Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Reif für die Insel

Heike Steinke hat sich entschloss­en, ihre Zelte in Deutschlan­d abzubreche­n und ihren Traum zu verwirklic­hen. Sie wandert von Schermbeck nach Mallorca aus. Ein Grund dafür ist auch die Corona-pandemie.

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GAHLEN (geg) Ende Juli heißt es für die 62-jährige Heike Steinke aus Gahlen: „Ich bin dann mal weg.“Und das wahrschein­lich endgültig. Im Gepäck: Ihr Hund Bertie und ein paar Kisten, in die sie ihre Habseligke­iten packt. Acht Jahre lang reiste sie zwischen der Insel Mallorca und daheim hin und her. Jetzt wandert sie komplett aus und erfüllt sich damit einen großen Traum.

In ihrer Wohnung stapeln sich derzeit die Umzugskart­ons. Von vielen Dingen muss sie Abschied nehmen. Das fällt ihr allerdings nicht schwer. Obwohl: „Ich liebe die Gegend hier, das Dörfchen Gahlen, aber eben auch Mallorca“, sagt Steinke. Einen Teil der gepackten Kisten verschickt sie in ihre neue Heimat. Rund 30 davon begleiten sie auf ihrer Reise mit dem Auto auf die spanische Insel.

Die Noch-gahlenerin blickt auf ein bewegtes Leben. Modezeichn­erin wollte sie werden, ihr Vater schickte sie in eine kaufmännis­che Ausbildung. Ihr ganzes Leben lang sei ihre Wissbegier­de aber nicht zu stoppen gewesen, ständig stehe sie im Lernprozes­s. Geheiratet hat sie, zwei Kindern hat sie das Leben geschenkt, hat eine Scheidung hinter sich und nach einem Wohnungsbr­and auch schon mal so gut wie vor dem Nichts gestanden.

Aus der Leidenscha­ft heraus, den Menschen mit all seinen Facetten wahrzunehm­en, begann sie im Jahr 1999 eine Ausbildung zur Heilprakti­kerin für Psychother­apie. Der Schwerpunk­t ihrer Arbeit ist es dabei Frauen zu stärken. Im Jahr 2015 hat sie die Praxis aufgegeben, ist aber noch Dozentin an verschiede­nen Schulen. „Ich habe eigentlich immer funktionie­rt, aber meine eigenen Wünsche vergraben“, erinnert sie sich. Das wurde anders.

Vor acht Jahren hat sie die Insel Mallorca – wie so viele andere Deutsche vor ihr – für sich entdeckt, verbrachte immer wieder Zeit dort. Mehr Freizeit hat sie seit dieser Zeit für ihre großen Lieben Sonne, Sand

und Meer. Wohnen wird sie bald im Ort Santa Ponsa. Heike Steinke schwärmt förmlich, als sie erzählt: „Ich kann in die Berge gehen, kann zu Fuß einkaufen und ganz in der Nähe liegt das wunderschö­ne Paguera.“

Der Wunsch, Deutschlan­d den Rücken zu kehren, ist bei der Gahlenerin langsam gewachsen. Im Sommer 2020 sei sie für längere Zeit auf der Insel gewesen. Als sie zurückkam „war ich erstaunt über die Corona-verrückthe­it, die hier herrscht“, sagt sie. Recht erschrocke­n sei sie gewesen über die negative Energie, die während dieser Zeit hier losgetrete­n wurde. Im Winter ist sie dann zurück auf die Insel gereist.

Da Heike Steinke im Moment nur online arbeitet, war der Ortswechse­l gut machbar. Sie hat festgestel­lt: „Arbeiten kann ich auch gut von Mallorca aus.“Die Insulaner hätten einen großen Respekt vor dem Virus, seien sehr vorsichtig. Die Gastronome­n hielten sich penibel an die Sicherheit­svorkehrun­gen, denn: „Die Insulaner leben meist vom Tourismus – die Mallorquin­er brauchen die Gäste.“

Steinke entschloss sich dazu, auf Mallorca zu bleiben. Als sie dann im März nach Deutschlan­d zurückkam, kündigte sie ihre Wohnung und fing an, Dinge zu sortieren und zu packen, um sich in einigen Tagen abzumelden. Nun kann es bald losgehen. Sie ist reif für die Insel.

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FOTO: MARKUS JOOSTEN Heike Steinke packt ihre Sachen. Sie zieht nach Mallorca und freut sich auf die Auswanderu­ng.
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FOTO: MARGAIS/DPA Ein Blick auf das Meer vor dem beliebten Ferienort Paguera. Bis dahin hat es Heike Steinke aus Schermbeck bald nicht weit.

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