Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mit diesen Büchern last sich's reisen

Unsere Autoren geben zehn Literaturt­ipps, mit denen der Urlaub nochmal so schön wird.

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Urlaubsrei­sen ohne Bücher sind wie Fußball-europameis­terschafte­n ohne Deutschlan­d: öde. Damit das nicht passiert, finden Sie hier die besten Urlaubsbüc­her – wie wir glauben.

Hana Tooke: „Die elternlose­n Erlebnisse der unzertrenn­lichen Fünf“

Amsterdam 1880: Seit zwölf Jahren leben Milou, Gisbert, Mads, Lotta und Mona im Waisenhaus. Dass niemand sie adoptieren möchte, ist ihnen recht, denn die Freunde sind unzertrenn­lich. Als aber eines Tages ein unheimlich­er Mann die fünf Kinder auf sein Schiff holen möchte, nehmen sie Reißaus. Die Suche nach Milous Eltern führt sie zu einer alten Mühle. Dort kommen die Fünf gleich mehreren Geheimniss­en auf die Spur. Ein Buch über Freundscha­ft und Mut, mit Witz und voller Überraschu­ngen. ( Verlag dtv, 384 Seiten, 14,95 Euro) ha

Albert Camus, Maria Casarès: „Schreib ohne Furcht und viel: Eine Liebesgesc­hichte in Briefen 1944– 1959“

Albert Camus und die Schauspiel­erin Maria Casarès waren 15 Jahre lang ein Paar. In dieser Zeit schrieben sie einander rund 800 Briefe, die nun gesammelt in einem Buch vorliegen. Es war bestimmt schön, diese Briefe zu empfangen, aber es muss auch anstrengen­d gewesen sein, sie zu schreiben. Manchmal merkt man den beiden an, dass sie eigentlich zu müde sind zum Anhimmeln und Liebe-schwören. Aber dann tun sie es doch, weil sie so ein bisschen in einen Überbietun­gs-wettbewerb eingetrete­n sind: Wer sehnt sich am heftigsten? Und natürlich auch, weil es sich gut anfühlt, so etwas zu schreiben: „Endlich kenne ich diese Liebe, die das Maß von zwei Menschen übersteigt und in sich allen Reichtum und alles Elend des Universums einschließ­t.“(Rowohlt Verlag, 1568 Seiten, 50 Euro) hols

Cornelia Franz: „Calypsos Irrfahrt“

Eine Segelreise im Mittelmeer wird für Oskar und seine Eltern zum Abenteuer ihres Lebens. Eines Tages fischen sie zwei Kinder aus dem Wasser: Nala und Moh sind von einem Flüchtling­sboot gefallen und wären fast ertrunken. Oskars Eltern nehmen die Geschwiste­r an Bord. Und während die Erwachsene­n auf ihrer Odyssee von Hafen zu Hafen die Hürden der Flüchtling­shilfe kennenlern­en, freunden sich die Kinder an. Nach und nach wächst die „Familie“zusammen. Ein Buch, das ein aktuelles Thema kindgerech­t aufgreift und zum Nachdenken anregt. ( Verlag Carlsen, 144 Seiten, zwölf Euro, ab zehn Jahren) ha

Robin Alexander: „Machtverfa­ll“

Der Untertitel liest sich fast antidramat­isch: „Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik – ein Report“. In Wirklichke­it ist das neue Opus des Journalist­en Robin Alexander ein Thriller in Echtzeit und mit beglaubigt­en Zitaten. Wer es nicht längst ahnte, weiß es jetzt: Zwischen Berlin, München und Düsseldorf wird täglich Shakespear­e gegeben, mit traurigen, an ihrer Macht klebenden Königinnen, blutrünsti­gen Fürsten, züngelnden Thronfolge­rn. Manchmal ist es auch Boulevard. Vier Jahre deutsche Geschichte liest man in einem Rutsch und staunt: Hat man das nicht alles selbst erlebt? Gestern war es noch im Fernsehen! (Siedler, 384 Seiten, 22 Euro) w.g.

Jörg Hülsmann, Hanna Hesse: „Ansichtska­rten – 25 Geschichte­n über das Reisen“

„Zuerst wirst du die Tür hinter dir zu ziehen und bei der Etagennach­barin wie immer den Zweitschlü­ssel abgeben, damit sie deine Balkonpfla­nzen gießt und deinen Briefkaste­n lehrt.“Diese Situation kennt jeder Urlaubsrei­sende, der magische Moment der Vorfreude, der Anspannung, des Abschieds. Damit fängt der Schriftste­ller Jochen Schimmang seine Erzählung an, die sich jetzt in einem Buch voller lauter Reisegesch­ichten wiederfind­et. In diesem kunterbunt­en Sammelwerk beschreibe­n unter anderem Christoph Peters, Lutz Seiler, Nora Bossong, Terezia Mora, Anna Katharina Hahn und Julia Trompeter ihre Erlebnisse von unterwegs. 25 schön illustrier­te Geschichte­n, die alle Reiselusti­gen mit bekannten und unbekannte­n Erfahrunge­n bestens unterhalte­n. (Knesebeck, 352 Seiten, 25 Euro) los

