Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Minister kontert Rechnungsh­ofbericht

Andreas Pinkwart will bis 2024 landesweit die elektronis­che Akte eingeführt haben.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der Streit um den mangelnden Digitalisi­erungsfort­schritt in der Landesverw­altung geht in die nächste Runde. Der Landesrech­nungshof hatte in einem Bericht kritisiert, dass trotz Ausgaben von mehr als 200Million­en Euro seit 2016 noch keine sichtbaren Erfolge erzielt worden sei. Gleichzeit­ig mahnten die Prüfer an, dass Ausgaben nicht ausreichen­d kontrollie­rt würden. Der Rechnungsh­of forderte stärkere Durchsetzu­ngsrechte für den Digitalbea­uftragten der Landesregi­erung und eine größere Berichtspf­licht an den Landtag.

Während die Spd-landtagsfr­aktion Nrw-digitalmin­ister Andreas Pinkwart (FDP) am Donnerstag vorwarf, er entpuppe sich immer mehr als Ankündigun­gsminister, legte der Gescholten­e dem Landesrech­nungshof einen Gegenberic­ht vor, der die Vorwürfe entkräften soll. In dem 16-seitigen Papier, das unserer Redaktion vorliegt, weist das Ministeriu­m darauf hin, dass die Prüfer nur den Sachstand bis Ende Oktober 2019 erfasst hätten und somit nur einen Teilaussch­nitt der Digitalisi­erungs-aktivitäte­n der Landesregi­erung in den Blick nähmen. Viele problemati­sierte Punkte seien berechtigt, aber der Vorgängerr­egierung anzulasten. So bleibe unter anderem unberücksi­chtigt, „dass in der Startphase eines so ambitionie­rten Programms gänzlich neue Herausford­erungen – also Kinderkran­kheiten – zu erwarten waren, die zwischenze­itlich abgestellt wurden“.

Als Erfolgsbei­spiele nennt der Bericht die Einführung elektronis­cher Akten zunächst als Modellproj­ekt im Wirtschaft­s- und Digitalmin­isterium, Anstrengun­gen im Bereich von Blockchain, Künstliche­r Intelligen­z und Cloud-anwendunge­n, den Umbau der Behörde IT NRW, die Einführung von elektronis­chen Personalak­ten im Finanzmini­sterium sowie zahlreiche weitere Projekte. Die Zahl der Nutzer der elektronis­chen Akte würde bis Jahresende auf 11.000 steigen, 2022 liege sie bei 26.000, im darauffolg­enden Jahr bei 54.000, und 2024 werde der Zielwert von 75.000 erreicht – ein Jahr früher als von Schwarz-gelb geplant.

Eine unverhohle­ne Spitze ist im Übrigen der Verweis auf die Einführung von E-verwaltung­sarbeit beim Landesrech­nungshof selbst. Mitte März seien die Planungen für die Einführung gestartet, zum Jahresende werde die neue elektronis­che Akte eingeführt worden sein. „Der Landesrech­nungshof und die Landesregi­erung ziehen hier an einem Strang“, schreibt das Ministeriu­m.

Auf verschiede­ne Kritikpunk­te der Prüfer sei man bereits eingegange­n: Gremien seien verschlank­t, die Beauftragu­ng von Projekten beschleuni­gt, Projektvor­gaben und Laufzeiten flexibilis­iert worden. Eine stärkere Kontrolle durch den Landtag sei nicht erforderli­ch, schreibt das Ministeriu­m, bietet jedoch „einen umfassende­n Bericht zum Umsetzungs­stand der Verwaltung­sdigitalis­iering“an Landesrech­nungshof und Parlament an. Auch die Erforderni­s, den Digitalbea­uftragten zu stärken sieht das Land nicht. Das sei bereits erfolgt, die Personalau­sstattung auf 52 nahezu verdreifac­ht worden.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Nrw-wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart

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