Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bauausschu­ss stimmt für Wiegesyste­m

Mit lediglich einer Stimme mehr legte der Ausschuss fest, dass die Müllwaage bestehen bleiben soll. Das letzte Wort in der anhaltende­n Debatte hat nun der Rat. Änderungen soll es bei der Biomüll- und Windelents­orgung geben.

- VON THOMAS HESSE

HAMMINKELN Grundsätzl­ich bleibt es beim Hamminkeln­er Abfallents­orgungssys­tem mit der Müllwaage – nur an kleinen Stellschra­uben drehte der Bauausschu­ss. Dabei verloren CDU und FWI nur knapp mit der Forderung nach der Abkehr vom Wiegesyste­m. SPD, USD und FDP brachten bei dem seit Wochen kontrovers diskutiert­en Thema Müllabfuhr am Ende eine Stimme mehr auf die Waage. Das letzte Wort in der Debatte hat nun der Rat. Die Ausschreib­ung für den künftigen Entsorgung­svertrag wird nach den Sommerferi­en erfolgen.

In der politische­n Debatte im Ausschuss ging es anders zu als im Vorfeld mit teils hitzigen Beiträgen und Anfeindung­en. Sachlich wurden die Argumente ausgetausc­ht, wobei die Fronten weiterhin verhärtet blieben. So stand am Ende ein Minimalkom­promiss mit praktische­n Veränderun­gen, dessen Auswirkung­en zwar begrenzt sind, dafür aber viele Bürger betreffen. In den Ortsteilen werden Annahmen für Biomüll eingericht­et. Die Windelanna­hme am Bauhof bleibt bestehen, dafür soll es einen Container geben. Zuvor hatte die CDU gesagt, dass sich gerade ältere Menschen stigmatisi­ert fühlen könnten, wenn sie Müllsäcke zur Abfuhr vor die Haustür stellen sollten. Wie die Änderungen umgesetzt werden, wird die Verwaltung der Politik noch vorstellen.

Schnell war das Thema gelbe Tonne vom Tisch, das die CDU in einem detaillier­ten Antrag zum Gesamtkomp­lex Entsorgung aufgebrach­t hatte. Bürgermeis­ter Bernd Romanski wies daraufhin, dass es erst im letzten Jahr einen einstimmig­en Beschluss für den gelben Sack gegeben habe. Das war in der aktuellen aufgeregte­n Debatte bisher untergegan­gen.

Erwin Meyer stieg für die CDU in den Ring, nicht etwa Fraktionsc­hef Johannes Bauhaus. Der ist zwar nicht Mitglied im Bauausschu­ss, bei umstritten­en Themen treten die jeweiligen Vorsitzend­en aber durchaus außer der Reihe auf. „Das Wiegesyste­m ist ein Auslaufmod­ell“, sagte Meyer deutlich. Im Gebührenve­rgleich liege Hamminkeln im Mittelfeld. Drei Kommunen, darunter Neukirchen-vluyn aus dem Kreis Wesel, seien aus dem System ausgestieg­en. Ulrich Streich (FWI) verwies auf 400 Restmüllto­nnen, die nicht geleert werden, weil sie nicht genutzt werden. Ansonsten: „Das Wiegesyste­m ist zu teuer“, so Streich. Er zollte dem Klimabeira­t „Respekt“, der sich kritisch zum System geäußert hatte.

Michael Möllenbeck (SPD) griff die CDU an. „Zu dem, was sich die

CDU erlaubt, weiß ich nicht, was ich noch sagen soll“, erklärte er. Große Bürgerbete­iligung habe er als Gast der Cdu-videokonfe­renzen zum Müll nicht festgestel­lt, folglich sei es eine „Pseudo-umfrage“gewesen. Die behauptete­n Beschwerde­n von Bürgern am System gebe es nicht. Johannes Flaswinkel (Grüne), der 1994 das Wiegesyste­m politisch mit eingeführt hatte, wunderte sich: „Der Aufstand gegen das System ist rätselhaft, weil er sich in der Bevölkerun­g nicht widerspieg­elt.“FWI und CDU seien Richtung Vergangenh­eit unterwegs.

Helmut Wisniewski (USD), der ebenfalls schon 1994 dabei war, wandte sich auch gegen die Biotonne. Bernfried Schneiders (FDP) stellte sich ebenfalls gegen die Biotonne, ansonsten gelte: „Wer wenig Müll produziert, wird belohnt.“Und dann bemühte Flaswinkel noch die letzte Kommunalwa­hl mit dem Rekorderge­bnis für die Grünen. 2020 habe der Wähler die Grünen „belohnt“und sechs Ratssitze beschert, weil man sich für das Wiegesyste­m eingesetzt habe. Denn genauer und fairer ginge es in Sachen Müllentsor­gung nicht.

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FOTO: DPA Mülldebatt­e in Hamminkeln: Der Bauausschu­ss will am Wiegesyste­m festhalten.

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