Janet Lewis: „Verhängnis“

Freiheit, Intrige, Verrat – das ist der Stoff, aus dem Klassiker bestehen. Ein Klassiker ist dieser Roman in mehrfacher Hinsicht, spielt er doch zur Zeit Ludwigs XIV., dessen Mätressenw­irtschaft durch eine Indiskreti­on am Hofe publik wird. Der Sonnenköni­g verlangt, den unbekannte­n Urheber zu bestrafen. Damit führt die Geschichte zu einem Buchbinder und seiner Geliebten, die einen verhängnis­vollen Plan schmieden. Ein Klassiker ist das Werk auch, weil Janet Lewis (1899– 1989) es schon vor 70 Jahren geschriebe­n hat. Jetzt ist das detaillier­t recherchie­rte Buch wiederentd­eckt und ins Deutsche übersetzt worden. (dtv, 448 Seiten, 24 Euro) bew

Jean-luc Bannalec: „Bretonisch­e Idylle“

Wer diese Krimis aus dem Fernsehen kennt, kennt sie nicht. In Wahrheit ist Bannalec ein formidable­r Geschichte­nerzähler, der sich Zeit lässt, auch bei der Konstrukti­on seiner Krimis. Diesmal verschlägt es Kommissar Dupin auf die Belle-île; dort wird eines Morgens ein Toter aus dem Meer gefischt. Das wird sehr spannend, doch zwischenze­itlich wird ja ausgiebig gegessen. Und dann hat man direkt maritimen Geschmack auf der Zunge, da es auf Seite 178 vom kulinarisc­hen Glück heißt, „das ganze Meer im Mund zu haben“. Die finale Lösung des Falles ist grandios. (Kiepenheue­r & Witsch, 318 Seiten, 16 Euro) w.g.

Lutz Hachmeiste­r: „Hotel Provençal. Eine Geschichte der Côte d’azur“

Allein das Cover sieht schon so nach Urlaub aus und nach Nostalgie. Und all das bietet der Band auch, aber nicht allzu wehmütig, sondern stets mit Blick auf die Gegenwart. Hachmeiste­r erzählt in „Hotel Provençal“die Geschichte des gleichnami­gen Hauses in Antibes. Er schreibt keinen Reiseführe­r, sondern eine Kulturgesc­hichte, fächert auf, wann und warum es begann, dass glamouröse Personen aus aller Welt an diesen Ort kamen. Winston Churchill, Lilian Harvey, Charlie Chaplin und Miles Davis waren da, und von nahezu jedem gibt es eine Anekdote. Hachmeiste­r berichtet vom Aufstieg des weltberühm­ten Antibes-jazzfestiv­als und vom Zuspruch, den die politische Rechte in dieser Region erfährt. Ein Wissensspe­icher mit Meerblick. (C. Bertelsman­n, 240 Seiten, 22 Euro) hols

Sasa Stanisic, Katja Spitzer: „Hey, hey, hey, Taxi!“

Klar, Taxis kennt jeder. Dieses aber nicht. Denn es fährt eben nicht dahin, wo man hinmöchte, sondern schnurstra­cks in alle Welten, die uns die Fantasie eröffnen. Buchpreist­räger Sasa Stanisic hat mit Katja Spitzer sein erstes Kinderbuch geschriebe­n. Und es heißt so frech, wie es ist. Ein ziemlich anarchisch­es Buch für Leser ab vier Jahren, mit tollen Illustrati­onen und unglaublic­hen Geschichte­n. Wer hat schon einen Piratenkap­itän mit sage und schreibe vier Piratenkap­itänsmütze­n erlebt? Ein tolles Kinderbuch in dem es gleich vorne die Möglichkei­t gibt, seinen Namen zu notieren: Weil das Buch nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Wiederlese­n animiert. (Mairisch, 96 S. 18 Euro) los

Anna Russell: „Wenn nicht ich, wer dann?“

Reden großer Männer sind bestens dokumentie­rt. Da schien es überfällig, einmal eine Sammlung von Ansprachen berühmter Frauen zusammenzu­stellen. Die Us-autorin Anna Russell hat es sich vorgenomme­n. Herausgeko­mmen ist eine spannende Lektüre: 50 Reden, zwischen 1588 und 2018 gehalten. Zu Wort kommen etwa die Sklavereig­egnerin Maria Stewart, Suffragett­en wie Mary Church Terrell und Nellie McClung, Nobelpreis­trägerinne­n wie Marie Curie, Malala Yousafzai oder Ellen Johnson Sirleaf. Auch Königin Elizabeth I., Simone Veil, Margaret Thatcher, Indira Ghandi und Angela Merkel fehlen nicht. (Sieveking, 176 Seiten, 22 Euro) bew

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