Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Landwirt macht sich Sorgen um die Flöth
WASSERWIRTSCHAFT Wilfried Pins bewirtschaftet den Klothenhof in Menzelen-ost. Seit die Alpsche Ley renaturiert wurde, liege der Graben trocken, sagt er.
ALPEN Obwohl er sich freut, dass die Lineg in der Alpschen Ley dank des von Bund und Land geförderten Renaturierungsprogrammes Insekten und anderen Kleintieren wieder neuen Lebensraum verschafft, ärgert sich Wilfried Pins ein wenig. Der Biolandwirt bewirtschaftet in dritter Generation im Nebenerwerb den Klothenhof in Menzelen-ost – und der liegt an der Flöth. Oder auch „Schwarzer Graben“genannt. Ein Bach, den es gegeben hat, seit Pins denken kann. Ein Bach, der sich mit der Alpschen Ley ein Bett teilt – bis zur Sekundarschule in Alpen: Ab da teilt sich der Bachlauf, die Alpsche Ley biegt links ab nach Alpen, die Flöth verläuft rechts durch Drüpt, Rill und Menzelen und mündet in Poll in den Altrhein.
So weit, so gut. Nur leider wird das Wasser in der Flöth immer weniger, sagt Biolandwirt Pins und zeigt auf eine Messlatte, die die Linksniederrheinische Entwässerungs-genossenschaft vor ein paar Jahren unterhalb der Brücke platziert hat, die zu seinem Hof führt. Sie zeigt den Wasserstand an – wenn denn Wasser da ist. Früher lag die Messlatte im Schnitt bei 30 Zentimetern; „die Flöth hat mal mehr, mal weniger Wasser geführt“. Zum Beweis zeigt er ein Foto, das er 2009 gemacht hat. Da ist die etwa zwei
Meter breite Flöth gut voll. „Seitdem der Bachlauf in Alpen fertiggestellt wurde, wird das Wasser in der Flöth immer weniger“, hat Wilfried Pins beobachtet. „Die Solvay pumpt viel ab, durch die Bergsenkungen passt das Fließniveau nicht mehr.“
Zurzeit steht die Messlatte auf Null. Denn die Flöth ist trocken. Durch das fehlende Wasser hätten viele Tiere ihre Lebensgrundlage verloren, es seien auch schon einige Bäume vertrocknet. „Das mag zwar auch durch die Trockenheit der letzten Jahre verursacht worden sein“, räumt der Biolandwirt ein. Er ist mit seinen Geschwistern auf dem Klothenhof groß geworden, „in dem Bach haben wir als Kinder gebadet. Wenn er zugefroren war, sind wir dort Schlittschuh gelaufen, haben Eishockey gespielt.“Früher, da stand das Wasser in der Regel 50 Zentimeter hoch, erinnert sich Wilfried Pins, dessen Großmutter den Hof damals von ihrem Onkel geerbt hat und den der 58-Jährige von seinem Vater übernommen hat. Er ist seit 20 Jahren Biolandwirt im Nebenerwerb, hält 40 Rinder, vermarktet eigenes Fleisch. 25 Hektar Land gehören zum Klothenhof, „hauptsächlich Grünland, ein bisschen Ackerbau“, sagt Pins, der sein eigenes Getreide anbaut und zum Teil verkauft.
Einmal im Jahr, im Herbst, mäht die Lineg den Bach aus, befreit ihn
von Gräsern und Brennnesseln. Die Flöth, sagt der Biolandwirt, die wird es auch in Zukunft geben. Aber sie wird wohl kein Wasser mehr führen. „Vielleicht kommt durch die Bergsenkungen und die Umleitung an der Sekundarschule gar kein Wasser mehr an.“Denn als Anlieger der Flöth habe er feststellen müssen, dass „während der Bauarbeiten und eines Schützenfestes in Alpen das Wasser für vier Tage plötzlich verschwand“. Pins vermutet, dass man scheinbar doch Einfluss auf den Wasserstand der Flöth nehmen kann. Darum bittet er die zuständigen Behörden, „den Wasserstand wieder zu verbessern, damit man auch hier wieder Lebensraum für Insekten schafft und irgendwann den Sinn des Liedes ,In Menzelen an der Flöth’ wieder versteht“.
„In dem Bach haben wir als Kinder gebadet. War er zugefroren, sind wir Schlittschuh gelaufen“Wilfried Pins Biolandwirt