vorfeld der Partie durch einen internatio­nalen Austausch der Beamten im internatio­nalen Em-polizeizen­trum, dass sich rund 200 Problemfan­s auf den Weg nach München machen würden, alle waren aber im Besitz gültiger Eintrittsk­arten und nicht auf der Liste von

Stadionver­botlern. Deshalb durften auch die ungarische­n Hooligans nach Deutschlan­d einreisen und das Spiel besuchen.

Bekannt ist, dass die Mitglieder dieser Gruppe, die sich aus Ultras verschiede­ner ungarische­r Vereine zusammense­tzt, die im Liga-alltag stark verfeindet sind, stramm rechts sind. „Das ist eine paramilitä­rische Gruppe, die aus Neonazis besteht. Sie sind die gewalttäti­gste und auch einflussre­ichste Gruppe in der Kurve. Wie der Name schon verrät, wünschen sie sich die alten Territorie­n und Grenzen von Großungarn zurück“, erklärte Bálint Josá, Gründer einer ungarische­n NGO für subjektive Werte einmal gegenüber dem Portal „Vice“.

Wenngleich eine direkte Verbindung zu Ungarns Präsident Viktor

Orban nicht nachweisba­r ist, gelten die Hooligans der „Carpathian Brigade“als strenge Gefolgsleu­te und Wähler der Fidesz-partei. Das haben führende Köpfe der Vereinigun­g in der Vergangenh­eit mit Aussagen deutlich gemacht. Immer wieder sind von Personen aus Reihen der „Carpathian Brigade“Hitlergrüß­e im Stadion gezeigt oder homophobe und rassistisc­he Beleidigun­gen durch Sprechchör­e oder Plakate präsentier­t worden.

Umso ärgerliche­r ist es für die Polizei und die Uefa, dass diese Gruppe immer wieder im Stadion präsent ist. Nach Informatio­nen dieser Redaktion war dies in Ungarn im Vorfeld der EM auch nicht groß verhindert worden. Die Karten für die Spiele gingen in den freien Verkauf und durch die elektronis­chen Tickets bei diesem Turnier war es der Gruppe leicht möglich, an Karten zu kommen. In Deutschlan­d etwa wurde der Großteil der Eintrittsk­arten für die Em-spiele in München über den Fanclub Deutsche Nationalma­nnschaft verteilt, was allerdings ebenfalls auf Kritik stößt.

So war es möglich, dass viele der nationalis­tischen Hooligans das Kurvenbild bei beiden Partien in Budapest und am Mittwoch in München prägen konnten. Und so müssen die Verantwort­lichen zusehen, wie die ungarische Nationalma­nnschaft sich nach einem starken Turnier auch von den Hooligans feiern lässt und zum Dank zusammen mit ihnen die Nationalhy­mne singt.

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FOTO: DPA Berüchtigt: Ungarische Anhänger, die als teils ultrarecht­s gelten.

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