Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kinderstück mit zu simpler Lösung
Mathias Spaan inszeniert an der Burghofbühne das Klima-stück „ Sommer°“.
DINSLAKEN (mt) Hitzefrei. Das Wort sorgt für ein Lachen auf den Gesichtern von Schülern. Die Temperaturen für einen Besuch im Freibad stimmen, für den Unterricht in der Schule ist es dagegen zu heiß. Doch was ist, wenn sich dieser Zustand über Wochen hinzieht, wenn es noch im Oktober so warm ist, dass die Schule ausfällt? Dann wird das eigentlich Schöne zur Bedrohung, sorgt für Angst. Dieses Szenario greift Mathias Spaan in seinem Kinder- und Jugendstück „Sommer°“auf, das er für die Burghofbühne geschrieben hat.
Eigenlicht sollte die Premiere im vergangenen November sein. Doch Corona durchkreuzte die Pläne der Theatermacher. Nun fand sie am Freitag im Ledigenheim statt. Temperaturrekorde in Südeuropa, vernichtende Waldbrände und die Hochwasserkatastrophe zeigen wie aktuell das aufgegriffene Thema ist. Klimaschutz spielt auch im Wahlkampf für die Bundestagswahl am 26. September eine große Rolle.
Es geht in dem Stück um Anni. Die Zehnjährige bekommt die Veränderung hautnah zu spüren, sieben Wochen Hitzefrei haben Spuren hinterlassen. Es macht keinen Spaß mehr. Sie weiß, es ist bedrohlich, nicht nur weil ein Freund mit seinen Schuhen im aufgeweichten Asphalt kleben bleibt. Denn sie hat auch Angst um ihren kleinen Bruder. Nach seiner Geburt war er nur ein paar Tage zuhause, wurde krank und wird seitdem im Krankenhaus behandelt. Seine Temperatur muss dringend sinken, bekommt sie mit. Anni spürt, dass die Welt aus dem
Ruder läuft, sie macht sich Sorgen und sucht nach Auswegen.
Antonia Dreeßen als Anni und Tom Gerngroß, der in unterschiedliche Rollen schlüpft, den Vater, den Onkel Hannes, den Schulleiter und weitere Personen darstellt, überzeugen. Sie können aber nicht darüber hinwegspielen, dass die Lösungen und Erklärungen, die der Autor anbietet, zu einfach daherkommen.
Am Ende steht zwar „Man muss immer erst mal bei sich selbst anfangen. Da kannste schon ‘ne Menge erreichen“, damit hat er auch recht. Wenn aber Kindern und Jugendlichen auf der Bühne gezeigt wird, du brauchst nur auf deinen Burger zu verzichten, damit du zum Klimaschutz beitragen kannst, ist es zu wenig. Angedeutet wird, was dem
Klima schadet: die Flugzeuge, die Fabriken. Aber die Lösung, die präsentiert wird, ist zu einfach.
Das Stück ist der Beginn für weitere Überlegungen und Diskussionen. Die Sorgen und Ängste von Anni sind nachvollziehbar, auch weil der Klimawandel Realität ist. Nur müssen jetzt alle gemeinsam anfangen, die Ursache zu bekämpfen, damit der Sommer wieder das wird, was er war: Die schönste Zeit des Jahres, mit angenehm warmen Temperaturen und mit Schwimmbad-besuchen. Und keine Zeit mit Extremen.
Inszenierung und Bühne: Mirko Schombert, Kostüme: Sandra Nienhaus; Bühne: Marko Neuen, Musik: Gerhard Kappelhoff.