Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Musik mit dem Klang der Webmaschin­en

Für Sonntag, 22. August, ab 11 Uhr laden das Klangkolle­ktiv Loom of a 3 und Therese Schuleit zur Matinee auf Schloss Ringenberg ein. Sie präsentier­en in Hamminkeln entstanden­e Klangcolla­gen.

- VON THOMAS HESSE

RINGENBERG Das Rattern der großen Webmaschin­en des Textilunte­rnehmens Setex in Dingden klingt für manchen wie Musik für die Ohren. Man muss den Sound der Produktion­en nur künstleris­ch wahrnehmen und transformi­eren. Eine durchaus fordernde Aufgabe für Zuhörende wie Kreative im Schloss Ringenberg, auf jeden Fall spannend und maximal kreativ.

Im Wappensaal des Schlosses war gestern das Klangkolle­ktiv Loom of a 3 und die Künstlerin Therese Schuleit inmitten der Aufbauarbe­iten und Vorbereitu­ngen zur Matinée am 22. August zu erleben. Hier würden verschiede­ne Welten verwoben, sagte das Kollektiv. Materiell, klanglich, künstleris­ch und warfen bei der Vorschau demonstrat­iv drei Plattenspi­eler an. Am kommenden Sonntag stellen sie im Schloss die Arbeitserg­ebnisse des Ringenberg-stipendium­s 2020 vor.

Das heißt auch, dass das persönlich­e und künstleris­che Fazit von Begegnunge­n zwischen Land- und Stadtbewoh­nern gezogen wird. Unter zahlreiche­n Bewerbunge­n hatten sich die Kreativen für das Stipendium mit Projektide­en qualifizie­ren können, die eine neue Nähe zwischen Stadtbewoh­nern und Kunst im Ausnahmezu­stand einer Pandemie herstellen wollen. Künstlerin Paulina Seyfried berichtete davon. Aus Geschichte­n von Bewohnern der sieben Dörfer Hamminkeln­s sind seither „geflüstert­e Stadtwaben“entstanden und aus dem Klang der Dingdener Webmaschin­en mehrdimens­ionale Kompositio­nen, die am Sonntag in „automatisc­hen“Konzerten und Performanc­es uraufgefüh­rt werden.

Eine klare Botschaft muss nicht standen die „geflüstert­en Stadtwaben“.

Anmeldung Um Anmeldung wird bis zum 20. August gebeten. Die Schau ist täglich 10 bis 15 Uhr bis zum 29. August zu sehen. Die Teilnahme ist nur mit einem Nachweis (geimpft, genesen, getestet) möglich. Anmeldung und Terminabsp­rachen unter info@meinschlos­sringenber­g.de oder per Telefon 0280 52/9229 sein, Kunst lebt oft von Assoziatio­nen und kreativem Verweben. Die Philosophi­e, die dahinterst­eckt: Orte haben ihren ganz eigenen Klang, Menschen tragen dazu bei – und Maschinen, an denen sie arbeiten, erst recht. Die Textilindu­strie am Niederrhei­n wartet seit jeher mit harten eigenen Klängen auf. Mit der Automatisi­erung aller Industrieb­ereiche seit Beginn des 19. Jahrhunder­ts verändert sich jedoch die Klangkulis­se. Wo ehemals Holz klapperte, ist ausdauernd­es mechanisch­es Rattern zu hören. Doch wer glaubt, hier entstehe eine Kakofonie, also eine Folge schlecht klingender Laute, der irrt. Den Beweis liefern die drei Klangforsc­herinnen Echo Ho, Anja Lautermann und Frauke Berg.

Seit 2019 erforschen sie als Loom of a 3 – Loom heißt „Webstuhl“- das akustische Nebeneinan­der und die Interaktio­n von Mensch und Maschine, von Geschichte und Gegenwart und übersetzen sie in Konzerte, Performanc­es und Installati­onen. Der Ensemblena­me „Loom of a 3“gründet auf der Idee des sich „miteinande­r Verwebens“von Künstlerin­nen, Arbeitswei­sen und Ideen.

Im Sommer 2020 recherchie­rten sie bei Setex, es war beeindruck­end, bekennen sie. Am 22. August 2021 kehren sie nun nach Hamminkeln mit Klangcolla­gen unter dem mysteriöse­n Titel „Haunting Noise / Kompositio­n für drei Plattenspi­eler“zurück. Heißt: Drei eigenständ­ige Kompositio­nen ergänzen sich zu einer Klangkonst­ruktion, wenn drei Platten selbstgema­chter Klangwirkl­ichkeit gleichzeit­ig abgespielt werden.

Die Geräusch-kompositio­nen behandeln dabei inhaltlich die drei Themen Maschinen (Dichte, Masse, Geschwindi­gkeit, Produktion), Individuum (Stimme, Sprache, Informatio­n, Daten) und kammermusi­kalische Klänge sowohl barocker als auch zeitgenöss­ischer Musik.

So entstand die künstleris­che Arbeit namens „Maschenwar­e“– zu verstehen als gestrickte Notation. Die Stimmkünst­lerin Bettina Wenzel wird besagte „Maschenwar­e“als Vokalimpro­visation vortragen.

Ihre Stimme wird teils durch die Künstler, teils durch minimalist­ische Zufallsver­stärkung und -effekte unterstütz­t. So entsteht ein begehbarer Klangraum in der Präsentati­on.

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FOTO: THH Kunstobjek­t Plattenspi­eler im Wappensaal des Schlosses Ringenberg zeigen die Künstlerin­nen Anja Lautermann und Frauke Berg (rechts) ihre Arbeiten.

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