Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Flic Flac bleibt sechs Monate auf den „Dünen“
Bevor die ehemalige Güterbahnhofsfläche entwickelt wird, laufen ab 5. Oktober die „Permanent!“-shows des Duisburger Kult-zirkus.
DUISBURG-WALSUM Das nennt man dann wohl eine Win-win-situation: Da das formale Bauleitverfahren für die „Duisburger Dünen“sich noch eine ganze Weile hinziehen wird, bleibt das Güterbahnhofsgelände erst einmal brach liegen. In zwei Jahren könnte der Bebauungsplan rechtskräftig sein. Und weil wegen Corona eine herkömmliche Zirkus-tournee noch immer unmöglich erscheint, macht der Zirkus Flic Flac nun für sechs Monate das Gelände zur Showbühne. Dementsprechend froh zeigten sich Flic Flac-direktorin Tatjana Kastein und Geschäftsführer Uwe Struck auf der einen und Oberbürgermeister Sören Link sowie Gebag-chef Bernd Wortmeyer auf der anderen Seite.
Uwe Struck machte keinen Hehl daraus, dass die Gebag als Eigentümerin der Fläche dem Kult-zirkus bei der Miete entgegen gekommen ist. „Dazu entfallen auch Transportund Reisekosten wie bei einer normalen Tournee. Wir waren ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen und sind es immer noch – nicht zuletzt dank der Corona-hilfen und des aktuellen Programms ,Neustart Kultur’.“Schwierig wird es trotzdem. So ist auch für Flic Flac Corona zum Kostenfaktor geworden. Das neue, achtmastige Zelt mit vier Rundbögen fasst 1050 Sitzplätze, verkauft werden aber nur jeweils rund 500 Karten pro Vorstellung. „Das würde im Zweifelsfall auch eine Belegung im Schachbrettmuster ermöglichen“, so Struck. Das neue Zelt ist so konzipiert, dass auch beim Verlassen der Zuschauer möglichst Distanz gewahrt werden kann. Auch der Toilettenwagen wurde neu gebaut – coronakonform mit Einzelkabinen. Allerdings sieht keine Toilette aus wie die andere. Es gibt eine rosafarbene, eine mit 21 Monitoren oder eine goldene mit entsprechender Lampe aus Marokko, die der technische Leiter aus seinem Heimatland mitgebracht hat.
Die Vorfreude auf einen Neustart nach Corona ist Direktorin Tatjana Kastein anzumerken. „Die Artisten, die eineinhalb Jahre in ihrer Heimat warten mussten, fiebern ihren nächsten Auftritten schon entgegen. Am 6. September beginnen wir mit den Proben.“Artisten und Mitarbeiter wohnen in Wohnmobilen und gelben Wohncontainern, von denen rund 50 auf einem Platz neben den Zelten stehen.
Flic Flac-fans dürfen sich auf Bekanntes, aber auch auf einige Neuerungen freuen. „Das Todesrad mit Weltklasse-artisten aus Kolumbien ist wieder dabei, natürlich auch die Bmx-fahrer und die Motorradfahrer im Globe of Speed. Außerdem spielen Livebands“, berichtet Tatjana Kastein. Die zweifache Mutter, die wie ihre Schwester Larissa im Zirkus Flic Flac groß geworden ist, tritt nun selbst nicht mehr auf. Wie bei ihrem Vater Benno Kastein ist für sie der Zirkus zum Lebensmittelpunkt geworden. Inzwischen ist der Sitz von Flic Flac in Großenbaum, große Teile des Equipments werden in der Schlosserei und Werkstatt des Zirkus in Walsum hergestellt. Das gilt auch für die neue Bestuhlung, die zwar schon installiert ist, aber noch ohne Hussen und Sitzpolster.
Dass Flic Flac nicht nur Duisburger, sondern Menschen aus der ganzen Region – und darüber hinaus – anlockt, ist bekannt. „Der Vorverkauf ist gut angelaufen“, so Geschäftsführer Struck. „Zwei große Firmen haben direkt zwei komplette Vorstellungen gekauft – inklusive 450 Übernachtungen für ihre Mitarbeiter in Duisburger Hotels.“
Los geht’s mit der Premiere am 5. Oktober. Das ist so etwas wie der 32. Geburtstag von Flic Flac, denn an diesem Tag vor 32 Jahren gab es die erste Vorstellung. Wer sich Tickets im Vorverkauf sichert – zum Beispiel unter www.flicflac.de – bekommt keinen festen Sitzplatz zugewiesen. Den kann man erst kurz vorher buchen – je nachdem, welche Sitzordnung dann möglich ist.