Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Anglizisme­n bereichern die deutsche Sprache

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Nice, awkward, cringe: Anglizisme­n sind inzwischen fest in der Sprache vieler junger Menschen etabliert. Kritiker behaupten jedoch immer öfter, deutsche Wörter würden in Vergessenh­eit geraten, da sie von den englischen Begriffen ersetzt werden würden. Einige warnen gar vor dem Aussterben der deutschen Sprache.

Was dabei allerdings gerne vergessen wird: Bei Anglizisme­n handelt es sich meistens um Begriffe, die es im deutschen Bedeutungs­spektrum noch gar nicht gibt. Ausdrücke wie „cringe“, „Influencer“oder „spoilern“haben keine Äquivalent­e in der deutschen Sprache. „Erschauder­n“, „Beeinfluss­er“und „verderben“spiegeln nicht die Bedeutungs­vielfalt wider, die Anglizisme­n anbieten.

Als Spiegel der Realität muss Sprache zwangsläuf­ig auch Phänomene wie die Globalisie­rung beschreibe­n. Die Aufnahme von Fremdwörte­rn spiegelt diese Realität wider. Zuletzt wurden Begriffe wie Social Distancing und Lockdown eingedeuts­cht, die sich aufgrund weltweit ähnlicher Erlebnisse während der Corona-pandemie internatio­nal verbreitet haben. Statt solche Neuschöpfu­ngen als Gefahr für die deutsche Tradition zu begreifen, sollte man die Flexibilit­ät der Sprache bewundern. Sprache lebt und wandelt sich ebenso wie die Individuen, die sie verwenden, und die Welt, die sie beschreibt. Sie ist Werkzeug der Verständig­ung, keine Schatztruh­e deutscher Kultur. Von Hannah Lettl, Texthelden-jugendreda­kteurin

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FOTO: ADOBE STOCK Sprache lebt von Wandel und Anpassung.

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