Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Aufschub für Notarztstandorte
Der Kreistag beschloss, dass die Einsatzzahlen in Xanten und Rheinberg ein Jahr lang ausgewertet werden, um dann zu entscheiden, ob die Standorte zusammengelegt werden.
KREIS WESEL Die Notärzte bleiben vorerst rund um die Uhr in Xanten und Rheinberg stationiert. Die Entscheidung, ob die beiden Standorte in den Nachtstunden in Alpen zusammengelegt werden, wird auf 2022 verschoben. Vorher soll ein Gutachter noch einmal die Einsatzzahlen der Xantener und Rheinberger Notärzte auswerten. Das hat der Kreistag am Donnerstagabend auf Vorschlag der Cdu-fraktion beschlossen.
Außerdem bat er Landrat Ingo Brohl (CDU), mit den Krankenkassen als Kostenträgern zu sprechen sowie „mit den Kommunen und sonstigen Beteiligten“zu verhandeln – „mit dem Ziel der Entwicklung von Lösungsmodellen“. Im dritten Quartal 2022 will der Kreistag dann erneut über die Notarztstandorte beraten. Für die Analyse der Einsätze wurde der Zeitraum vom 1. Juni 2021 bis zum 31. Mai 2022 festgelegt.
Die Verschiebung war kurzfristig von der Cdu-fraktion beantragt worden. Die Kreisverwaltung hatte geplant, die Politik bereits in diesem Jahr darüber abstimmen zu lassen, ob die beiden Standorte nachts zusammengelegt werden. Aus ihrer Sicht haben die Xantener und Rheinberger Notärzte zwischen 19 Uhr und 8 Uhr zu wenige Einsätze, um weiter zwei Standorte in dieser Zeit zu rechtfertigen.
Nachdem unsere Redaktion über diese Pläne berichtet hatte, protestierten zahlreiche Verbände, Parteien und Bürger dagegen. Sie befürchten, dass der Rettungswagen allein oft nicht reicht und der Notarzt künftig zu spät kommen könnte, wenn es nachts nur noch einen Notarzt für Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck geben sollte – bisher sind es zwei.
Die Verunsicherung in der Bevölkerung müsse ausgeräumt werden, erklärte der Cdu-fraktionsvorsitzende Frank Berger. Dafür müssten die Zahlen und Argumente in Ruhe bewertet werden. Es sei deshalb sinnvoll, sich die Zeit für diese neue Analyse zu nehmen, sagte Berger. „Wenn wir Vertrauen schaffen wollen, brauchen wir einen neuen Faktencheck“, forderte auch der Grünen-fraktionsvorsitzende Hubert Kück.
Die FDP sprach sich schon jetzt für den Erhalt beider Standorte aus: „Wir sind der Überzeugung, dass diese beiden Standorte auch in der Nacht erforderlich sind“, sagte der Fdp-fraktionsvorsitzende Rudolf Kretz-manteuffel. Die SPD enthielt sich bei der Abstimmung über eine Verschiebung der Entscheidung auf 2022. Sie befürworte das Moratorium, sagte der Fraktionsvorsitzende Gerd Drüten. Aber auch die SPD sei jetzt schon dafür, dass beide Standorte erhalten bleiben, auch in der Nacht. Das müsse mit „aller Macht“versucht werden.
Brohl bekräftigte, was er vor der Kommunalwahl gesagt hatte: Er persönlich sei für den Erhalt beider Standorte. „Zwei Standorte sind an dieser Stelle besser als einer.“Deshalb sei er froh, dass der Kreis die Zeit bekomme, um dafür Argumente zu sammeln. Am Ende sei es aber eine politische Entscheidung. Und Brohl forderte einen fairen Umgang miteinander. „Das gehört zu einem demokratischen Austausch.“Auch diejenigen, die sich aus fachlichen Gründen für eine Zusammenlegung in der Nacht aussprächen, spielten nicht mit dem Leben von Menschen. „Ich werde mich dagegen stellen, dass jemand dafür angegriffen wird.“
„Zwei Standorte sind an dieser Stelle besser als einer“Landrat Ingo Brohl