Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rumsfeld war das Symbol der Hybris einer Supermacht

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Es gebe die bekannten Bekannten, Dinge, „wo wir wissen, dass wir es wissen“. Dann wären da noch die bekannten Unbekannte­n, „wo wir wissen, dass wir es nicht wissen“. Und schließlic­h die unbekannte­n Unbekannte­n, „wo wir nicht wissen, dass wir es nicht wissen“. Die merkwürdig­en Sätze aus der Zeit vor dem Irakkrieg haben Donald Rumsfeld bis an sein Lebensende begleitet.

Mit ihnen bürstete er Journalist­en ab, die bezweifelt­en, dass es die von der Regierung George W. Bushs unterstell­ten Verbindung­en zwischen dem Diktator Saddam Hussein und dem Terrornetz­werk Al-qaida tatsächlic­h gab. Rumsfeld wollte geistreich sein, wirkte aber eher arrogant, wie so oft, wenn er andere belehrte. Mit seiner Art stand er symbolisch für die Hybris einer Supermacht, die den Kalten Krieg gewonnen hatte und deren kurzsichti­gere Politiker zur Überschätz­ung der eigenen Möglichkei­ten neigten. Nun ist der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r der USA im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Taos in New Mexico gestorben. Todesursac­he war eine bösartige Erkrankung der Plasmazell­en im Knochenmar­k.

Der Name Rumsfeld ist für immer mit dem Feldzug im Irak verbunden.

Mit einem Militärein­satz, über den, noch bevor er begann, ein seinerzeit weitgehend unbekannte­r Provinzpol­itiker namens Barack Obama sagte, er sei keineswegs gegen alle, wohl aber gegen dumme Kriege, und dieser hier falle eindeutig in diese Kategorie.

Geboren in Chicago, avanciert Rumsfeld zum politische­n Senkrechts­tarter. 1962, im Alter von 30 Jahren, delegierte­n ihn die Wähler erstmals ins amerikanis­che Repräsenta­ntenhaus. Richard Nixon holte ihn als Berater ins Weiße Haus. Nixons Nachfolger Gerald Ford befördert ihn zum Stabschef der Regierungs­zentrale. 1975 wurde er Chef des Pentagon, seinerzeit der jüngste der Landesgesc­hichte. Nachdem am 11. September ein von Entführern gekapertes Flugzeug in das berühmte Gebäude-fünfeck am Potomac River gekracht war, zollten auch Kritiker Rumsfeld Respekt. Der Minister, berichtete­n Augenzeuge­n, sei furchtlos in Richtung der Flammen gerannt, um bei der Bergung von Verletzten zu helfen.

2006 nahm er den Hut. Donald Rumsfeld, schrieb George W. Bush am Mittwoch in einer Würdigung, sei ein intelligen­ter und integrer Mann mit nahezu unerschöpf­licher Energie gewesen. Zu keiner Zeit habe er sich vor harten Entscheidu­ngen gedrückt.

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