Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Hoffentlich haben sie Erfolg
Mobile Impfaktionen gab es in anderen, größeren Städten schon vor einigen Monaten. Sie fanden in den Bezirken statt, in denen das Virus besonders stark auf dem Vormarsch war. Zum Beispiel in Köln-chorweiler oder in Duisburg-marxloh. Im Kreis Wesel gab es derartige Aktionen nicht, nicht zuletzt, weil niemand sagen wollte, in welchen Stadtteilen welcher Kommunen die Zahl der Infektionen besonders hoch ist. Die einen sagten, das würde gar nicht erhoben, die anderen sagten, man wolle niemanden stigmatisieren. Aber aus welchem Grund man nicht impft, ist egal.
Nun wird hoffentlich alles besser, wo so viel Impfstoff da ist, dass Portionen auch immer wieder in Mülleimern landen müssen, weil sich nicht genügend Interessenten finden. Der Kreis Wesel startet eine Impf-tour durch alle Kommunen im Kreisgebiet: Es ist eine richtige, wenngleich auch späte Entscheidung. Der Satz aber, wenn die Menschen nicht zu den Impfungen kommen, müssen die Impfungen zu den Menschen kommen, bleibt richtig. Man wünscht der Aktion vor allem viel Erfolg.
Aber dafür könnte sich die Planung der Impf-tour als zu zaghaft erweisen. Warum werden die Impfungen, bis auf eine Ausnahme, ausschließlich montags bis donnerstags durchgeführt? Und warum ausschließlich zu einer Zeit, in der üblicherweise gearbeitet wird, zwischen 10 und 15 Uhr? Es ist wohl zu vermuten, dass sich abends oder am Wochenende mehr Menschen auf den Straßen tummeln. Jedenfalls die Menschen, um die es nun geht. Von den Älteren, die zwischen 10 und 15 Uhr Zeit haben, sind schon viele geimpft. Es geht nun um die Jüngeren.
Den Slogan der Tour – „Mutig sein, Spritze rein“– muss man wohl als Scherz interpretieren, der zwar eingängig, aber doch kurios ist. Davon abgesehen, dass „Spritze“etwas unspezifisch ist und auch in anderen, dubioseren Zusammenhängen verwendet wird, fragt man sich, wieso es mutig sein soll, sich impfen zu lassen. Mut erfordert oft Überwindung, eine Impfung nur ein hochgekrempeltes T-shirt.
Die Impfaktion ist ein wichtiger Schritt in der ermüdenden Impfkampagne. Doch manches Detail in der Planung der Tour durch den Kreis verwundert.