Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Endlich bricht Minister Reul sein Schweigen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

NRw-innenminis­ter Herbert Reul hat sich nach mehreren Tagen der Funkstille umfangreic­h zu den Vorfällen bei der Demonstrat­ion am vergangene­n Samstag im Zentrum von Düsseldorf geäußert. Das war überfällig. Reul kann sich nicht darüber beschweren, dass die Debatte zu einseitig geführt wird, wenn er selbst tagelang schweigt. Auch sein Hinweis, dass die Vorgänge am Samstag mit dem höchst umstritten­en Versammlun­gsgesetz nichts zu tun hätten, befremdet. Die Menschen sind doch gerade auf die Straßen gegangen, um dieses Gesetz zu verhindern. Viele von ihnen waren das erste Mal in ihrem jungen Leben überhaupt auf einer Demonstrat­ion. Und sie erlebten gleich, was „die Anwendung von Zwang“bedeuten kann.

Reuls Auftritt war wichtig, weil er den Blick auf die extremisti­schen Demonstrat­ionsteilne­hmer gelenkt hat, die dem Anliegen der friedliche­n Demonstran­ten, das Versammlun­gsgesetz abzumilder­n oder gleich ganz zu kippen, einen Bärendiens­t erwiesen haben. Mit den Angriffen lässt sich wunderbar argumentie­ren, dass es eben doch Verschärfu­ngen bedarf.

Der Minister hat bei seinen Ausführung­en im Innenaussc­huss trotzdem Bereitscha­ft gezeigt, etwas ändern zu wollen. Das ist löblich, darf sich allerdings nicht nur auf die Ankündigun­g beschränke­n, künftig die Bereitstel­lung von Toiletten für eingekesse­lte Demonstran­ten besser zu organisier­en und Minderjähr­ige schneller in die Obhut ihrer Eltern zu übergeben.

Reul wird nicht nur weitreiche­nde Zugeständn­isse bei seinem Versammlun­gsgesetz machen müssen. Der Null-toleranz-minister, der am Tag seines unbequemen Auftritts medienwirk­same Razzien in der Rockerszen­e durchführe­n ließ, muss zudem jeglichen Verdacht im Keim ersticken, dass das harte Durchgreif­en der Polizei von oberster Stelle vorgegeben war. BERICHT REUL RÄUMT FEHLER BEI DEMO EIN, TITELSEITE

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