Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Rumsfeld war das Symbol der Hybris einer Supermacht
WASHINGTON Es gebe die bekannten Bekannten, Dinge, „wo wir wissen, dass wir es wissen“. Dann wären da noch die bekannten Unbekannten, „wo wir wissen, dass wir es nicht wissen“. Und schließlich die unbekannten Unbekannten, „wo wir nicht wissen, dass wir es nicht wissen“. Die merkwürdigen Sätze aus der Zeit vor dem Irakkrieg haben Donald Rumsfeld bis an sein Lebensende begleitet.
Mit ihnen bürstete er Journalisten ab, die bezweifelten, dass es die von der Regierung George W. Bushs unterstellten Verbindungen zwischen dem Diktator Saddam Hussein und dem Terrornetzwerk Al-qaida tatsächlich gab. Rumsfeld wollte geistreich sein, wirkte aber eher arrogant, wie so oft, wenn er andere belehrte. Mit seiner Art stand er symbolisch für die Hybris einer Supermacht, die den Kalten Krieg gewonnen hatte und deren kurzsichtigere Politiker zur Überschätzung der eigenen Möglichkeiten neigten. Nun ist der ehemalige Verteidigungsminister der USA im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Taos in New Mexico gestorben. Todesursache war eine bösartige Erkrankung der Plasmazellen im Knochenmark.
Der Name Rumsfeld ist für immer mit dem Feldzug im Irak verbunden.
Mit einem Militäreinsatz, über den, noch bevor er begann, ein seinerzeit weitgehend unbekannter Provinzpolitiker namens Barack Obama sagte, er sei keineswegs gegen alle, wohl aber gegen dumme Kriege, und dieser hier falle eindeutig in diese Kategorie.
Geboren in Chicago, avanciert Rumsfeld zum politischen Senkrechtstarter. 1962, im Alter von 30 Jahren, delegierten ihn die Wähler erstmals ins amerikanische Repräsentantenhaus. Richard Nixon holte ihn als Berater ins Weiße Haus. Nixons Nachfolger Gerald Ford befördert ihn zum Stabschef der Regierungszentrale. 1975 wurde er Chef des Pentagon, seinerzeit der jüngste der Landesgeschichte. Nachdem am 11. September ein von Entführern gekapertes Flugzeug in das berühmte Gebäude-fünfeck am Potomac River gekracht war, zollten auch Kritiker Rumsfeld Respekt. Der Minister, berichteten Augenzeugen, sei furchtlos in Richtung der Flammen gerannt, um bei der Bergung von Verletzten zu helfen.
2006 nahm er den Hut. Donald Rumsfeld, schrieb George W. Bush am Mittwoch in einer Würdigung, sei ein intelligenter und integrer Mann mit nahezu unerschöpflicher Energie gewesen. Zu keiner Zeit habe er sich vor harten Entscheidungen gedrückt.