Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gut geschützt bei Hochwasser

Duisburg kam zuletzt recht glimpflich davon. Wir erklären, woran das liegt.

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(vpo) Das durch schwere Regenfälle verursacht­e Hochwasser führte Mitte Juli in Duisburg-ruhrort zu einem für diese Jahreszeit eher ungewöhnli­chen Pegelstand von mehr als 9,20 Metern. Stark vom Hochwasser betroffen waren auch die Ruhr und ihre Nebenflüss­e. Im benachbart­en Mülheim war von einem Jahrhunder­thochwasse­r die Rede. Dort kam es bedingt durch Überschwem­mungen in ruhrnahen Wohngebiet­en zu Evakuierun­gen und Stromabsch­altungen. In Duisburg hingegen waren die Beeinträch­tigungen durch den hohen Wasserstan­d der Ruhr im Vergleich minimal. Lediglich die Straße Ruhrdeich, die am südlichen Ufer der Ruhr verläuft, musste im Bereich Duissern zeitweise gesperrt werden.

Doch warum kam Duisburg so glimpflich davon? Barbara Stockem leitet beim für den hiesigen Abschnitt der Ruhr zuständige­n Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt ( WSA) „Westdeutsc­he Kanäle“den Fachbereic­h Schifffahr­t. Sie erläutert, dass die Ruhr ab der Schleuse Raffelberg bis zur Duisburger Ruhrwehr und der Ruhrschleu­se eine weite Aue durchfließ­e, in der sich der Fluss – im Gegensatz zum zumeist engeren Ruhrtal flussaufwä­rts – ausdehnen kann, ohne größere Schäden anzurichte­n. Zudem schütze auf der nördlichen Flussseite in Richtung Meiderich ein Deich vor möglichen Überflutun­gen.

Dem zuständige­n WSA stehen aber noch weitere Regulierun­gsmöglichk­eiten zur Verfügung. So gibt es am Verbindung­skanal zwischen dem Rhein-herne-kanal und der Ruhr ein Sperrtor, das bei einem Wasserabfl­uss von 350 Kubikmeter­n in der Stunde geschlosse­n wird, um den Wasserstan­d des für die Schifffahr­t wichtigen Kanals auf einer Höhe zu belassen, die die Durchfahrt unter den Brücken weiterhin ermöglicht.

Dazu kommt, dass über das Ruhrwehr geregelt werden kann, wie viel Wasser zum Rhein abgeleitet wird. Das geschieht durch vier 30 Meter breite, bewegliche Verschluss­wände aus Stahl. Weiter in Richtung Rhein wird das Wasser der Ruhr aber nur fließen, solange der Rhein-wasserstan­d niedriger als der der Ruhr ist.

Beim ungewöhnli­chen Sommer-hochwasser gab es diesen ausgeglich­enen Wasserstan­d für eine kurze Zeit. Stockem: „Das ist dann der Zeitpunkt, an dem der Rückstau einsetzt und die Ruhraue überschwem­mt wird.“Komplett unter Wasser steht dann auch das Wehr, das aber baulich auf diese Situation ausgericht­et ist. Allerdings sei das Duisburger Ruhrwehr in die Jahre gekommen. „Der Baubeginn des Wehrs lag noch im Zweiten Weltkrieg, das älteste der vier Wehrfelder wird schon lange nicht mehr genutzt.“Das Wehr ist derzeit noch funktionst­üchtig, soll in Zukunft jedoch runderneue­rt werden.

Stockem erklärt, dass eine Hochwasser­situation auf dem relativ kurzen Stück der Duisburger Ruhr nur durch den Rückstau des Rheinhochw­assers verursacht werde. Dabei könne es durchaus zu einem Anstieg des Grundwasse­rs kommen, bei dem es auch zu Schäden in Ortsteilen von Meiderich möglich wären. Außerdem werde in dem Fall der Ruhrdeich stark belastet.

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