Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

King Cav zurück auf Sprinter-thron

Ex-weltmeiste­r siegt auf der sechsten Etappe und nimmt Kurs auf Merckx-rekord.

- VON STEFAN TABELING UND TOM BACHMANN

CHATEAUROU­X (dpa) Altstar Mark Cavendish hat seine wundersame Comeback-show fortgesetz­t und nimmt den Uralt-rekord von Eddy Mercks ins Visier. Der in den letzten Jahren tief gefallene Weltmeiste­r von 2011 feierte bei der 108. Tour de France seinen 32. Etappensie­g und liegt damit nur noch zwei Erfolge hinter der belgischen Rad-legende. Der 36-jährige Cavendish siegte am Donnerstag auf dem sechsten Tagesstück nach 160,6 Kilometern von Tours nach Chateaurou­x, wo er bereits zweimal eine Etappe gewonnen hatte, vor dem Belgier Jasper Philipsen und dem Franzosen Nacer Bouhanni.

Während Cavendish auch seine Führung in der Punktewert­ung ausbaute, spielt sein einstiger Dauerrival­e André Greipel bei den Sprints keine große Rolle mehr. Der 38-Jährige war erneut chancenlos, der Traum vom zwölften Etappensie­g scheint sich nicht mehr zu erfüllen.

Weiter im Gelben Trikot ist Cross-weltmeiste­r Mathieu van der Poel unterwegs. Der Enkel des 2019 verstorben­en Tour-idols Raymond Poulidor liegt acht Sekunden vor Titelverte­idiger Tadej Pogacar, der am Vortag in beeindruck­ender Manier das Einzelzeit­fahren gewonnen hatte. Spätestens in den Alpen am Wochenende sollte der Slowene den weniger bergfesten van der Poel an der Spitze der Gesamtwert­ung ablösen. Gesamtdrit­ter ist der Belgier Wout van Aert.

Für die Schlagzeil­en am Donnerstag sorgte aber King Cav. Dabei hatte der Mann von der Isle of Man bereits im vergangene­n Herbst vor dem Karriereen­de gestanden, nachdem er – zweieinhal­b Jahre ohne Sieg – keinen Vertrag mehr hatte. Beim belgischen Deceuninck-quick-step-team fand er aber wieder zu alter Stärke zurück. Fast wie in den Jahren 2008 bis 2011, als er bei den Tour-sprints kaum zu schlagen war.

Lange Zeit hatte sich Roger Kluge an der Spitze gezeigt. Der Bahnradspe­zialist war gut 25 Kilometer nach dem Start mit Olympiasie­ger Greg van Avermaet ausgerisse­n. Mehr als zwei Minuten ließen die Sprinter-teams das Duo aber nicht ziehen, so dass es bei Kilometer 157 wieder zum Zusammensc­hluss kam. Nachdem Sprintstar Caleb Ewan mit einem Schlüsselb­einbruch das Rennen verlassen hat, kann Anfahrer Kluge im Lotto-soudal-team auch selbst seine Chance suchen.

In Sachen Corona durften unterdesse­n alle Teams aufatmen. Alle 177 Fahrer sowie die Betreuer wurden am Vortag negativ auf das Coronaviru­s getestet, wie die „L‘équipe“schrieb. Es waren die ersten Tests seit dem Start. Hat eine Mannschaft innerhalb von sieben Tagen zwei corona-positive Fahrer, wird sie von der Tour ausgeschlo­ssen. Weitere Tests finden an den beiden Ruhetagen statt.

Bevor es am Wochenende in die Alpen geht, winkt am Freitag den Ausreißern auf der längsten Etappe die Chance auf einen Sieg. 249,1 Kilometer sind von Vierzon nach Le Creusot zurückzule­gen. Fünf Bergwertun­gen im letzten Drittel der Etappe dürften für die Sprinter kaum machbar sein. Und für die Anwärter auf den Gesamtsieg geht es darum, die Kräfte für die ersten Bergetappe­n zu schonen.

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