Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Klassiker des Weltfußballs
Deutschland trifft bei der EM auf England. Beide verbindet eine lange Geschichte.
LONDON Deutschland gegen England, das ist mehr als ein Fußballspiel. Die Mannschaften verbindet eine seit über 90 Jahren andauernde Rivalität. Eine Geschichte voller magischer Momente, fragwürdiger Entscheidungen und verbissener Kämpfe. Kaum ein Duell hat auf internationaler Ebene so viel emotionales Gewicht. Beim Em-achtelfinale (Dienstag, 18 Uhr) wird das nicht anders sein.
Erstmals trafen die Mannschaften im Mai 1930 aufeinander und trennten sich 3:3. In den darauffolgenden drei Jahrzehnten verlor die deutsche Mannschaft dann jedes Spiel gegen die „Three Lions“. Besonders eine Partie brannte sich tief in das Gedächtnis von Fans und Spielern gleichermaßen ein: Das Finale der WM 1966. Das erste Duell der Fußballnationen während eines internationalen Turniers war ein denkwürdiges Sportereignis. Bereits nach zwölf Minuten ging Deutschland durch den Treffer von Helmut Haller in Führung, Geoff Hurst erzielte nur fünf Minuten später den Ausgleich. Es folgt ein offener und temporeicher Schlagabtausch im Wembley-stadion.
Als Martin Peters in der 78. Minute nach einem deutschen Klärungsversuch der Ball vor die Füße fiel und der kaltschnäuzig verwandelte, schien das Spiel entschieden. Wolfgang Weber sah das jedoch anders: In der 90. Minute erzielt er nach einem schnell ausgeführten Freistoß den Ausgleich. In der Verlängerung war es erneut Hurst, der vor dem deutschen Tor zum Schuss kam. Der Ball prallte von der Querlatte ab – ob er anschließend vor oder hinter der Torlinie aufkam, wird bis heute diskutiert. Der Linienrichter entschied sich für die zweite Variante. Es stand 3:2 für England. In der 120. Minute schoss Hurst dann das 4:2 und die „Three Lions“wurden im eigenen Land Weltmeister.
Vier Jahre später sollte sich Deutschland im Viertelfinale der WM revanchieren. Erneut ging das Spiel nach 90 spektakulären Minuten in die Verlängerung, doch dieses Mal stand ein gewisser Gerd Müller mit auf dem Platz. In der 108. Minute traf der Stürmer zum 3:2 Endstand.
1990 entschied Deutschland das
Duell im Wm-halbfinalspiel im Elfmeterschießen für sich. Gleiches gelang dem DFB-TEAM bei der Europameisterschaft 1996. Die Deutschen schossen den Erzrivalen nach der Verlängerung mit 6:5 aus dem Turnier im eigenen Land.
Zum jüngsten Turnierspiel kam es 2010. Endstand: 4:1 für Joachim Löws Mannschaft. In gewisser Weise wiederholte sich hier das legendäre „Wembley-tor“. Deutschland führte mit 2:1, als Frank Lampard den Ball über Manuel Neuer lupfte. Das Spielgerät traf die Unterkante der Latte und landete, wie in der Wiederholung deutlich zu sehen war, hinter der Torlinie. Schiedsrichter Jorge Larrionda gab den Treffer jedoch nicht. Deutschland baute anschließend seine Führung weiter aus und zog ins Viertelfinale ein.