Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kalenderblatt
02.07.2008
Ingrid Betancourt kommt frei
Sechs Jahre lang hatten Rebellen der kolumbianischen Guerilla-organisation Farc die Politikerin Ingrid Betancourt gefangen gehalten. Die Kolumbianerin, die auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, war ihren Geiselnehmern im Februar 2002 an einer Straßensperre in die Hände gefallen. Am Abend des 2. Juli 2008 verkündete Frankreis Präsident Nicolas Sarkozy die Nachricht: „Ingrid Betancourt ist frei.“Über Jahre hatte die französische Regierung mit den Rebellen verhandelt, unterstützt von Venezuela, Ecuador, Spanien und der Schweiz. Wenige Nachrichten von der Gefangenen drangen in dieser Zeit nach außen. Was man erfuhr, war besorgniserregend: Betancourt sei schwer krank, berichteten ehemalige Farc-geiseln. Sechseinhalb Jahre nach ihrer Entführung wurde die Politikerin schließlich bei einer spektakulären Aktion befreit. Den kolumbianischen Streitkräften war es gelungen, die Rebellen zu überzeugen, die Geiseln in ein anderes Versteck zu bringen. Unter anderem waren dafür Telefonleitungen manipuliert worden. Doch der Helikopter, der Betancourt und 14 weitere Gefangene, darunter drei Us-amerikaner, abholte, kam nicht von der Farc, sondern war besetzt mit kolumbianischen Soldaten.
Sie flogen die Entführten ohne Blutvergießen aus dem kolumbianischen Dschungel aus. Zwei Tage später kam das Gerücht auf, dass die Aktion vorgetäuscht war und die Rebellen ein Lösegeld erhalten hatten. Die kolumbianische und französische Regierung dementierten, auch Mitglieder der Farc bestritten das. Betancourt schrieb nach ihrer Gefangenschaft ihre Memoiren, in die aktuelle Politik Kolumbiens kehrte sie nicht zurück.