Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Legalize it! Aber richtig
Ein neuer Staatsvertrag erlaubt Online-glücksspiele. Das hilft gegen Spielsucht.
Zum 1. Juli ist Online-glücksspiel in Deutschland legalisiert worden. Die Bundesländer haben sich – endlich – vom gescheiterten Ansatz des fast vollständigen Verbots verabschiedet. Natürlich geht von Online-glücksspiel eine Suchtgefahr aus. Nur verschwindet das Problem nicht einfach durch ein Komplettverbot, wenn es in der großen Mehrheit der anderen Eu-mitgliedsstaaten völlig legale Angebote gibt. Die Spieler wandern einfach ins Ausland ab – im Internet ist das kaum zu verhindern. Es ist daher richtig, auch in Deutschland ein legales Angebot zuzulassen, das wir dann auch selbst viel besser kontrollieren können als Angebote aus Malta, Asien oder der Karibik. So paradox es klingen mag: Die Legalisierung ist ein Schritt in Richtung eines effektiven Spielerschutzes. Auf dem Schwarzmarkt gibt es den nämlich nicht.
Teils wird argumentiert, man könne dann ja gleich alle möglichen illegalen Aktivitäten legalisieren. Das Argument übersieht jedoch eines: Anders als bei anderen illegalen Aktivitäten geht es bei der Glücksspielregulierung als erstes darum, Spieler vor sich selbst zu schützen, und nur als zweites um den Schutz anderer vor den Spielern.
Für die erfolgreiche Kanalisierung des Glücksspiels in legale Bahnen darf Glücksspiel in Deutschland nicht zu unattraktiv werden. Genau hier gibt es aber ein Problem: In Deutschland wird – im Gegensatz zu allen anderen Eu-staaten – der Spieleinsatz besteuert, unabhängig davon, wie viel die Anbieter wieder an die Spieler ausschütten. In den anderen Eu-staaten hingegen wird nur die Differenz zwischen Spieleinsatz und Ausschüttungen besteuert. Effektiv ist die Steuer in Deutschland daher etwa dreimal so hoch ist wie im europäischen Durchschnitt. Deutsche Anbieter werden so deutlich weniger an Spieler ausschütten können als die ausländische Konkurrenz. Das Risiko ist klar: Gerade problematische Vielspieler werden weiter im Ausland spielen. Soll die Legalisierung nicht an der überbordenden Besteuerung scheitern, besteht hier dringender Korrekturbedarf.
Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.