Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Warn-nachrichten können Leben retten
„Cell Broadcasting“soll Menschen schnell und unkompliziert auf dem Handy vor Katastrophen warnen.
DÜSSELDORF (sed) Nordrhein-westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat angekündigt, das Katastrophenwarnsystem Cell Broadcast einführen zu wollen. So schnell wie möglich und im Notfall auch im Alleingang. Was ist „Cell Broadcasting“und wie funktioniert es? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist Cell Broadcasting? Der sogenannte Cell Broadcast ist ein Mobilfunkdienst, der alle Handys benachrichtigt, die sich in einer bestimmten Funkzelle befinden. Von der jeweiligen Basisstation der Mobilfunkanbieter werden Nachrichten an die Endgeräte verschickt. „Wichtig ist: Beim Cell Broadcast wird keine SMS verschickt“, sagt ein Sprecher von Vodafone. Der Cell Broadcast verteile die Nachricht an alle in der jeweiligen Funkzelle eingewählten Nutzer. Anders als die SMS, die an eine einzelne Nummer gesandt wird. Cell Broadcasting sei eine gute Ergänzung zu den bisherigen Warnsystemen, so der Vodafone-sprecher.
Was spricht für Cell Broadcasting? Die Nachrichten lassen sich an alle Personen verschicken, die ein eingeschaltetes Mobiltelefon haben. Das muss kein Smartphone sein, ein einfaches Handy reicht aus. Und die Nachricht kann auch verschickt werden, wenn die Netze überlastet sind, wie es in vielen Hochwassergebieten der Fall war. Der Cell Broadcast ist keine Eins-zu-eins-kommunikation zwischen Versender und Empfänger einer Nachricht und nimmt damit deutlich weniger Netz-kapazitäten in Anspruch als eine SMS. Außerdem lassen sich mit ihm Nutzer in einer bestimmten, eingegrenzten Region warnen.
Wie schnell kann Cell Broadcasting eingeführt werden? „Nach der möglichen Erteilung eines Auftrags würde die Einführung von Cell Broadcast nach unseren Schätzungen mehrere Monate in Anspruch nehmen“, erklärte ein Sprecher der Telekom auf Anfrage unserer Redaktion. Auch der Vodafone-sprecher betonte, die Erwartungshaltung, das System könne jetzt schnell aktiviert werden, sei falsch. Zwar seien alle Mobiltelefone theoretisch in der Lage, Cell-broadcasting-nachrichten zu empfangen, aber: „Da sind trotzdem noch einige Dinge zu berücksichtigen“. Es müsse ein Plattform für die Nachrichten geschaffen werden, mögliche Sicherheitslücken müssten geschlossen werden – zum Beispiel um dem Missbrauch durch Hacker oder Phishing vorzubeugen. Von jetzt auf gleich lasse sich das nicht umsetzen. Vodafone sei aber schon in Gesprächen mit den Behörden, habe in anderen Ländern schon Plattformen für Cell Broadcasting installiert.
Welche Rolle spielen Datenschutzaspekte bei dem System? „Da die Daten der betroffenen Personen dem System nicht bekannt sind, dürfte bei einer sachgemäßen Verwendung einer Cell-broadcast-warnung keine datenschutzrechtlich bedenkliche Verarbeitung erfolgen“, schreibt die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit in Nordrhein-westfalen auf Anfrage unserer Redaktion. Anders ausgedrückt: Datenschutzbedenken gibt es keine.