Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Stiko wird zum Problem beim Impfen

- VON ANTJE HÖNING

Wochenlang stand Astrazenec­a in der Kritik: Die Zulassungs­studie hatte Ältere vergessen, dann sorgten einzelne Thrombosef­älle für Schlagzeil­en. Der Impfstoff wurde zum Ladenhüter. In einer Osteraktio­n brachte NRW Tausende Dosen doch noch unter das Volk. Nun werden die Bürger mit einer neuen Volte überrascht. Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) ändert ihre Empfehlung: Mit Blick auf den Vormarsch der Delta-variante sollen nun alle, die als erste Dosis Astrazenec­a erhalten haben, als zweites einen mrNa-impfstoff bekommen. Andere Experten weisen schon länger darauf hin, dass solche Kreuzimpfu­ngen wirksamer sind. Doch die Stiko reagiert spät, und sie lässt die Menschen allein: Was heißt das nun für Bürger, die bereits zweimal Astrazenec­a bekommen haben? Sind sie kaum gegen Delta geschützt? Und was heißt das für die, die in den nächsten Tagen ihren zweiten Termin haben? Gut wäre es, wenn Impfzentre­n und Hausärzte nun flexibel reagieren und rasch umstellen könnten. Man kann nur hoffen, dass die Gesundheit­sminister heute auf ihrer Sondersitz­ung Reserven dafür auf den Tisch legen können.

Mit ihrer akademisch­en Zögerlichk­eit und dem fehlenden Blick für die Folgen ihrer Empfehlung­en wird die Stiko zunehmend zum Problem für die Impfkampag­ne. Ihr Schlingerk­urs bei Astrazenec­a zerstört Vertrauen. Bei Schwangere­n zaudert die Stiko, obwohl der Frauenärzt­e-verband dringend bittet, alle werdenden Mütter impfen zu können. Bei Kindern ab zwölf ziert sich die Stiko und macht Eltern und Kinderärzt­en das Leben schwer. Dabei ist die Delta-variante auch eine Gefahr für Kinder, in anderen Ländern sind bereits viele Kinder geimpft. Die Stiko läuft der Entwicklun­g immer wieder hinterher. Damit wird sie zum Bremsklotz in der Pandemie-bekämpfung.

BERICHT IMPFTERMIN­E FÜR ALLE KINDER AB 12 . . ., TITELSEITE

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