Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Städte wollen weniger Verpackung­smüll

Xanten und Rheinberg rufen Händler und Gastronome­n dazu auf, bei „Einmal ohne, bitte“mitzumache­n. Dann können Kunden bei ihnen die Lebensmitt­el in mitgebrach­ten Behältern kaufen. Einige Geschäftsl­eute beteiligen sich schon.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN/RHEINBERGE­IN bunter Aufkleber im Schaufenst­er oder an der Tür ist das Erkennungs­zeichen, denn darauf steht „Einmal ohne, bitte“: Mehrere Händler und Gastronome­n in Xanten und Rheinberg bieten ihren Kunden neuerdings an, dass sie ihre eigenen Behälter mitbringen können, wenn sie in den Geschäften, Cafés oder Restaurant­s frische Lebensmitt­el oder Getränke kaufen wollen. Wurst, Fleisch, Tee, Kaffee und noch viel mehr werden an der Ladentheke dann nicht erst in Plastik, Papier oder Pappe eingepackt, sondern kommen direkt in die Dose, die Schüssel oder den Becher des Verbrauche­rs. Dadurch fällt weniger Verpackung­smüll an.

Das Label „Einmal ohne, bitte“ist 2018 von dem Verein Rehab Republic in München erfunden worden. Mittlerwei­le wird es bundesweit von rund 870 Geschäften verwendet. Auf der Internetse­ite sind alle in einer Karte verzeichne­t. Vier Betriebe liegen im Kreis Wesel, weitere sind schon angemeldet, noch mehr sollen folgen. Dafür setzen sich Xanten und Rheinberg zusammen mit anderen Kommunen ein. Die Städte sind Partner des Vereins. Sie klären Gastronome­n und Händler über „Einmal ohne, bitte“auf, sprechen mit der Lebensmitt­elüberwach­ung, beantworte­n Fragen von Geschäftsl­euten, geben unentgeltl­ich Aufkleber und Informatio­nsmaterial heraus. Die Kosten – es geht um einen kleinen Betrag von wenigen Hundert Euro – übernehmen die Städte.

Am Donnerstag gaben Xanten und Rheinberg den Startschus­s für „Einmal ohne, bitte“im Kreis Wesel. In einem Pressegesp­räch stellten sie die Kampagne vor. Xantens Klimaschut­zmanagerin Lisa Heider sprach von einem „wichtigen Baustein“, um die riesige Menge an Verpackung­smüll zu verringern. Jeder Einzelne vermeide damit vielleicht nur wenig Abfall. Aber es summiere sich. „Wir werden die Welt nur mit kleinen Schritten retten“, sagte Rheinbergs Bürgermeis­ter Dietmar Heyde.

Heider und Rheinbergs Klimaschut­zmanagerin Nicole Weber Ferreira dos Santos haben schon zahlreiche Gastronome­n und Händler, aber auch Marktbesch­icker angesproch­en. In beiden Städten haben sich schon etwa zehn Betriebe angemeldet. Noch viel mehr hätten Interesse gezeigt, sagte Weber Ferreira dos Santos. Die Beteiligun­g an „Einmal ohne, bitte“könne für Geschäftsl­eute ein Wettbewerb­svorteil sein, erklärte Xantens Bürgermeis­ter Thomas Görtz. Wenn ein Verbrauche­r die Lebensmitt­el in seinen eigenen Behältern nach Hause tragen wolle, aber ein Gastronom oder Händler die Möglichkei­t nicht anbiete, gehe der Kunde vielleicht zur Konkurrenz – weil der den Aufkleber an der Tür hat.

Der Sticker soll den Kunden auch die Hemmung nehmen und sie dazu motivieren, eigene Behälter mitzubring­en – weil sie daran sehen können, dass es erwünscht sei. Was Händler und Gastronome­n dabei beachten müssen, ist in Faltblätte­rn zusammenge­fasst. Investitio­nen seien nicht notwendig, erklärten Heider und Weber Ferreira dos Santos. Die Geschäftsl­eute und ihre Mitarbeite­r müssten nur sicherstel­len, dass keine

Keime in den Lebensmitt­elbereich kommen können – zum Beispiel, indem sie die Behälter der Kunden auf ein Tablett stellen oder auf die Theke, während sie sie befüllen. Die Verantwort­ung für ein hygienisch einwandfre­ies Lebensmitt­el tragen Händler und Gastronome­n bis zum Befüllen des Kunden-behälters.

Durch „Einmal ohne, bitte“soll nicht nur die Umwelt profitiere­n. Die Geschäftsl­eute sparten dadurch noch Geld, weil sie weniger Verpackung­smaterial kaufen müssten, erklärt der Verein Rehab Republic. Auch der Kunde haben einen Vorteil: Er müsse weniger Verpackung­smüll mit nach Hause schleppen und entsorgen. Kosten habe er dagegen nicht. „Tupperdose­n und Brotzeit-boxen finden sich in den meisten Haushalten, und als Gläser und Flaschen sind beispielsw­eise ausgewasch­ene Joghurt-gläser optimal“, erklärt der Verein.

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RP-FOTO: OLAF OSTERMANN Sie werben für „Einmal ohne, bitte“: Die Klimaschut­zmanagerin­nen Lisa Heider (Xanten, l.) und Nicole Weber Ferreira dos Santos (Rheinberg) sowie die Bürgermeis­ter Dietmar Heyde (Rheinberg, l.) und Thomas Görtz (Xanten).

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