Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Erste Sprechstunde mit Bürgermeisterin
Ein Dreivierteljahr ist sie im Amt. Jetzt konnte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel zur Bürgersprechstunde laden.
DINSLAKEN (aha) Im vergangenen Jahr, im Wahlkampf, war Michaela Eislöffel, damals noch Bürgermeister-kandidatin, immer mit ihrem Blümchen-fahrrad unterwegs, sprach mit den Bewohnern der Ortsteile, mit den Menschen in der Innenstadt. Nach dem Wahlsieg im September hat die Corona-pandemie persönliche Kontakte weitgehend verhindert.
Manchmal habe sie sich fast wie eingesperrt gefühlt, sagt Michaela Eislöffel. Jetzt, ein dreiviertel Jahr nach der Wahl, konnte die neue Bürgermeisterin endlich einmal zur Bürgersprechstunde laden – am Donnerstag auf dem Markt in Hiesfeld. Der Andrang war groß.
Das Fahrrad ist diesmal nicht dabei, und statt des Klapptisches, den Michaela Eislöffel immer im Korb dabei hatte, sind zwei Stehtische am Rande des Wochenmarkts aufgebaut. Melanie Quernhorst, Referentin der Bürgermeisterin, schreibt auf dem Tablet die Namen und Adressen derjenigen auf, die mit der Bürgermeisterin sprechen. Denn jeder soll nachträglich eine persönliche Antwort bekommen.
Manches kann Michaela Eislöffel vor Ort beantworten – auch, wenn die eine oder andere Wahrheit unangenehm ist. Nein, muss die Bürgermeisterin ein ums andere Mal erklären, es werde auf dem Gelände des Freibades Hiesfeld kein neues Freibad mehr geben. Immer wieder verweist sie auf den dazu angestoßenen Bürgerdialog. Und sie nimmt Anregungen auf: Wasserspielplatz und Minigolf werden immer wieder genannt.
Michaela Eislöffel notiert alles, was sie erfährt, auf einem kleinen Block mit Dinslaken-logo. Der entwickelt sich zum Renner des Tages. Immer wieder fragen Passanten, ob sie sich so einen Dinslaken-block mitnehmen dürfen. Oder greifen einfach zu.
Auch, dass das Bürgerbüro Hiesfeld seit einem Jahr geschlossen ist, kann die Bürgermeisterin nur erklären, nicht ändern. Der Raum sei klein, „man kann kaum lüften, erst recht nicht querlüften“, erläutert sie. Nur eine Mitarbeiterin allein dort arbeiten zu lassen, das wolle sie angesichts mitunter ungehaltener Besucher auch nicht riskieren.
Viele Anregungen nimmt sie mit. Eine Frau mit Fahrradhelm beklagt sich über schlechte Anbindungen von Fahrradwegen sowie Mängel bei deren Gestaltung. An der KarlHeinz-klingen- und Krengelstraße müssten Radfahrer einen extrem spitzen Winkel fahren, und es habe dort schon Stürze gegeben. Die Wurzeln an derselben Straße ragen bis zu zehn Zentimeter auf dem Radweg in die Höhe. Die Bürgermeisterin schreibt mit. Auch Beschwerden über Falschparker oder unangenehme Schlaglochpisten nimmt sie mit ins Rathaus.
Bei einer Dame bedankt sich Michaela Eislöffel besonders für ihren Besuch: Die 93-Jährige ist extra mit ihrem Rollator gekommen, um mitzuteilen, dass der Busfahrer die barrierefreie Haltestelle um die Ecke zum Hindernis macht, weil er mit seinem Bus nicht nah an hohe Kante heranfahren möchte, um diesen nicht zu beschädigen. Rollator- und Rollstuhlfahrer können die so entstehende Lücke kaum überwinden. „Dafür bauen wir die Haltestellen nicht barrierefrei aus“, ärgert sich Michaela Eislöffel.
Manche Besucher wollen auch nur mal vorbeischauen, um zu sagen, dass „alles in Ordnung“ist. So, wie ein Landwirt aus Oberlohberg. Oder ein Papa, der seinem Söhnchen mal eine echte Bürgermeisterin zeigen will.