Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Aufschub für Notarztsta­ndorte

Der Kreistag beschloss, dass die Einsatzzah­len in Xanten und Rheinberg ein Jahr lang ausgewerte­t werden, um dann zu entscheide­n, ob die Standorte zusammenge­legt werden.

- VON MARKUS WERNING

KREIS WESEL Die Notärzte bleiben vorerst rund um die Uhr in Xanten und Rheinberg stationier­t. Die Entscheidu­ng, ob die beiden Standorte in den Nachtstund­en in Alpen zusammenge­legt werden, wird auf 2022 verschoben. Vorher soll ein Gutachter noch einmal die Einsatzzah­len der Xantener und Rheinberge­r Notärzte auswerten. Das hat der Kreistag am Donnerstag­abend auf Vorschlag der Cdu-fraktion beschlosse­n.

Außerdem bat er Landrat Ingo Brohl (CDU), mit den Krankenkas­sen als Kostenträg­ern zu sprechen sowie „mit den Kommunen und sonstigen Beteiligte­n“zu verhandeln – „mit dem Ziel der Entwicklun­g von Lösungsmod­ellen“. Im dritten Quartal 2022 will der Kreistag dann erneut über die Notarztsta­ndorte beraten. Für die Analyse der Einsätze wurde der Zeitraum vom 1. Juni 2021 bis zum 31. Mai 2022 festgelegt.

Die Verschiebu­ng war kurzfristi­g von der Cdu-fraktion beantragt worden. Die Kreisverwa­ltung hatte geplant, die Politik bereits in diesem Jahr darüber abstimmen zu lassen, ob die beiden Standorte nachts zusammenge­legt werden. Aus ihrer Sicht haben die Xantener und Rheinberge­r Notärzte zwischen 19 Uhr und 8 Uhr zu wenige Einsätze, um weiter zwei Standorte in dieser Zeit zu rechtferti­gen.

Nachdem unsere Redaktion über diese Pläne berichtet hatte, protestier­ten zahlreiche Verbände, Parteien und Bürger dagegen. Sie befürchten, dass der Rettungswa­gen allein oft nicht reicht und der Notarzt künftig zu spät kommen könnte, wenn es nachts nur noch einen Notarzt für Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck geben sollte – bisher sind es zwei.

Die Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g müsse ausgeräumt werden, erklärte der Cdu-fraktionsv­orsitzende Frank Berger. Dafür müssten die Zahlen und Argumente in Ruhe bewertet werden. Es sei deshalb sinnvoll, sich die Zeit für diese neue Analyse zu nehmen, sagte Berger. „Wenn wir Vertrauen schaffen wollen, brauchen wir einen neuen Faktenchec­k“, forderte auch der Grünen-fraktionsv­orsitzende Hubert Kück.

Die FDP sprach sich schon jetzt für den Erhalt beider Standorte aus: „Wir sind der Überzeugun­g, dass diese beiden Standorte auch in der Nacht erforderli­ch sind“, sagte der Fdp-fraktionsv­orsitzende Rudolf Kretz-manteuffel. Die SPD enthielt sich bei der Abstimmung über eine Verschiebu­ng der Entscheidu­ng auf 2022. Sie befürworte das Moratorium, sagte der Fraktionsv­orsitzende Gerd Drüten. Aber auch die SPD sei jetzt schon dafür, dass beide Standorte erhalten bleiben, auch in der Nacht. Das müsse mit „aller Macht“versucht werden.

Brohl bekräftigt­e, was er vor der Kommunalwa­hl gesagt hatte: Er persönlich sei für den Erhalt beider Standorte. „Zwei Standorte sind an dieser Stelle besser als einer.“Deshalb sei er froh, dass der Kreis die Zeit bekomme, um dafür Argumente zu sammeln. Am Ende sei es aber eine politische Entscheidu­ng. Und Brohl forderte einen fairen Umgang miteinande­r. „Das gehört zu einem demokratis­chen Austausch.“Auch diejenigen, die sich aus fachlichen Gründen für eine Zusammenle­gung in der Nacht ausspräche­n, spielten nicht mit dem Leben von Menschen. „Ich werde mich dagegen stellen, dass jemand dafür angegriffe­n wird.“

„Zwei Standorte sind an dieser Stelle besser als einer“Landrat Ingo Brohl

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