Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Stiko wird zum Problem beim Impfen
Wochenlang stand Astrazeneca in der Kritik: Die Zulassungsstudie hatte Ältere vergessen, dann sorgten einzelne Thrombosefälle für Schlagzeilen. Der Impfstoff wurde zum Ladenhüter. In einer Osteraktion brachte NRW Tausende Dosen doch noch unter das Volk. Nun werden die Bürger mit einer neuen Volte überrascht. Die Ständige Impfkommission (Stiko) ändert ihre Empfehlung: Mit Blick auf den Vormarsch der Delta-variante sollen nun alle, die als erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, als zweites einen mrNa-impfstoff bekommen. Andere Experten weisen schon länger darauf hin, dass solche Kreuzimpfungen wirksamer sind. Doch die Stiko reagiert spät, und sie lässt die Menschen allein: Was heißt das nun für Bürger, die bereits zweimal Astrazeneca bekommen haben? Sind sie kaum gegen Delta geschützt? Und was heißt das für die, die in den nächsten Tagen ihren zweiten Termin haben? Gut wäre es, wenn Impfzentren und Hausärzte nun flexibel reagieren und rasch umstellen könnten. Man kann nur hoffen, dass die Gesundheitsminister heute auf ihrer Sondersitzung Reserven dafür auf den Tisch legen können.
Mit ihrer akademischen Zögerlichkeit und dem fehlenden Blick für die Folgen ihrer Empfehlungen wird die Stiko zunehmend zum Problem für die Impfkampagne. Ihr Schlingerkurs bei Astrazeneca zerstört Vertrauen. Bei Schwangeren zaudert die Stiko, obwohl der Frauenärzte-verband dringend bittet, alle werdenden Mütter impfen zu können. Bei Kindern ab zwölf ziert sich die Stiko und macht Eltern und Kinderärzten das Leben schwer. Dabei ist die Delta-variante auch eine Gefahr für Kinder, in anderen Ländern sind bereits viele Kinder geimpft. Die Stiko läuft der Entwicklung immer wieder hinterher. Damit wird sie zum Bremsklotz in der Pandemie-bekämpfung.
BERICHT IMPFTERMINE FÜR ALLE KINDER AB 12 . . ., TITELSEITE