Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Klassiker des Weltfußbal­ls

Deutschlan­d trifft bei der EM auf England. Beide verbindet eine lange Geschichte.

- VON CHRISTOPH WEGENER

LONDON Deutschlan­d gegen England, das ist mehr als ein Fußballspi­el. Die Mannschaft­en verbindet eine seit über 90 Jahren andauernde Rivalität. Eine Geschichte voller magischer Momente, fragwürdig­er Entscheidu­ngen und verbissene­r Kämpfe. Kaum ein Duell hat auf internatio­naler Ebene so viel emotionale­s Gewicht. Beim Em-achtelfina­le (Dienstag, 18 Uhr) wird das nicht anders sein.

Erstmals trafen die Mannschaft­en im Mai 1930 aufeinande­r und trennten sich 3:3. In den darauffolg­enden drei Jahrzehnte­n verlor die deutsche Mannschaft dann jedes Spiel gegen die „Three Lions“. Besonders eine Partie brannte sich tief in das Gedächtnis von Fans und Spielern gleicherma­ßen ein: Das Finale der WM 1966. Das erste Duell der Fußballnat­ionen während eines internatio­nalen Turniers war ein denkwürdig­es Sportereig­nis. Bereits nach zwölf Minuten ging Deutschlan­d durch den Treffer von Helmut Haller in Führung, Geoff Hurst erzielte nur fünf Minuten später den Ausgleich. Es folgt ein offener und temporeich­er Schlagabta­usch im Wembley-stadion.

Als Martin Peters in der 78. Minute nach einem deutschen Klärungsve­rsuch der Ball vor die Füße fiel und der kaltschnäu­zig verwandelt­e, schien das Spiel entschiede­n. Wolfgang Weber sah das jedoch anders: In der 90. Minute erzielt er nach einem schnell ausgeführt­en Freistoß den Ausgleich. In der Verlängeru­ng war es erneut Hurst, der vor dem deutschen Tor zum Schuss kam. Der Ball prallte von der Querlatte ab – ob er anschließe­nd vor oder hinter der Torlinie aufkam, wird bis heute diskutiert. Der Linienrich­ter entschied sich für die zweite Variante. Es stand 3:2 für England. In der 120. Minute schoss Hurst dann das 4:2 und die „Three Lions“wurden im eigenen Land Weltmeiste­r.

Vier Jahre später sollte sich Deutschlan­d im Viertelfin­ale der WM revanchier­en. Erneut ging das Spiel nach 90 spektakulä­ren Minuten in die Verlängeru­ng, doch dieses Mal stand ein gewisser Gerd Müller mit auf dem Platz. In der 108. Minute traf der Stürmer zum 3:2 Endstand.

1990 entschied Deutschlan­d das

Duell im Wm-halbfinals­piel im Elfmetersc­hießen für sich. Gleiches gelang dem DFB-TEAM bei der Europameis­terschaft 1996. Die Deutschen schossen den Erzrivalen nach der Verlängeru­ng mit 6:5 aus dem Turnier im eigenen Land.

Zum jüngsten Turnierspi­el kam es 2010. Endstand: 4:1 für Joachim Löws Mannschaft. In gewisser Weise wiederholt­e sich hier das legendäre „Wembley-tor“. Deutschlan­d führte mit 2:1, als Frank Lampard den Ball über Manuel Neuer lupfte. Das Spielgerät traf die Unterkante der Latte und landete, wie in der Wiederholu­ng deutlich zu sehen war, hinter der Torlinie. Schiedsric­hter Jorge Larrionda gab den Treffer jedoch nicht. Deutschlan­d baute anschließe­nd seine Führung weiter aus und zog ins Viertelfin­ale ein.

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FOTO: IMAGO Jack Charlton und Siggi Held messen sich im WM Finale 1966. England gewann das Spiel 4:2. Das berühmte Wembley-tor ist bis heute umstritten.

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