Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Sicheres Pedelec-fahren will geübt sein
Die Kreispolizei bot mit der Kreisverkehrswacht in Schermbeck ein Verkehrssicherheitstraining an.
SCHERMBECK (hs) Immer mehr Radler haben E-bikes und Pedelecs als interessante Alternativen zu normalen Fahrrädern entdeckt. In den letzten Jahren stieg der Verkauf kontinuierlich an. Rund 1,95 Millionen elektrisch unterstützte Fahrräder wurden im vergangenen Jahr verkauft. Allerdings gibt es auch bei der elektrisch unterstützten Fortbewegung eine Schattenseite. Die Polizei im Kreis Wesel registriert eine wachsende Zahl von Unfällen, an denen Pedelec-fahrer beteiligt sind.
Die heutigen Senioren haben zwar seit ihrer Kindheit Fahrräder benutzt, aber die waren weitaus langsamer und mit viel weniger Technik versehen als die heutigen Pedelecs. Der nicht geübte Umgang mit Fahrrädern, die locker Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h erreichen, kann schnell zu Unfällen führen. Gefahren werden oft unterschätzt, nicht nur von den Fahrern, sondern auch von Fußgängern und von motorisierten Verkehrsteilnehmern. Um die Gefahren aus der Sicht des E-bike-fahrers ging es am Montag auf dem Schulhof des Schermbecker Grundschul-hauptstandorts an der Weseler Straße, wo die Kreispolizeibehörde und die Kreisverkehrswacht Tipps gaben. Drei Stunden lang leisteten Polizeihauptkommissar Adolf Grill, die Oberkommissarin Andrea Ackermann und Holger Schulz, der stellvertretende Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht einen Beitrag zum Umgang mit den schnellen Fahrrädern.
Am Simulator im Schulpavillon wurden auf einem Bildschirm kritische Stuationen dargestellt, auf die der Radler reagieren musste. Die Schnelligkeit des Filmablaufs passte sich dem Tretrhythmus des E-bike-fahrers an. Wenn plötzlich ein Autofahrer rückwärts aus einer Parklücke den Fahrradweg versperrte, wenn ein Autofahrer urplötzlich nach links abbog und dabei den Radweg kreuzte, wenn ein Fußgänger unvorhergesehen den Radweg betrat, dann musste der E-biker den Zusammenstoß vermeiden. Die meisten Radler reagierten bei dem Fahrradtyp ohne Rücktritt wenig erfolgreich. Sie hörten auf zu treten und versuchten, mit Hilfe des Rücktritts zu bremsen, statt die beidseitig angebrachten Handbremsen gleichzeitig schnell und kräftig zu bedienen. Dadurch verstrich eine zu lange Reaktionszeit vor dem eigentlichen Bremsvorgang und ein klirrendes Geräusch im Simulator signalisierte einen Zusammenstoß. An mehreren Beispielen wurde verdeutlicht, dass eine langsamere Reaktionszeit den gesamten Bremsweg potenziert.
Während die Besucher am Simulator auf einem fest montierten Fahrrad saßen, musste am Parcours mit Pedelecs auf dem Schulhof eine echte Fortbewegung durchgeführt werden. Andrea Ackermann erklärte den Teilnehmern die Unterschiede zu normalen Fahrrädern. Beim Anfahren wurde geübt, dass man erst ein Bein über den Einstiegsbereich bewegt und sich so positioniert, dass man den Sattel im Steißbeinbereich verspürt. Im Gegensatz zu einem normalen Fahrrad, bei dem eine Belastung einer Pedale nur wenig Bewegung verursacht, ist der Druck auf die Pedale beim Pedelec mit einem Schub des Elektromotors verbunden, der einen unkontrollierten Start verursachen kann, wenn man nicht gleichzeitig die Bremse bedient. Ähnliches passiert beim Absteigen, wenn man – wie es eine typische Absteigeart von Frauen zeigt – von der Pedale abhüpft und ihr beim Pedelec noch einmal einen Schub verpasst. Ausführlich wurde Bremsen geübt. Im Parcours musste aus voller Fahrt heraus so gebremst werden, dass das Pedelec möglichst in einem markierten Rechteck zum Stehen kam.
Am Stand der Kreisverkehrswacht ging es vor allem um das Thema „Sichtbarkeit bringt Sicherheit“und um die Benutzung von Fahrradhelmen. Seit einem Monat werden die Tage wieder kürzer. In der Dunkelheit steigt das Risiko zu verunglücken. Die richtige Bekleidung kann dann vorbeugen. Dunkle Kleidung reflektiert nicht gut. Besonders gut sind Westen, Armbinden und Anhänger aus reflektierendem Material oder quer und längs angebrachte Streifen auf der Kleidung.
„Man sollte sich nicht ohne Kopfschutz auf den Sattel schwingen“, empfahl Holger Schulz und gab Tipps für den passenden Fahrradhelm. Es gibt viele Ausführungen. Wichtig ist es, dass der Helm die Prüfnorm EN 1078 erfüllt. Er sollte fest und waagerecht auf dem Kopf sitzen, aber nicht drücken.
Tipps für Radler: An Zebrastreifen haben Fußgänger Vorrang, Radfahrer hingegen nicht. Wer mit dem Rad einen Zebrastreifen nutzen möchte, sollte absteigen und das Rad schieben. Auch für Fahrradfahrer gilt die angezeigte Höchstgeschwindigkeit. 20 oder 30 km/h kann man mit Rennrädern, Pedelecs oder E-bikes besonders auf ebener oder abfallender Strecke leicht erreichen.